Abstract
Eine Epiphysenfugenverletzung entsteht durch ein direktes oder indirektes Trauma und betrifft meist Kinder und junge Erwachsene vor dem Abschluss des Knochenwachstums. Die Wachstumsfuge (zwischen Epiphyse und Metaphyse), in der durch proliferatives Knorpelwachstum das Längenwachstum und anschließend die Verknöcherung stattfinden, ist gegenüber Scherkräften besonders empfindlich. Ruhe- und Bewegungsschmerz, Schwellung sowie Hämatom sind als klinische Zeichen sehr allgemein und oft nicht stark ausgeprägt, wodurch die Gefahr der Fehldiagnose besteht. Aufgrund der unvollständigen Ossifikation ist die Diagnose mittels Röntgentechnik meist schwierig, sodass ein Röntgenbild der Gegenseite zum Vergleich helfen kann. Eine wichtige Komplikation sind Knochenwachstumsstörungen.
Epidemiologie
- Kinder und junge Erwachsene vor dem Abschluss des Knochenwachstums
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Klassifikation
Nach Aitken bzw. Salter-Harris
- Aitken 0 / Salter-Harris I = Epiphyseolyse ohne Begleitfraktur
- Aitken I / Salter-Harris II = (Partielle) Epiphyseolyse mit begleitender Aussprengung eines metaphysären Fragments
- Aitken II / Salter-Harris III = Epiphysenfugenfraktur (partielle Epiphyseolyse mit Begleitfraktur)
- Aitken III / Salter-Harris IV = Fraktur durch Epi- und Metaphyse (mit epi-metaphysärem Fragment)
- Aitken IV / Salter-Harris V = Axiale Stauchung der Epiphysenfuge → Crush-Verletzung (schlechte Prognose)
Symptome/Klinik
- Ruhe- und Bewegungsschmerz
- Schwellung
- Hämatom
Aufgrund der oft gering ausgeprägten klinischen Symptome besteht die Gefahr einer Fehldiagnose!
Diagnostik
- Konventionelles Röntgen: Unvollständige Ossifikation → erschwerte Röntgendiagnostik (insb. Aitken IV)
- MRT: Bei unklarem Befund
Therapie
- Aitken 0 und I
- Konservative Therapie mittels Ruhigstellung im Gips
- Bei stärkerer Dislokation oder Begleitverletzungen operative Therapie wie bei Aitken II/III
- Aitken II und III
- Operative Therapie: Spickdrahtosteosynthese oder Zugschrauben mit anschließender Ruhigstellung im Gips
- Aitken IV
- Konservative Therapie mit Ruhigstellung im Gips (schlechte Prognose mit häufiger Wachstumshemmung)
Komplikationen
- Wachstumsstörungen (vor allem bei Aitken II und III)
- Beispiel OSG:
- Innenknöchelfraktur ⇒ Varusfehlstellung
- Außenknöchelfraktur ⇒ Valgusfehlstellung
- Beispiel OSG:
- Wachstumshemmung (häufig bei Aitken IV)
- Überschießendes Wachstum (selten)
- Epiphyseolyse
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.