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Anaphylaxie-Notfallset

Letzte Aktualisierung: 7.11.2023

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Das Anaphylaxie-Notfallset ist eine Erste-Hilfe-Ausrüstung für Betroffene mit Anaphylaxierisiko. Es besteht aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem Antihistaminikum (Tropfen, Saft oder Tabletten) und einem Glucocorticoid (Saft, Zäpfchen oder Tabletten). Medikamente in flüssiger Form sind zu bevorzugen, weil bei zugeschwollenem Rachen keine Tabletten mehr geschluckt werden können. Zudem hat man nicht immer Flüssigkeit zum Herunterschlucken der Tabletten dabei. Bei Patienten, die mit bronchialer Obstruktion reagieren, oder bei Patienten mit bekanntem Asthma bronchiale wird zusätzlich ein Salbutamol-Spray verschrieben. Das Set sollte immer bei sich getragen werden, denn ein anaphylaktischer Schock kann Sekunden bis Minuten nach einem Allergenkontakt auftreten, oft vor Ausbildung einer Lokalreaktion.

Adrenalin Autoinjektor für den Anaphylaxie-Notfalltoggle arrow icon

Adrenalin Autoinjektor (z.B. Fastjekt®, Emerade®)

Das Adrenalin wirkt innerhalb von 5–10 min!

  • Dosierungsempfehlung [1][2]
    • Darreichungsformen: Intramuskuläre Applikation mittels Injektionslösung in einem Autoinjektor zur Selbsthilfe im Notfall
    • Zugelassen ab dem Geburtsalter
    • Anwendung im Notfall: Blaue Schutzkappe abziehen
      • Autoinjektor fest in die Hand nehmen
      • Mit der orangefarbenen Spitze an der Oberschenkelaußenseite auf halber Höhe zwischen Knie und Hüfte aufsetzen (zur Not über der Hose)
      • Kräftig aufdrücken bis die Nadel hörbar auslöst
      • Mind. 10 s in Position halten, das Sichtfenster des Autoinjektors verdunkelt
      • Autoinjektor dann entfernen und Injektionsstelle massieren
      • Rote-Hand-Briefe zu Emerade® Fertigpens
        • Dezember 2019 [3][4]
          • Defekte Entsicherung der Injektionsnadel verhinderte Injektion in mehreren Fällen
          • Zunächst Aufruf, dass Patienten sicherheitshalber einen zweiten Pen mit sich führen sollen
        • Februar 2020: Häufung von Entsicherungsfehlern führt zum Rückruf aller Chargen mit Verfallsdatum bis inkl. 10/2020 [5]
    • Intramuskuläre Applikation
      • Kinder 7,5–25 kg
      • Kinder ≥25 kg, Jugendliche und Erwachsene
    • Zu beachten
      • Im Notfall gibt es keine Kontraindikationen!
      • Wenn nicht sofort ein Arzt verfügbar ist, sollte schnellstmöglich Adrenalin verabreicht werden, um einen ausgeprägten anaphylaktischen Schock zu verhindern
      • Nach Verwendung des Autoinjektors sollte immer ein Arzt konsultiert bzw. der Patient in die Klinik gebracht werden. Dort kann über das weitere Vorgehen beratschlagt werden. Der gebrauchte Autoinjektor ist mitzunehmen
      • Bei Verschreibung sind der Patient und dessen Eltern in der Anwendung zu schulen (Demogeräte verfügbar)
      • Bei versehentlicher Applikation in Hände oder Füße kann es zu peripheren Ischämien kommen

Nur in den Oberschenkel applizieren, um versehentliche i.v. Applikation zu vermeiden!

Antihistaminika für das Anaphylaxie-Notfallsettoggle arrow icon

Antihistaminika im Notfall

Das Antihistaminikum wirkt innerhalb von ca. 30 min! [6]

Dimetinden (z.B. Fenistil®)

  • Dosierungsempfehlungen [7]

Cetirizin (z.B. Zyrtec®)

  • Dosierungsempfehlungen [1]
    • Darreichungsformen: Orale Applikation als Sirup , Tropfen , Tabletten oder Schmelztabletten
    • Zugelassen ab 2 Jahren
    • Dosierung
      • Kinder <30 kg
      • Kinder >30 kg, Jugendliche und Erwachsene
    • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile

Levocetirizin (z.B. Xusal®)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsformen: Orale Applikation als Sirup , Tropfen , Tabletten
    • Zugelassen ab 2 Jahren
    • Dosierung
      • Kinder 2–6 Jahre
      • Kinder >6 Jahre, Jugendliche und Erwachsene
    • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile

Desloratadin (z.B. Aerius®)

  • Dosierungsempfehlungen [1]
    • Darreichungsformen Orale Applikation als Sirup , Tabletten und Schmelztabletten
    • Zugelassen ab 1 Jahre
    • Kinder 1–5 Jahre
    • Kinder 6–11 Jahre
    • Kinder >12 Jahre, Jugendliche und Erwachsene
    • Zu beachten: Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile

Wenn keine ausreichende Wirkung erzielt wird, kann die Gabe kurzfristig wiederholt werden! Im Notfall sollte immer eher überdosiert werden, als eine unzureichende Wirkung zu riskieren!

Glucocorticoide für das Anaphylaxie-Notfallsettoggle arrow icon

Glucocorticoide (Saft, Zäpfchen, Tabletten)

Das Glucocorticoidpräparat wirkt innerhalb von ca. 60 min.

Betamethason oral (z.B. Celestamine® N 0,5 liquidum)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsform: Lösung zum Einnehmen
    • Zugelassen ab dem Kleinkindalter
    • Dosierung bei Anaphylaxie
      • Kinder <6 Jahre
      • Kinder >6 Jahre, Jugendliche und Erwachsene
    • Zu beachten
      • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile
      • Es gibt keine Standarddosierung für den Notfall. Vielmehr ist es essenziell, dass der Patient eine ausreichende Wirkmenge erhält

Prednison oder Prednisolon rektal (z.B. Rectodelt 100®, Infectocortikrupp®)

Prednisolon oral (z.B. PrednisolonAL®)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsform Tabletten
    • Wirkstoff zugelassen ab dem Säuglingsalter, sinnvoll ab ca. 10 Jahren
    • Dosierung bei Anaphylaxie (jedes Alter)
    • Zu beachten
      • Nicht anzuwenden bei Allergie gegen den Wirkstoff oder andere Bestandteile sowie bei unbehandelter schwerer Infektion (z.B. Tuberkulose)
      • Im Notfall ist es essenziell, dass der Patient eine ausreichende Wirkmenge erhält

Das Kind muss sicher in der Lage sein, Tabletten zu schlucken. Vorher ist eine Rezeptierung von Tabletten, insb. als Notfallmedikament, nicht sinnvoll!

Zu beachten bei allen Steroiden

Salbutamol für das Anaphylaxie-Notfallsettoggle arrow icon

Salbutamol-Spray (z.B. Sultanol®)

  • Dosierungsempfehlungen
    • Darreichungsform: Dosieraerosol
    • Zugelassen ab dem Säuglingsalter
    • Inhalative Applikation
  • Zu beachten: Im Notfall gibt es keine Kontraindikationen!

Quellentoggle arrow icon

  1. Wigger, Stange: Medikamente in der Pädiatrie: Inklusive Neonatologie/ Intensivmedizin. 4. Auflage Urban & Fischer 2013, ISBN: 3-437-21454-3.
  2. Berner et al.: DGPI-Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen. 6 . Auflage Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) 2013, ISBN: 978-3-131-44716-6.
  3. Rote-Hand-Brief zu Emerade® 150/300/500 Mikrogramm Injektionslösung in einem Fertigpen: Reklamation hinsichtlich initialer Aktivierungsfehler.Stand: 2. Oktober 2019. Abgerufen am: 9. Oktober 2019.
  4. Rote-Hand-Brief zu Emerade® 150/300/500 Mikrogramm Injektionslösung in einem Fertigpen: Aktualisierung zur Thematik „initialer Aktivierungsfehler“.Stand: 9. Dezember 2019. Abgerufen am: 11. Dezember 2019.
  5. Rückruf des Adrenalin-Autoinjektors Emerade®: Patienten sollen Notfallmedikament wegen möglicher Aktivierungsfehler zeitnah austauschen.Stand: 20. Februar 2020. Abgerufen am: 21. Februar 2020.
  6. Ring et al.:Leitlinie zu Akuttherapie und Management der AnaphylaxieIn: Allergo J Int. Nummer: 23, 2014, doi: 10.1007/s40629-014-0009-1 . | Open in Read by QxMD p. 96-112.
  7. S2k-Leitlinie Akuttherapie und Management der Anaphylaxie - Update 2021.Stand: 1. Februar 2021. Abgerufen am: 23. November 2021.

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