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Zikavirus-Infektion
Abstract
Das Zika-Virus gehört zu den Flaviviren und ist folglich mit dem Gelbfieber- und dem Dengue-Virus verwandt. Es tritt in den Tropen und Subtropen weltweit auf und wird hauptsächlich durch Mücken der Gattung Aedes, aber zusätzlich auch sexuell übertragen. Die ausgelöste Krankheit ist mit dem Dengue-Fieber vergleichbar, verläuft i.d.R. allerdings deutlich milder. Weltweite Aufmerksamkeit erlangte das Zika-Virus durch eine Epidemie 2015/2016 in Lateinamerika, in deren Rahmen ein Zusammenhang mit Mikrozephalie bei Neugeborenen durch eine Infektion während der Schwangerschaft festgestellt werden konnte. Eine kausale Therapie oder eine Impfung existieren nicht, sodass der Prävention eine übergeordnete Bedeutung zukommt.
Epidemiologie
Im Rahmen der Zika-Epidemie 2015 hat sich das Virus fast über den gesamten nord- und südamerikanischen Kontinent ausgebreitet; bis auf Chile, Uruguay und Kanada gibt es in jedem Land bestätigte Fälle. In Afrika und Südostasien ist das Virus seit langem endemisch, isoliert wurde es 1947 aus einem Rhesusaffen in Uganda. In Europa gibt es bis jetzt keine nachgewiesene lokale Übertragung (Stand 09/16), eine Ausbreitung ist aber durch das Vorhandensein von Mücken der Art Aedes albopictus grundsätzlich denkbar.
- Häufigkeit
- Deutschland: In einem Jahr (09/15 bis 09/16) über 150 Fälle durch Reiserückkehrer
- Vorkommen
- Epidemie 2015/2016: Ausbreitung über die tropischen und subtropischen Regionen des amerikanischen Kontinents
- Erster Fall: 03/15 in Brasilien
- Endemisches Vorkommen: Afrika und Südostasien
- Epidemie 2015/2016: Ausbreitung über die tropischen und subtropischen Regionen des amerikanischen Kontinents
Aufgrund der aktuellen Epidemie (Stand: 10/2016) in Amerika und der rasanten Ausbreitung können sich die Epidemie-/Endemiegebiete schnell verschieben; Informationen diesbezüglich sind bspw. bei der WHO verfügbar!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Ätiologie
- Erreger: Zika-Virus (RNA-Virus aus dem Genus der Flaviviren), gehört zu den Arboviren
- Infektionsweg
- Mücken der Gattung Aedes (Synonym: Stegomyia)
- Aedes aegypti (hauptsächlich)
- Aedes albopictus (seltener)
- Diaplazentar
- Sexuell
- Fraglich auch über Speichel und Urin
- Über Bluttransfusionen (nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich)
- Mücken der Gattung Aedes (Synonym: Stegomyia)
Das Zika-Virus ist das einzige Arbovirus, für das auch eine sexuelle Übertragung nachgewiesen ist!
Symptome/Klinik
- Inkubationszeit: Wenige Tage bis drei Wochen
- Dauer: 3-7 Tage
- Symptome: Unspezifisch; dem Dengue-Fieber ähnlich, aber milder; zu ≈80% asymptomatisch
- Fieber
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Konjunktivitis
- Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Makulopapulöses Exanthem
- Letalität: Sehr gering, Todesfälle praktisch nur sekundär über Guillain-Barré-Syndrom
Das Zika-Virus hat meistens nur eine leichte Krankheit mit unspezifischen Symptomen (z.B. Kopfschmerzen, Fieber und Abgeschlagenheit) oder blandem Verlauf zur Folge. Seine Gefährlichkeit ergibt sich aus den möglichen Komplikationen (Mikrozephalie, Guillain-Barré-Syndrom).
Diagnostik
Eine Infektion mit dem Zika-Virus kommt differentialdiagnostisch bei Personen infrage, die sich in den letzten drei Wochen in einem Endemiegebiet aufgehalten haben und entsprechende Symptome, insb. Fieber, aufweisen. Andere gefährlichere Krankheiten müssen dann aber in jedem Fall ausgeschlossen werden, v.a. eine Malaria, deren Verbreitungsgebiet sich zu großen Teilen mit dem von Zika deckt. Ein Erregernachweis ist bei symptomatischen Personen oder bei Schwangeren mit möglichem Kontakt sinnvoll.
Klinik
- Fieber mit unspezifischen Krankheitssymptomen und Aufenthalt in Epidemiegebiet (Reiseanamnese!)
- Keine eindeutige Diagnose möglich
Labordiagnostik
- Unspezifische Zeichen
- Leukopenie, Thrombopenie, γ-GT↑, LDH↑, Entzündungsmarker↑ (CRP, Ferritin)
- Erregernachweis (gemäß Empfehlung des Bernhard-Nocht-Instituts)
- Im akuten Stadium direkter Erregernachweis über PCR, danach Serologie
- Indikation 1: Symptomatische Person mit Aufenthalt in Epidemiegebiet in den letzten drei Wochen
- Indikation 2: Asymptomatische Schwangere mit möglichem Zika-Kontakt in den letzten drei Wochen
- Methode
- Serologie ab Tag 28 nach Rückkehr der Schwangeren bzw. ihres Partners
- Methode
- Durchführung
- Kontakt zu einem tropenmedizinischen Labor
- Ggf. Rücksprache mit dem Bernhard-Nocht-Institut(BNITM): http://www.bnitm.de/, Tel.: +49 40 42818 0
- Im akuten Stadium direkter Erregernachweis über PCR, danach Serologie
Therapie
Eine spezifische Therapie existiert nicht, eine Zika-Infektion kann nur symptomatisch behandelt werden.
- Symptomatische Therapie
- Fiebersenkung, z.B. mit Paracetamol
- Für pädiatrische Dosierungen siehe: Paracetamol (pädiatrisch)
- Bei unklaren Fällen ASS und andere NSAID meiden wegen Dengue als möglicher Differentialdiagnose
- Flüssigkeitssubstitution: Oral, nur in schweren Fällen i.v. Gabe isotoner Elektrolytlösungen
- Fiebersenkung, z.B. mit Paracetamol
- Management
- Normalerweise ambulante Behandlung, nur in Ausnahmefällen stationäre Aufnahme
- Aufnahmeindikation: Neurologische Symptomatik → Guillain-Barré-Syndrom möglich
- Schwangere: Überwachung, sonographische Kontrollen
- Normalerweise ambulante Behandlung, nur in Ausnahmefällen stationäre Aufnahme
Komplikationen
Das Zika-Virus ist vor allem wegen der möglichen neurologischen Komplikationen von Bedeutung: Während der Epidemie in Lateinamerika 2015 zeigte sich ein Zusammenhang mit Mikrozephalie und anderen Geburtsdefekten, wenn eine Infektion während der Schwangerschaft auftrat. Zudem kann eine Zika-Infektion zu einem Guillain-Barré-Syndrom führen. Diese Folgen sind Gegenstand aktueller Forschung und bei schlechter Datenlage noch nicht als endgültig gesichert zu betrachten, gelten aber als wahrscheinlich (Stand: 10/16). [1]
- Geburtsdefekte: Insb. bei Infektion im ersten Schwangerschaftsdrittel
- Mikrozephalie
- Definition: Reduzierter Kopfumfang, mindestens 3 Standardabweichungen unter der alters- und geschlechtsentsprechenden Norm
- Folgen
- Hochgradige Intelligenzminderung, motorische Einschränkungen, Krampfanfälle, Entwicklungsstörung
- Auch weitgehend normale Entwicklung möglich
- Diagnose: Pränatal über Sonographie
- Ursachen
- Virusinfekte während der Schwangerschaft: Zika, CMV, Röteln
- Alkoholembryopathie
- Ionisierende Strahlung, bpsw. im Rahmen einer Krebstherapie
- Genetisch
- Zerebrale Verkalkungen
- Fehlgeburten
- Mikrozephalie
- Guillain-Barré-Syndrom
- Mausmodell: Schäden an Testes durch Zika-Infektion 2016 nachgewiesen [2]
- Folge: Gestörte Testosteron-Produktion und Fruchtbarkeit, Bedeutung im Menschen unklar
Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Prävention
Da keine Impfung existiert, kommt der Vektorkontrolle eine übergeordnete Bedeutung zu. Schwangeren wird von Reisen in Epidemiegebiete abgeraten.
- Vektorkontrolle
- Schutz vor Mückenstichen
- Vermeidung von ungeschütztem Geschlechtsverkehr in Epidemiegebieten/mit Rückkehrern, insb. bei geplanter Schwangerschaft
- Vermeidung von Schwangerschaften in Epidemiegebieten
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2019
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2019, DIMDI.