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DGIM - Klug entscheiden in der Pneumologie

Letzte Aktualisierung: 16.12.2025

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Initiative

Die Initiative „Klug entscheiden“ wurde 2015 von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) ins Leben gerufen, inspiriert durch die amerikanische „Choosing Wisely“-Initiative. Ihr Ziel ist es, durch Aufklärung über Über- und Unterversorgung die medizinische Versorgung zu verbessern.
„Klug entscheiden“ fokussiert auf diagnostische und therapeutische Maßnahmen, die entweder zu häufig oder zu selten angewendet werden – obwohl sie entweder nicht nötig oder tatsächlich erforderlich wären. Ziel ist es, die Qualität der Versorgung zu steigern.
Die „Klug entscheiden“-Empfehlungen entstehen durch einen transparenten Prozess, der Vorschläge aus Fachgesellschaften sowie Konsensuskonferenzen mit Experten und Patientenvertretern umfasst. Diese Empfehlungen werden regelmäßig aktualisiert, um sicherzustellen, dass sie auf dem neuesten Stand der medizinischen Versorgung sind.
Die Empfehlungen basieren auf wissenschaftlicher Evidenz und bestehenden Leitlinien.

Weitere Schwerpunkte

Positiv-Empfehlungentoggle arrow icon

Pneumonie in der Notaufnahme

Bei Patienten mit Pneumonie soll in der Notaufnahme die Therapie entsprechend der Zuordnung zu einer der drei Formen erfolgen.

  • a) Ambulant erworben (community-acquired pneumonia, CAP) außerhalb des Krankenhauses, Patient immunkompetent.
  • b) Nosokomial erworben (hospital-acquired pneumonia, HAP) im Krankenhaus (> 48 h nach Krankenhausaufnahme oder in den ersten 3 Monaten nach Krankenhausentlassung), Patient immunkompetent.
  • c) Unter Immunsuppressionerworben (pneumonia in the immunosuppressedhost) außerhalb oder im Krankenhaus, Patient immunsupprimiert.
  • Von dieser Einteilung sind die einzuleitende Diagnostik und die antiinfektive Therapie abhängig.
    • „Ambulant erworbene Pneumonien“ und „nosokomiale Pneumonien“ unterscheiden sich grundlegend in klinischer Präsentation, Schweregradverteilung, ihrem zu erwartenden Erreger- und Resistenzspektrum sowie der Prognose.
    • Von diesen ist die Gruppe der „Pneumonie unter Immunsuppression“ abzugrenzen. Diese geht mit einem Keimspektrum einher, das definierte „opportunistische Erreger“ einschließt (1).

1. Ewig S, et al.: Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, des Kompetenznetzwerks CAPNETZ, der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin und der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie. Pneumologie 2016; 70: 151–200.

Unverzügliche Therapieeinleitung bei schwerer ambulant erworbener Pneumonie

Bei Patienten mit schwerer ambulant erworbener Pneumonie soll unverzüglich eine Antibiotikatherapie eingeleitet werden.

  • Die Letalität der schweren ambulant erworbenen Pneumonie beträgt bis zu 30 % und wird durch den Beginn der antibiotischen Therapie wesentlich mitbeeinflusst. Die Einleitung einer adäquaten Antibiotikatherapie sollte bei diesen Patienten nicht durch weitere diagnostische Maßnahmen verzögert werden, sondern direkt nach Abnahme von Blutkulturen erfolgen.
  • Die initiale kalkulierte antimikrobielle Therapie muss breit angelegt sein und soll initial intravenös erfolgen.
  • Der Schweregrad einer ambulant erworbenen Pneumonie kann durch den CRB-65-Score abgeschätzt werden, der die Kriterien Verwirrtheit (confusion, C), Atemfrequenz ≥ 30 (respiratory Rate, R), Blutdruck (B) ≤ 60 diastolisch oder ≤ 90 systolisch und Alter ≥ 65 beinhaltet. Pro Kriterium wird 1 Punkt vergeben und ab einem Score von 1–2 wird eine stationäre Behandlung empfohlen (2).

1. Ewig S, et al.: Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, des Kompetenznetzwerks CAPNETZ, der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin und der Schweizerischen Gesellschaft für Pneumologie. Pneumologie 2016; 70: 151–200.
2. Bauer TT, Ewig S, Marre R, Suttorp N, Welte T: CRB-65 predicts death from community acquired pneumonia. I Intern Med 2006; 260: 93–101.

Lungenfunktionsprüfung bei Rauchern

Jeder Raucher soll eine Messung der Lungenfunktion erhalten.

  • Inhalatives Zigarettenrauchen ist die häufigste Ursache einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Nur durch eine objektive Messung der Lungenfunktion lassen sich auch frühe Stadien einer COPD diagnostizieren.
  • Eine frühe Therapie, die obligat auch das Angebot einer Tabakrauchentwöhnung beinhaltet, verbessert die Prognose.
  • Die Spirometrie bietet darüber hinaus die Chance, diejenigen Raucher zu identifizieren, die das höchste Risiko kardiorespiratorischer Erkrankungen haben und am meisten von präventiven Strategien profitieren. (1–3)

1. Young RP, Hopkins R, Eaton TE: Forced exspiratory volume in one second: not just a lung function test but a marker of premature death from all causes. Eur Respir J 2007; 30: 616–22.
2. Stavem K, Aaser E, Sandvik L, et al.: Lung function, smoking and mortality in a 26-year follow-up of healthy middle-aged males. Eur Respir J 2005; 25: 618–25.
3. Anthonisen NR, Skeans MA, Wise RA, et al.: The effects of a smoking cessation intervention on 14.5-year mortality: a randomized clinical trial. Ann Intern Med 2005; 142: 233–9.

Rauchentwöhnung anbieten

Jedem Raucher mit einer chronischen Lungenerkrankung soll eine strukturierte Tabakrauchentwöhnung angeboten werden.

1. Anthonisen NR, Skeans MA, Wise RA, et al.: The effects of a smoking cessation intervention on 14.5-year mortality: a randomized clinical trial. Ann Intern Med 2005; 142: 233–9.
2. Andreas S, Batra A, Behr J, Chenot JF, Gillissen A, et al.: Tabakentwöhnung bei COPD. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Pneumologie 2014; 68: 237–58.
3. Jimenez-Ruiz CA, Andreas S, Lewis KE, et al.: Statement on smoking cessation in COPD and other pulmonary diseases and in smokers with comorbidities who find it difficult to quit. Eur Respir J 2015; 46: 61–79.

Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken

Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen sollen ab dem 60. Lebensjahr gegen Influenza und Pneumokokken geimpft werden.

  • Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen komplizierten Verlauf von Influenza- und Pneumokokkeninfektionen.
  • Die Impfungen sind für diesen Personenkreis, (u.a. Asthma, COPD oder Emphysem) gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) anzubieten.
    • Die Influenzaimpfung ist eine sichere Präventionsmaßnahme, die in Deutschland zu wenig genutzt wird. Pneumokokken sind nach wie vor der häufigste Erreger der ambulant erworbenen Pneumonie.
    • Eine Pneumokokkenimpfung soll als Indikationsimpfung für die Risikogruppe der Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen durchgeführt werden. Diese Risikogruppe umfasst häufig ältere Patienten über 65 Jahre. Für diese Altersgruppe konnte kürzlich gezeigt werden, dass der 13-valente Konjugatimpfstoff effektiv ist in der Prävention von Vakzine-typischen, bakteriämischen und nicht-bakteriämischen, ambulant erworbenen Pneumokokkenpneumonien. (1–4)

1. Ewig S, Höffken G, Kern WV, Rohde G, Flick H, et al.: S3 Leitlinie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention – Update 2016. Pneumologie 2016; 70: 151–200.
2. Bonten MJM, Huijts SM, Bolkenbaas M, Webber, C, Patterson S, et al.: Polysaccharide Conjugate Vaccine against Pneumococcal Pneumonia in Adults. N Engl J Med 2015; 372: 1114–25.
3. Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI). Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, Epidemiologisches Bulletin Nr. 34, 24. August 2015.
4. Ewald H, Briel M, Vuichard D, Kreutle V, Zhydkov A, Gloy V: Klinische Wirksamkeit von Pneumokokken-Konjugatimpfstoffen. Dtsch Arztebl Int 2016; 113(9): 139–46.

Pneumologische Rehabilitation nach COPD-Exazerbation

Nach einer akuten Exazerbation einer COPD, die zu einem Krankenhausaufenthalt führte, soll eine pneumologische Rehabilitation erfolgen.

  • Die Exazerbation einer COPD verschlechtert die Prognose der Erkrankung und vermindert signifikant die Lebensqualität der betroffenen Patienten.
  • Es ist seit Jahren bekannt, dass durch eine pneumologische Rehabilitation die Rate von Rehospitalisationen sinkt, die Lebensqualität steigt und selbst die Überlebensrate sich verbessert. Dennoch wird sie nur bei einem sehr geringen Anteil der wegen einer akuten Exazerbation einer COPD stationär behandelten Patienten durchgeführt.
  • Dabei ist eine pneumologische Rehabilitation, die zu einer Verbesserung der körperlichen Aktivität führt, nach einer Cochrane-Analyse höchst effektiv: Die „Number Needed to Treat“ (NNT) um eine Rehospitalisation innerhalb von 25 Wochen zu verhindern beträgt 4, die NNT, um in 107 Wochen einen Todesfall an COPD zu verhindern, ist 7. (1–5)

1. Puhan MA, Gimeno-Santos E, Scharplatz M, Troosters T, Walters EH, Steurer J: Pulmonary rehabilitation following exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease (Review) 39, Copyright © 2011 The Cochrane Collaboration. Published by JohnWiley & Sons, Ltd.
2. Glaab T, et al.: Guideline-based survey of outpatient COPD management by pulmonary specialists in Germany. Int J COPD 2012; 7: 101–8.
3. Maddocks M, Kon S, Singh S, Man W: Rehabilitation following hospitalisation in patients with COPD: can it reduce admissions. Respirology 2015; 20: 395–404.
4. He M, Yu S, Wang L, Lv H, Qiu Z: Efficiency and safety of pulmonary rehabilitation in acute exacerbation of chronic obstructive pulmonary disease. Med Sci Monit 2015; 21: 806–12.
5. van Ranst D, Stoop WA, Meijer JW, Otten HJ, van de Port IG: Reduction of exacerbation frequency in patients with COPD after participation in a comprehensive pulmonary rehabilitation program. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2014; 9: 1059–67.

Ausschluss eines Schlafapnoesyndroms

Bei Adipösen, Diabetikern, Patienten mit Vorhofflimmern und Patienten mit Hypertonie, die über Schnarchen berichten, soll die Diagnostik zum Ausschluss eines Schlafapnoesyndroms erfolgen.

1. Myers KA, Mrkobrada M, Simel DL: Does this patient have obstructive sleep apnea? The Rational Clinical Examination systematic review. JAMA 2013; 310: 731–41.
2. Chervin RD: Sleepiness, fatigue, tiredness, and lack of energy in obstructive sleep apnea. Chest 2000; 118: 372–9.
3. Davies RJ, Ali NJ, Stradling JR: Neck circumference and other clinical features in the diagnosis of the obstructive sleep apnoea syndrome. Thorax 1992; 47: 101–5.
4. Randerath WJ, Hein H, Arzt M, Galetke W, Nilius G, Penzel T, Rasche K, Rühle KH, Mayer G: Consensus paper on the diagnosis and treatment of sleep disordered breathing. Pneumologie 2014; 68: 106–23.
5. Chirinos JA, Gurubhagavatula I, Teff K, et al.: CPAP, Weight loss, or both for obstructive sleep apnea. N Engl J Med 2014; 370: 2265–75.

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Keine langandauernde Steroidtherapie bei COPD-Exazerbation

Bei einer akuten COPD-Exazerbation soll keine langandauernde Steroidtherapie, sondern ein Prednisolonstoß für fünf Tage durchgeführt werden.

  • Die Definition einer akuten Exazerbation bei COPD ist erfüllt, wenn es zu einer akuten, über mindestens zwei Tage anhaltenden Verschlechterung der respiratorischen Symptome mit der Notwendigkeit einer Intensivierung der Therapie kommt.
  • Zwar verkürzen systemische Steroide die Exazerbationszeit sowie die Krankenhausverweildauer und führen zu Verbesserungen der Lungenfunktion sowie der Oxygenierung, werden aber im klinischen Alltag häufig überdosiert und zu lange appliziert.
  • Nach Leilinienempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie sowie der GOLD-Strategie, sollen systemische Kortikosteroide bei einer klinisch schweren Exazerbation über fünf Tage und nicht höher dosiert als 50 mg Predniso lonäquivalent pro Tag eingesetzt werden (1–3).
  • Kontrovers ist die Diskussion über den Einsatz von Antibiotika, die nur bei klinischen Hinweisen auf eine bakterielle Infektion eingesetzt werden sollten.

1. DGP Leitlinie zur Diagnostik, Prävention und Therapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), 24. Januar 2018, https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-006.html.
2. Global strategy for the diagnosis, management and prevention of chronic obstructive pulmonary disease 2019 REPORT. https://goldcopd.org.
3. Leuppi JD, Schuetz P, Bingisser R, et al.: Short-term vs conventional glucocorticoid therapy in acute exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease. JAMA 2013; 309: 2223–31.

Keine oralen Cephalosporine zur Initialtherapie der CAP

Orale Cephalosporine sollen nicht zur Initialtherapie bei ambulant erworbener Pneumonie (CAP) verwendet werden.

1. Ewig S, Höffken G, Kern WV, et al.: Management of adult community-acquired pneumonia and prevention – Update 2016. Pneumologie 2016; 70: 151–200.
2. Ben-Ami R, Rodríguez-Baño J, Arslan H, et al.: A multinational survey of risk factors for infection with extended-spectrum betalactamase-producing enterobacteriaceae in non-hospitalized patients. Clin Infect Dis 2009; 49: 682–90.
3. Creutz P, Kothe H, Braun M, et al.: Failure of ambulatory treatment in CAP patients leading to subsequent hospitalization and its association to risk factors – prospective cohort study. J Pulmon Resp Med 2013; 3: 1–7.

Therapie der unkomplizierten Bronchitis

Eine akute unkomplizierte Bronchitis bei Patienten ohne chronische Lungenerkrankung soll nicht mit einem Antibiotikum behandelt werden.

1. Hurst JR, Saleh AD: Neither anti-inflammatory nor antibiotic treatment significantly shortens duration of cough in acute bronchitis compared with placebo. Evid Based Med 2014; 19: 98.
2. Llor C, Moragas A, Bayona C, Morros R, Pera H, Plana-Ripoll, O, Cots J, Miravitlles M: Efficacy of anti-inflammatory or antibiotic treatment in patients with non-complicated acute bronchitis and discoloured sputum: randomized placebo controlled trial. BMJ 2013; 347: f5762.

Vorgehen bei V.a. Lungenembolie

Bei einer niedrigen klinischen Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Lungenembolie und negativen D-Dimeren soll keine CT-Angiographie der Lunge durchgeführt werden.

  • Bei einer niedrigen klinischen Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Lungenembolie (z.B. Wells-Score = 4) und einem negativen Testergebnis für D-Dimere ist eine Lungenembolie weitgehend ausgeschlossen. Es sollte in diesem Fall auf eine Angio-CT verzichtet und dem Patienten die Strahlenexposition erspart werden.
  • Seit Einführung der Angio-CT zur Diagnose einer Lungenembolie gab es in den USA Hinweise, dass mehr klinisch wenig bedeutsame Embolien diagnostiziert wurden. Es zeigte sich aber auch eine signifikante Zunahme von Blutungskomplikationen durch die Antikoagulation. (1-4)

1. Fesmire FM, Brown MD, Espinosa JA, Shih RD, Silvers SM, Wolf SJ, Decker WW: Critical issues in the evaluation and management of adult patients presenting to the emergency department with suspected pulmonary embolism. Ann Emerg Med 2011; 57: 628–52, e675.
2. The Christopher Study Investigators: Effectiveness of managing suspected pulmonary embolism using an algorithm combining clinical probability, D-dimer testing, and computed tomography. JAMA 2006; 295: 172–9.
3. Roy P-M, Colombet I, Durieux P, Chatellier G, Sors H, Meyer G: Systematic review and meta-analysis of strategies for the diagnosis of suspected pulmonary embolism. BMJ 2005; 331: 259.
4. Wiener RS, Schwartz LM, Woloshin S: Time trends in pulmonary embolism in the United States: evidence of overdiagnosis. Arch Intern Med 2011; 171: 831–7.

Anwendung von Inhalationssystemen

Bei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD soll eine Therapie mit Inhalatoren nicht begonnen oder geändert werden, ohne dass der Patient im Gebrauch des Inhalationssystems geschult ist und die korrekte Anwendung der Inhalatoren überprüft wurde.

  • Die Anwendung von Medikamenten zur Therapie obstruktiver Atemwegserkrankungen per inhalationem ist von großem Vorteil, da wesentlich geringere effektive Dosen direkt an den Wirkort gebracht werden können. Mangelnder Erfolg der inhalativen Therapie bei Asthma und COPD ist aber nicht selten auf eine inkorrekte Anwendung der Inhalatoren zurückzuführen. Dies führt zur Verschreibung weiterer Medikamente und erhöht die Behandlungskosten.
  • Auch der Wechsel auf andere Inhalationssysteme kann zu falscher Anwendung führen. Kritische Fehler in der Anwendung der Geräte sind sehr häufig und führen zu schlechter Symptomkontrolle, erhöhtem Risiko von stationärer Behandlungsnotwendigkeit, Verordnung oraler Corticosteroide und Antibiotika.
  • Die sorgfältige Auswahl adäquater Inhalationssysteme, eine auch wiederholte Schulung im Gebrauch der manchmal komplizierten Inhalatoren, helfen, viele Probleme zu vermeiden. (1,2)

1. Laube BL, Janssens HM, de Jongh FHC, Devadason SG, Dhand R, et al.: What the pulmonary specialist should know about the new inhalation therapies. Eur Respir J 2011; 37: 1308–417.
2. Melani AS, Bonavia M, Cilenti V, Cinti C, Lodi M, et al.: Inhaler mishandling remains common in real life and is associated with reduced disease control. Respir Med 2011; 105: 930–8.

Indikation zur Langzeit-Sauerstofftherapie

Bei Patienten, denen im Krankenhaus wegen einer akuten Verschlechterung ihrer Erkrankung eine Langzeit-Sauerstofftherapie verordnet wurde, soll ohne Überprüfung der Notwendigkeit (weiter andauernde Hypoxämie) keine Weiterverordnung erfolgen.

  • Nicht selten bessert sich die Hypoxämie nach Erholung nach einer akuten Erkrankung. Fortdauernde Langzeit-Sauerstofftherapie verursacht unnötige Kosten und verbraucht Ressourcen ohne Nutzen für den Patienten.
  • Bereits bei Entlassung aus dem Krankenhaus sollte ein Plan mitgegeben werden, wann der Patient erneut auf das Vorliegen einer andauernden Hypoxämie untersucht werden sollte. Dies soll nach spätestens drei Monaten erfolgen. (1–3)

1. Hardinge M, Annandale J, Bourne S, Cooper B, Evans A, et al.; British Thoracic Society guidelines for home oxygen use in adults. British Thoracic Society Home Oxygen Guideline Development Group; British Thoracic Society Standards of Care Committee. Thorax 2015; 70 Suppl 1: i1–43.
2. Koehler U, Hildebrandt O, Jerrentrup L, et al.: Die Langzeit-Sauerstoff-Therapie (LTOT) – Was sollten Arzt, Versorger und Krankenkasse wissen? Pneumologie 2014; 68: 193–8.
3. Eaton TE, Grey C, Garrett JE: An evaluation of short-term oxygen therapy: the prescription of oxygen to patients with chronic lung disease hypoxic at discharge from hospital. Respir Med 2001; 95: 582–7.

CT-Screening für Lungenkrebs

CT-Screening für Lungenkrebs soll bei Patienten mit einem niedrigen Risiko nicht durchgeführt werden.

  • Lungenkrebs ist die dritthäufigste Krebsart und die häufigste zum Tode führende Krebserkrankung in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Patienten werden erst im metastasierten Stadium an Lungenkrebs diagnostiziert.
  • Die Niedrigdosis Lungen-CT kann das Risiko vermindern, an Lungenkrebs zu versterben. Dies gilt nachweislich nur für Menschen im Alter von 55–74 Jahren, die mindestens 30 Packungsjahre Zigaretten geraucht haben und die entweder weiterrauchen oder innerhalb der letzten 15 Jahre aufgehört haben.
  • Für Patienten außerhalb dieses Indikationsbereichs sollte in Betracht gezogen werden, dass das CT-Screening auch eine Reihe möglicher negativer Folgen haben kann: Eine hohe Rate falsch-positiver Befunde (also das Vorliegen von Veränderungen ohne Nachweis eines Lungenkrebs) und die Strahlenbelastung. (1–4)

1. Aberle DR, Adams AM, Berg CD, et al.: Reduced lung-cancer mortality with lowdose computed tomographic screening. N Engl J Med 2011; 365: 395–409. 32. Bach PB, Mirkin JN, Oliver TK, Azzoli CG, Berry DA, et al.: Benefits and harms of CT screening for lung cancer: a systematic review. JAMA 2012; 307: 2418–29.
2. Veronesi G, Maisonneuve P, Bellomi M, Rampinelli C, Durli I, Bertolotti R, Spaggiari L: Estimating overdiagnosis in low-dose computed tomography screening for lung cancer: a cohort study. Ann Intern Med 2012; 157: 776–84.
3. Humphrey LL, Deffebach M, Pappas M, Baumann C, Artis K, Mitchell JP, Zakher B, Fu R, Slatore CG: Screening for lung cancer with low-dose computed tomography: a systematic review to update the U.S. Preventive Services Task Force recommendation. Ann Intern Med 2013; 159: 411–20.
4. Herth FJF, Hoffmann H, Heussel CP, et al.: Lungenkrebs-Screening – Update 2014. Pneumologie 2014; 68: 781–83.

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