Abstract
Die axilläre Plexusblockade ist ein peripheres Regionalanästhesieverfahren der oberen Extremität, das schmerzhafte Eingriffe an der Hand und dem Unterarm ermöglicht. Das Ziel ist die Blockierung der Nerven aus dem Plexus brachialis oberhalb der Axilla in der Nähe der A. axillaris. Dies führt zu einer temporären Analgesie im Versorgungsgebiet von N. radialis, N. medianus, N. ulnaris, N. musculocutaneus und N. cutaneus antebrachii medialis. Obwohl das Verfahren aufgrund seiner niedrigen Komplikationsrate häufig angewendet wird, kann die Durchführung erschwert sein, da die Nerven nicht direkt nebeneinander liegen und ihre Lage relativ variabel ist.
Dieses Kapitel fokussiert sich auf den praktischen Ablauf. Für allgemeine Informationen siehe:
Anatomische Grundlagen
Relevante Nerven des Plexus brachialis [1]
Relevante Nerven des Plexus brachialis bei der axillären Plexusblockade | ||
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Verlauf der Nerven des Plexus brachialis | ||
Ursprung |
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Pars supraclavicularis |
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Pars infraclavicularis |
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Suffiziente Blockade | Keine Blockade | |
Endäste |
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Die relevanten Nervenbahnen der axillären Plexusblockade durchlaufen den Plexus brachialis und vereinigen sich (nach ihrer Aufteilung in den Faszikeln) auf Höhe der Axilla zu peripheren Nerven und Endästen!
Punktionsort [2]
- Äußere Leitstrukturen
- Innere Leitstrukturen
- Gefäße: A. axillaris und Vv. axillares
- Knochen: Humerus
- Muskeln
- Faszien/Sehnen
- Faszie zwischen M. biceps brachii und M. coracobrachialis
- Gemeinsame Sehne des M. latissimus dorsi und des M. teres major („Conjoint Tendon“)
Anatomie der Nerven am Punktionsort der axillären Plexusblockade | ||
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Typische Lage zur A. axillaris | Verlauf | |
N. radialis | Medial hinter der A. axillaris | Gemeinsame Gefäß-Nerven-Scheide |
N. medianus | Lateral vor der A. axillaris | |
N. ulnaris | Medial vor der A. axillaris | |
N. musculocutaneus | Lateral der A. axillaris | Meist außerhalb der gemeinsamen Gefäß-Nerven-Scheide |
N. cutaneus antebrachii medialis | Medial vor der A. axillaris |
Der N. radialis liegt meist hinter der A. axillaris, der N. medianus und N. ulnaris jeweils lateral und medial vor der A. axillaris! [2][3][4]
Der N. musculocutaneus verläuft i.d.R. außerhalb der gemeinsamen Gefäß-Nerven-Scheide und muss daher separat blockiert werden! [1]
Ausbreitungsgebiet
Sensible Blockade unter axillärer Plexusblockade [1]
Sensible Blockade bei axillärer Plexusblockade | ||
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Haut | Knochen [3][5] | |
N. radialis |
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N. medianus |
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N. ulnaris |
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N. musculocutaneus |
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N. cutaneus antebrachii medialis |
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Eine axilläre Plexusblockade erfasst hauptsächlich den N. radialis, N. medianus, N. ulnaris sowie den N. musculocutaneus und N. cutaneus antebrachii medialis – der N. axillaris wird nicht erfasst! [1]
Indikation
- Schmerzhafte Prozeduren: Im Bereich der Hand (inkl. Finger und Handgelenk) und des Unterarms (inkl. Ellenbogen) [2]
- Beispieleingriffe
- Osteosynthese
- Dekompression, bspw. offene Karpaldachspaltung bei Karpaltunnelsyndrom
- Fasziotomie, bspw. bei Morbus Dupuytren (Dupuytren-Kontraktur)
- Shunt-Anlage in der Gefäßchirurgie
- Besonderheiten
- Geeignet auch für dringliche Eingriffe
- Geeignet für ambulante Prozeduren [1]
- Beispieleingriffe
- Weitere Indikationen: Anlage eines axillären Plexuskatheters zur
- Sympathikolyse (bspw. zur besseren Durchblutung der betroffenen Extremität)
- Prophylaxe von chronischen Schmerzzuständen
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)
- Phantomsensationen (Postamputationsschmerz)
Die axilläre Plexusblockade eignet sich nur für Eingriffe am Unterarm bzw. an der Hand, da der Oberarm nicht vollständig betäubt wird!
Kontraindikation
- Allgemeine Kontraindikationen siehe: Regionalanästhesie - Kontraindikation
- Spezielle Kontraindikationen: Keine
- Ungeeignete operative Maßnahmen
- Unterarmschaftfraktur
- Oberarmschaftfraktur und distale Humerusfraktur
- Olecranonfraktur
- Eingriffe mit Naht der größeren Arterien oder Nervennaht
- Eingriffe mit erforderlicher postoperativer Beurteilung der Nerven
Zur operativen Versorgung einer peripheren Nervenverletzung ist meist eine Allgemeinanästhesie zu bevorzugen! [6]
Es werden die wichtigsten Kontraindikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Material und Medikamente
Material [3][7]
- Infiltrationsanästhesie
- Kanüle, bspw. 26 G (möglichst dünn)
- 2-mL-Spritze, alternativ 5-mL-Spritze
- Plexusblockade: Basis-Set , zusätzlich [4]
- Single-Shot-Technik
- Ultraschallgestütztes Vorgehen: Punktionskanüle 22 G (0,7 mm) × 50 mm mit 30° Kanülenschliff und Schraubkonnektor
- Out-of-Plane-Technik: Standard-Kanüle
- In-Plane-Technik: Echogene Kanüle
- Nervenstimulationsverfahren: Stimulationskanüle mit Kabel, bspw. Stimuplex® mit 30° Kanülenschliff, 22 G (0,7 mm) × 50 mm
- Ultraschallgestütztes Vorgehen: Punktionskanüle 22 G (0,7 mm) × 50 mm mit 30° Kanülenschliff und Schraubkonnektor
- Kathetertechnik
- Kanüle mit 20° Kanülenschliff, 18 G (1,3 mm) × 50 mm
- Katheter, Katheterkupplung, Filter und Befestigungsmaterial
- Single-Shot-Technik
- Sterile Arbeitsweise [8]
- Steriles Lochtuch
- Desinfektionsmittel
- Steriles Abdecktuch bei Katheteranlage
- Steriler Schallkopfüberzug
- Mund-Nasen-Schutz
- Kopfhaube
- Steriler, langärmeliger Kittel (bei Anlage eines Katheters)
- Sterile Handschuhe
- Ultraschallgestütztes Verfahren [2]
- Ultraschallgerät mit linearem Schallkopf (10–18 MHz, Eindringtiefe: 2–7 cm)
- Steriler Überzug, Gel
- Verbandsmaterial: Pflaster bzw. entsprechende Befestigungsmaterialien bei der Katheteranlage
- Material für Notfälle
- Beatmungsbeutel und -maske
- Material und Medikamente zur Durchführung einer endotrachealen Intubation
- Material und Medikamente zur Durchführung einer Rapid Sequence Induction
- Material für Atemwegskomplikationen (Guedel-Tubus, Wendl-Tubus, Larynxmaske, Bougie)
Bei einer axillären Plexusblockade sind grundsätzlich die Hygieneempfehlungen für Regionalanästhesieverfahren zu beachten! [8]
Medikamente [2][4][9]
- Oberflächliche Infiltrationsanästhesie: Bspw. Prilocain 1% 5 mL oder Mepivacain 1% 5 mL
- Lokalanästhetikum
- Gesamtvolumen: 20–30 mL bei ultraschallgestützten Verfahren, 30–50 mL bei Verfahren mit Nervenstimulation
- Prilocain 1% für kurze Eingriffe und ambulante Verfahren
- Bupivacain 0,5% für längere Eingriffe
- Zur Verlängerung der Wirkdauer bei längeren Operationen zusätzlich Clonidin 75 μg [9]
- Alternativen
- Ropivacain 0,75%
- Mepivacain 1% bei Schwangeren, bestehender Anämie oder koronarer Herzerkrankung [4]
- Katheterverfahren
- Für die initiale Blockade: Prilocain 1% 30 mL
- Für die kontinuierliche Gabe: Infusionsbeutel Ropivacain 0,2% 200 mL zur Applikation über eine Pumpe
- Gesamtvolumen: 20–30 mL bei ultraschallgestützten Verfahren, 30–50 mL bei Verfahren mit Nervenstimulation
- Notfallmedikamente
- 20%ige Lipidemulsion zur Behandlung einer systemischen Lokalanästhetika-Intoxikation [10]
- Medikamente zur Kreislaufunterstützung, siehe
Vorbereitung
Räumlichkeit und Personal
- Ort: Vorbereitungsraum im OP-Bereich oder Aufwachraum mit Möglichkeit zur Überwachung
- Personal: Durchführende und anreichende Person (i.d.R. ärztliches und pflegerisches Personal)
- Geräte
- Überwachungsmonitor mit vollständigem Zubehör
- Pulsoxymetrie- und EKG-Kabel
- Klebeelektroden
- Manschette für nicht-invasive Blutdruckmessung
- Ultraschallgerät und/oder Nervenstimulator
- Technische Möglichkeit zur Beatmung und Reanimation
- Sauerstoffversorgung (Wandanschluss oder Flasche) im Raum
- Defibrillator (in erreichbarer Nähe)
- Überwachungsmonitor mit vollständigem Zubehör
Patientenvorbereitung [2][3]
Monitoring und Gefäßzugang
- Basismonitoring
- Anlage eines peripheren Venenverweilkatheters
- Lokalisation: Kontralateraler Arm (distaler Unterarm oder Handrücken)
- Anschluss einer balancierten Vollelektrolytlösung
Lagerung und Positionierung
- Lagerung
- Patient:in in Rückenlage
- Oberarmabduktion des betroffenen Arms um ca. 90°
- Beugung des Arms im Ellenbogengelenk um 90°
- Ggf. frei hängenden Ellenbogen seitlich mit einem Tisch oder Armschiene und weicher Unterlage stützen
- Kopf leicht zur Gegenseite gedreht
- Positionierung
- Tischhöhe ermöglicht aufrechte Haltung der durchführenden Person während der Prozedur
- Durchführende Person steht auf Brusthöhe an der Seite des zu betäubenden Arms
- Ultraschallgerät steht auf der gegenüberliegenden Seite (neben dem Kopf der zu punktierenden Person)
- Standort der durchführenden Person, Punktionsstelle und Ultraschallgerät bilden eine Linie
Der Standort der durchführenden Person sollte so gewählt werden, dass sowohl Punktionsstelle als auch Ultraschallmonitor bequem einsehbar sind!
Hygienische Vorbereitung / Aseptisches Vorgehen [8]
Aufsuchen der Punktionsstelle
- Landmarken [2]
- Axilla
- M. pectoralis major
- Palpable Lücke zwischen M. coracobrachialis und A. axillaris
- Ultraschalluntersuchung („Scouting“ oder „Vorschallen“) [3]
- Durchführung bspw. parallel zur Patientenvorbereitung
- Schallkopf möglichst proximal in der Axilla auf M. pectoralis major ansetzen
- Leitstruktur: Pulsierende A. axillaris
- A. axillaris im Querschnitt zentral einstellen
- Orientierende Identifizierung der Nerven [11]
- Punktionsstelle mit wasserfestem Stift markieren [3]
Ablauf/Durchführung
Sicherheitscheck
- Aufklärung zur Regionalanästhesie erfolgt?
- Gerinnungs- und Medikamentenanamnese erfolgt?
- Allergien abgefragt?
- Art der Operation und korrekte Seite überprüft?
- Periphere Venenverweilkanüle: Lage und Funktion geprüft?
- Ultraschallgerät: Betriebsbereit?
- Materialien für Punktion und Medikamente: Vollständigkeit und korrekte Zusammenstellung überprüft?
- Präoperative Nüchternzeiten eingehalten?
- Allgemeiner Sicherheitscheck gemäß Surgical Safety Checklist durchgeführt?
Infiltrationsanästhesie [12][13]
- Betäubung der Haut mit dünner Kanüle (bspw. 26 G) durch oberflächliche Injektion von Mepivacain 1% oder Prilocain 1% 2–5 mL
- Single-Shot-Technik: Durchführung optional, da die Lokalanästhesie gleichzeitig im Rahmen der eigentlichen axillären Plexublockade mit ausreichend dünner Punktionskanüle erfolgen kann
- Katheter-Technik: Durchführung empfohlen, da der Durchmesser der Punktionskanüle i.d.R. größer und damit schmerzhafter ist
Ultraschallgestütztes Vorgehen [2][3][14]
Unmittelbare Vorbereitung
- Ultraschallkopf steril ablegen
- Punktionskanüle über Schraubverbindung an Verlängerungsschlauch anschließen
- Ende des Verlängerungsschlauchs der Assistenz anreichen
- Assistenz entlüftet Verlängerungsschlauch und Kanüle mit Lokalanästhetikum
Nervenlokalisation [11]
- Schallkopf ansetzen: Proximal in der Axilla auf den M. pectoralis major (idealerweise oberhalb der vorab markierten Stelle)
- Leitstruktur identifizieren: Pulsierende A. axillaris
- Schallkopf zentrieren: Querschnitt der A. axillaris in der Mitte des Ultraschallbildes positionieren
- Seitenpositionierung des Schallkopfes überprüfen
- Venen identifizieren: Komprimieren durch Druck des Schallkopfes oder Doppler-Sonografie
- Nerven identifizieren
Axilläre Plexusblockade – Nervenlokalisation im Ultraschall [4] | |||
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Nerv | Lage zur A. axillaris | Darstellung im Ultraschallbild | Verlauf bzw. Backtracing |
N. radialis |
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N. medianus |
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N. ulnaris |
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N. musculocutaneus |
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N. cutaneus antebrachii medialis |
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Der Plexus brachialis variiert individuell auf Höhe der Punktionsstelle, was die Identifikation der Strukturen erschweren kann!
Punktion [11][15]
- Allgemeine Grundsätze
- Bei unsicherer Identifikation der Kanüle im Ultraschallbild zunächst überprüfen, ob sie sich grundsätzlich in der Schallebene befindet
- Ein Vorschieben der Punktionskanüle erfolgt nur bei sicherer Identifikation der Nadelspitze
- Da sich die Zielstruktur der axillären Plexusblockade nicht in der Nähe der Pleura befindet, kann sowohl die Out-Of-Plane-, als auch die In-Plane-Technik verwendet werden
- Ansetzen der Kanüle direkt in der Mitte vor dem Schallkopf
- Um Mehrfachpunktionen der Haut zu vermeiden, bietet sich eine Einstichstelle zwischen N. musculocutaneus und N. medianus an
- In-Plane-Technik
- Ansetzen der Kanüle seitlich oberhalb des Schallkopfes
- Durch leichte Veränderungen des Schallkopfwinkels die Punktionskanüle in die Schallebene bringen
Die Punktionskanüle wird nur bei sicherer Identifikation der Nadelspitze vorgeschoben!
Bei pleurafernen Punktionszielen wie der axillären Plexusblockade kann sowohl die Out-of-Plane- als auch die In-Plane-Technik angewandt werden!
Applikation des Lokalanästhetikums [2][9]
- „Klassische“ axilläre Plexusblockade (perineurale Injektion bzw. Multiinjektionstechnik)
- Prinzip: Nerven werden einzeln aufgesucht und mit Lokalanästhetikum umspült
- Durchführung
- Aspirationsprobe vor jeder einzelnen Lokalanästhetika-Gabe
- Keine Injektion bei hohem Widerstand
- Reihenfolge: Zuerst tiefe, anschließend oberflächliche Nerven umspülen
- N. radialis mit 5 mL Lokalanästhetikum umspülen
- N. ulnaris, N. medianus und N. cutaneus antebrachii medialis mit jeweils 4–5 mL Lokalanästhetikum umspülen
- N. musculocutaneus mit 4–5 mL Lokalanästhetikum umspülen
- Siehe: Nervenlokalisation im Ultraschall bei der axillären Plexusblockade
- Kanüle beim Wechsel zwischen den einzelnen Nerven subkutan belassen
- Perivaskuläre axilläre Plexusblockade (perivaskuläre Injektion) [14][16]
- Prinzip: Einmalige perivaskuläre Injektion von Lokalanästhetikum dorsal der A. axillaris ohne Aufsuchen der einzelnen Nerven
- Selten genutzte Technik ohne relevanten Vorteil zur „klassischen“ axillären Plexusblockade
Keinesfalls die Injektion fortsetzen, wenn keine Ausbreitung des Lokalanästhetikums sichtbar oder ein hoher Widerstand spürbar ist!
Vorgehen mit Nervenstimulation [11][17]
- Unmittelbare Vorbereitung
- Klebeelektrode für das Nervenstimulationsgerät platzieren
- Punktionskanüle über Schraubverbindung an Verlängerungsschlauch anschließen
- Enden des Verlängerungsschlauchs und des Kabels der assistierenden Person anreichen
- Nervenstimulationsgerät anschließen und einschalten (Einstellungen: Stimulationsfrequenz 2 Hz, Stromstärke 1,0 mA, Stimulationsbreite 0,1 ms)
- Punktion
- Tastbare Leitstruktur: Pulsierende A. axillaris
- Punktionsort zwischen M. coracobrachialis und A. axillaris
- Mit der Stimulationskanüle die Haut punktieren und vorsichtig vorschieben (unter visueller Kontrolle der Punktionsstelle und des gesamten Arms)
- Lokalisation der Nerven unter intermittierender Aspiration durch Assistenzperson [2]
- Aufsuchen des N. musculocutaneus anterior der A. axillaris (Reizantwort: Flexion des Unterarms)
- Aufsuchen des N. radialis dorsal der A. axillaris (Reizantwort: Extension der Finger I–V)
- Aufsuchen der Nerven N. medianus, N. ulnaris (Reizantwort: Flexion der Finger I–III bzw. der Finger IV und V) und N. cutaneus antebrachii medialis oberhalb der A. axillaris
- Nach Auslösen der jeweiligen Reizantwort: Nadel optimieren bis zu einer Amplitude von 0,5 mA
- Ist eine Stimulation auch unter 0,5 mA möglich, Nadel vorsichtig zurückziehen, bis Reizantwort unter 0,5 mA geringer wird
- Applikation des Lokalanästhetikums [4]
- Aspirationsprobe
- Applikation von jeweils 4–6 mL Lokalanästhetikum nach dem einzelnen Aufsuchen der Nerven und Optimierung der Nadelspitze (Amplitude bei 0,5 mA)
- Nach Injektion des Lokalanästhetikums den Nervenstimulator zunächst eingeschaltet lassen und die Punktionskanüle nicht herausziehen
- Bei korrekter Applikation verschwindet die Reizantwort
- Bei Wiederauftreten der Reizantwort: Verdacht auf intravasale Injektion
- Treten bei der Injektion Schmerzen oder Parästhesien auf, die Punktionskanüle 1 mm zurückziehen
Eine (deutliche) Muskelkontraktion bei einer Stromstärke <0,5 mA ist ein möglicher Hinweis auf eine intraneurale Kanülenlage!
Bei der Nervenlokalisation mittels elektrischer Stimulation nie gleichzeitig die Stromstärke und die Position der Punktionskanüle verändern - Änderungen der Reizantwort können ansonsten nicht verlässlich beurteilt werden!
Weitere Vorgehensweisen
- Landmarkengestütztes Vorgehen
- Prinzip: Orientierung mithilfe anatomischer Landmarken, ohne Zuhilfenahme technischer Geräte (Ultraschallgerät, Nervenstimulationsgerät) [1]
- Klinische Relevanz: Heutzutage obsolet
- Dual-Guidance-Vorgehen
- Prinzip: Ultraschallgestütztes Vorgehen mit gleichzeitiger Nervenstimulation
- Klinische Relevanz: In Deutschland bisher untergeordnet, in der Schweiz etabliert [18]
Die landmarkengestützte Punktion gilt heutzutage als obsolet aufgrund besserer Alternativen mit einer höheren Patientensicherheit!
Erfolgskontrolle
- Austestung der Hyposensibilität
- Applikation eines Kältereizes
- Applikation eines atraumatischen Schmerzreizes, bspw. Zwicken der Haut
- Austestung der motorischen Blockade
Anlage eines axillären Plexuskatheters [4][9][14]
Die Anlage eines Katheters erfolgt bei der axillären Plexusblockade selten. Die optimale Position richtet sich nach dem erwünschten Ausbreitungsgebiet (nahe am entsprechenden Nerven).
- Vorschub des Katheters ca. 3 cm über Nadelspitze [2]
- Rückzug der Kanüle unter gleichzeitigem Fixieren des Katheters
- Unter weiterhin sterilen Bedingungen vor Entfernung der sterilen Abdecktücher
- Katheter vor Dislokation schützen
- Katheterfilter spülen
- Katheterkupplung an Katheter-Ende anbringen
- Aspirationsprobe
- Bei negativer Aspirationsprobe: Katheterfilter auf die Kupplung schrauben
- Applikation von 3–5 mL Lokalanästhetikum, Kontrolle der Ausbreitung unter Ultraschall
- Katheterlage unter Ultraschall ggf. korrigieren
- Filter mit Verschlussstopfen versehen
- Katheter mit Pflaster sicher fixieren
- Beim Entfernen des Lochtuches auf die Pflaster der Einstichstelle und Fixierung des Katheters achten
- Nach Entfernung des Lochtuches den Punktionsbereich trocknen und den Katheterfilter fixieren
- Pflaster überprüfen
- Pumpeneinstellungen überprüfen: Initiale Laufrate 4–6 mL/h [2]
- Pumpe mit Katheter verbinden und einschalten
Dokumentation [3]
- Dauer: Datum und Uhrzeit (von Beginn bis Ende)
- Vitalparameter: Vor, während und nach der Punktion
- Punktionstechnik
- Ultraschallgestütztes Verfahren oder Nervenstimulation
- Punktionskanüle: Typ und Größe
- Verlauf der Punktion
- Auffälligkeiten: Bspw. vorbestehende Parästhesien oder neurologische Defizite
- Problemlose Punktion: Kein Blut, keine Parästhesie
- Eindringtiefe der Punktionskanüle
- Bei Nervenstimulation: Stimulationsmuster und Nachlassen der muskulären Reizantwort
- Aspirationsprobe: Negativ oder positiv
- Komplikationen
- Mehrfachpunktionen
- Blutige Punktionen
- Injektionsschmerz
- Parästhesien
- Bei Katheteranlage: Einlagetiefe des Katheters
- Medikamente: Wirkstoff, Konzentration und Menge
- Erfolg der Prozedur: Ausbreitung der Anästhesie
Nach Applikation des Lokalanästhetikums
- Lagerung des Arms mit geeigneter Polsterung (Vermeidung von Druckstellen)
- Patient:in darauf hinweisen, dass der Arm möglichst nicht bewegt werden sollte, ggf. Fixierung des Arms
Problemmanagement
Schwierigkeiten bei Durchführung einer axillären Plexusblockade [4][11] | |||
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Anzeichen | Mögliche Ursachen | Management | |
Erschwerte Nervenlokalisation |
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Mangelnde Kooperationsfähigkeit |
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Blutige Punktion |
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Verletzung von Nerven bzw. Nervenschäden (selten) |
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Unzureichende Wirkung |
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Unzureichende Wirkdauer |
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Die axilläre Plexusblockade ist ein vergleichsweise komplikationsarmes Regionalanästhesieverfahren, da keine anatomische Nähe zu kritischen Strukturen wie Pleura oder N. phrenicus besteht!
Nachsorge
Überwachung
- Ort: Aufwachraum oder andere geeignete Räumlichkeiten
- Personal: Verfügbarkeit anästhesiologischen Personals obligat
- Monitoring: Basismonitoring der Vitalparameter
- Überprüfung der Rückläufigkeit der Blockade: Zeitliche Reihenfolge
- Vibrationsempfinden
- Motorik
- Lagesinn
- Tastsinn bzw. Berührungsempfinden
- Schmerzempfinden
- Temperaturempfinden
- Autonome Gefäßregulation
Entlassung aus dem Aufwachraum
- Allgemeine Entlasskriterien siehe: Aldrete-Score
- Spezielle Entlasskriterien
- Rückläufigkeit der Blockade
- Aufklärung: Besondere Aufmerksamkeit bei Bewegungen des betroffenen Arms, Aufklärung über mögliche Komplikationen
Verlaufskontrolle
- Anästhesiologische Visite (bspw. am Abend des OP-Tages): Erneute Kontrolle von Sensibilität und Motorik
- Bei Auffälligkeiten: Unmittelbare Abklärung bzw. Therapie
Entlassung in die Häuslichkeit nach ambulanter axillärer Plexusblockade [19]
- Allgemeine Entlasskriterien siehe: Aldrete-Score [20][21][22]
- Spezielle Entlasskriterien
- Rückläufigkeit der Blockade: Ausreichende Rückbildung der sensiblen und motorischen Blockade für eine sichere Mobilisierung
- Monitoring: Unauffällige Vitalparameter (Kreislauf, Atmung, Bewusstsein) für mind. 1 h nach Durchführung der axillären Plexusblockade
- Aufklärung: Mündliche und schriftliche Aufklärung über Spätkomplikationen
- Gefahr von Verletzungen durch fortbestehende Gefühllosigkeit und eingeschränkter motorischer Funktion des Arms
- Richtiges Verhalten bei Auftreten von Auffälligkeiten
- Notfalltelefonnummer aushändigen
- Siehe auch: Komplikationen einer Regionalanästhesie
- Dokumentation: Zustand, klinische Beurteilung und erfolgte Aufklärung vor Entlassung durch erfahrenes anästhesiologisches Personal
- Begleitperson: Postoperativ gesicherte häusliche Versorgung für mind. 24 h durch geeignete Person