Zugang zu fachgebietsübergreifendem Wissen – von > 70.000 Ärzt:innen genutzt

5 Tage kostenfrei testen
Von ärztlichem Redaktionsteam erstellt & geprüft. Disclaimer aufrufen.

Koxarthrose und Gonarthrose

Letzte Aktualisierung: 6.2.2023

Abstracttoggle arrow icon

Mit der steigenden Lebenserwartung der Menschen in westlichen Ländern nimmt die Anzahl der Patienten mit Arthrose in Knie- und Hüftgelenk stetig zu. In der frühen Phase der Erkrankung spürt der Patient Schmerzen bei Bewegungsbeginn sowie bei langanhaltender und starker Belastung, während es im späteren Verlauf der Erkrankung auch in Ruhe oder in der Nacht zu quälenden Schmerzen kommt. Falls die Anpassung des Lebensstils (dosierte Belastung, ggf. Gewichtsabnahme) sowie physikalische Maßnahmen keinen Erfolg bringen, wird eine Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema begonnen. Der Leidensdruck des Patienten bestimmt dabei, wann eine operative Therapie und ggf. ein Gelenkersatz zu erwägen ist.

  • Arthrose: Chronisch-progrediente Destruktion des hyalinen Gelenkknorpels unter Mitbeteiligung der peri- und intraartikulären Bänder und Muskulatur sowie der synovialen und fibrösen Gelenkkapsel
  • Gonarthrosis deformans: Arthrose des Kniegelenks
    • Formen [1]
      • Unikompartimentell: Patellofemoral oder tibiofemoral
      • Bikompartimentell: Tibiofemoral
      • Trikompartimentell: Patellofemorotibial (Pangonarthrose)
  • Coxarthrosis deformans: Arthrose des Hüftgelenks
  • Häufige Erkrankungen des Erwachsenen
    • I.d.R. des älteren Menschen (≥50 Jahre) oder posttraumatisch
    • Geschlecht: >
  • Prävalenz mit zunehmendem Alter steigend [2]
    • Radiologische Zeichen einer Gonarthrose: 15–16% (50–54 Jahre), 34–40% (70–74 Jahre) [3]
    • Klinische und radiologische Zeichen einer Gonarthrose: Ca. 24% aller über 60-Jährigen [4]
    • Radiologische Zeichen einer Koxarthrose: 10–20% der europäischen Bevölkerung [5]
    • Klinische und radiologische Zeichen einer Koxarthrose: 3–6% der europäischen Bevölkerung [6]
  • Inzidenz: 240 Neuerkrankungen/100.000/Jahr [1]
    • 1% aller über 70-Jährigen
  • Implantation einer Totalendoprothese[7]
    • Routineeingriff: Gehört zu den 20 häufigsten operativen Eingriffen in deutschen Krankenhäusern
    • Bei Koxarthrose: ≈150/100.000/Jahr
    • Bei Gonarthrose: ≈130/100.000/Jahr

Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.

Primärarthrose: Idiopathisch

  • Idiopathische Genese
  • Prädispositionsfaktoren
    • Weibliches Geschlecht
    • BMI >25
    • Höheres Lebensalter

Sekundärarthrose

Klassifikation der Gonarthrose nach Ahlbäck [8]

Typen Radiologische Veränderungen
1 Gelenkspaltverschmälerung
2 Aufhebung des Gelenkspalts
3 Geringe Knochenarrosion
4 Mäßige Knochenarrosion
5 Massive Knochenarrosion, oft mit Subluxation und sekundärer lateraler Arthrose

ICRS-Klassifikation von Knorpelschäden [9]

Grad Sichtbare Veränderungen
0
  • Keine erkennbaren Defekte
1
  • A: Intakte Knorpeloberfläche, Fibrillationen und/oder leichte Erweichung
  • B: Zusätzlich oberflächliche Risse oder Fissuren
2
  • Läsionstiefe <50% der Knorpeldicke: Anormaler Knorpel
3
  • Läsionstiefe >50% der Knorpeldicke
  • A: Nicht bis zur kalzifizierenden Schicht: Schwer anormaler Knorpel
  • B: Bis zur kalzifizierenden Schicht
  • C: Bis zur subchondralen Platte
  • D: Mit Blasenbildung
4
  • Vollständige Knorpelläsion mit Durchbruch der subchondralen Platte

Allgemeine radiologische Klassifikation der Arthrose

Klassifikation der Osteoarthrose des American College of Rheumatology [10][11]

Osteoarthrose des Knies

Klinisch Klinisch und laborchemisch Klinisch und radiologisch
  • Knieschmerz
  • Mind. 3 Kriterien
    • Alter >50 Jahre
    • Krepitationen
    • Gelenksteife <30 Minuten
    • Lokaler Druckschmerz
    • Knochenvergrößerung an den Rändern des Gelenks
    • Keine Überwärmung des Gelenks

Osteoarthrose der Hüfte

Klinisch Klinisch und radiologisch

Oder

Anamnese

  • Schmerz
    • Akute Schmerzepisode vs. chronischer Schmerz
    • Belastungs- und Bewegungsschmerz
    • Morgensteifigkeit und Anlaufschmerz
    • Ruhe- und Nachtschmerz
  • Bewegungs- und Funktionseinschränkung: Schmerzfreie Gehstrecke/-dauer
  • Sozialanamnese
    • Freizeitverhalten und ausgeübte Sportarten: Fehlbelastungen im Alltag
    • Berufliche Tätigkeit (sitzend, kniend)
  • Medizinische Vorgeschichte
    • Vorerkrankungen: Metabolische/systemische Komorbiditäten und weitere Risikofaktoren für Arthrose
    • Unfälle und Traumata
    • Operative Gelenkeingriffe, insb. Gelenkersatz an anderen Gelenken

Körperliche Untersuchung

Röntgen

Fakultative Diagnostik

  • Sonografie, ggf. Gelenkpunktion
    • Bei Schwellung mit V.a. Bursitis, intraartikulärem Erguss oder Baker-Zyste
    • Bei Diskrepanz zwischen bisheriger Bildgebung und Klinik oder unklarem Röntgenbefund
  • Labordiagnostik (Serologie): Bei V.a. einen Infekt
  • MRT
    • Bei vermutetem Kniebinnenschaden
    • Bei Diskrepanz zwischen bisheriger Bildgebung und Klinik
    • Bei ausbleibender Beschwerdelinderung unter Standardtherapie
    • Bei geplantem gelenkerhaltendem Therapieansatz empfohlen
  • CT
    • Zum Ausschluss posttraumatischer Knochendefekte
    • Bei Diskrepanz zwischen bisheriger Bildgebung und Klinik
    • Bei ausbleibender Beschwerdelinderung unter Standardtherapie
  • Diagnostische Infiltration mit Lokalanästhesie: Zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen

Allgemein

Spezifisch

AMBOSS erhebt für die hier aufgeführten Differenzialdiagnosen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Formen

  • Cam-FAI: Knöcherne Veränderungen des Femurs, insb. Zunahme des Knochenvolumens am Übergang des Femurkopfes zum Femurhals
  • Pincer-FAI: Knöcherne Veränderungen des Acetabulums im Sinne einer vermehrten Überdachung
  • Kombiniertes FAI: Cam-FAI und Pincer-FAI

Epidemiologie und Ätiologie

  • FAI-Auftreten gesamt: Meist junge, aktive Erwachsene ( > )
  • Erhöhtes Risiko eines FAI und einer sekundären Koxarthrose: Bei Impaktsportarten
  • Entstehung häufig im jugendlichen Alter bei noch offener Wachstumsfuge
  • I.d.R. atraumatisch

Pathomechanismus

  • Knöcherne Veränderungen an Femur oder Acetabulum begünstigen knöchernen Anschlag bis hin zur Bewegungsblockade im Hüftgelenk
    • Vor allem bei endphasischen Hüftbewegungen
    • Wiederholter Kontakt führt zu Schäden an Knorpel und Gelenklippe
  • Cam-FAI
  • Pincer-FAI
    • „Über-Überdachung“ des Hüftkopfs: Bewirkt linearen Kontakt beider Gelenkpartner mit Degeneration des Labrums
    • Sekundäre Ausbildung von Labrumganglien und -ossifikationen

Klinik [13]

Diagnostik [15][16]

  • Klinische Untersuchung
  • Röntgen
    • Durchführung: Beckenübersicht a.p. und seitliche/schräge Aufnahme [12]
    • Radiologische Zeichen eines FAI
      • Pistolengriffdeformität: Anterosuperior verminderte und posteroinferior vermehrte Konkavität am Femurkopf-Femurhals-Übergang
      • Posterior Wall Sign: Projektion des hinteren Pfannenrands medial des Hüftkopfzentrums als Zeichen einer Retroversion des Acetabulums
      • Ischial Spine Sign: Projektion der Spina ischiadica in das kleine Becken als Zeichen einer Retroversion des Acetabulums
      • Cross-over Sign: Überkreuzung von vorderer und hinterer Pfannenrandprojektion als Zeichen einer Retroversion des Acetabulums
      • Alphawinkel des Femurs: Einzeichnen eines Kreises um den Femurkopf im axialen Röntgenbild , Legen einer Geraden durch das Femurkopfzentrum und dem Punkt, an dem der Femurkopf den Kreis überschneidet, sowie einer Geraden über die Schenkelhalsachse
    • Befund bei Cam-FAI
    • Befund bei Pincer-FAI
  • MRT: Zur frühzeitigen Detektion von Knochen-Knorpel-Schäden und Deformierungen
  • Diagnostische Hüftgelenksinfiltration mittels Lokalanästhetikum : Zum Ausschluss einer extraartikulären Schmerzursache

Therapie

  • Konservative Therapie: Rein symptomatische Behandlung
  • Operative Therapie: Resezierende und rekonstruierende operative Maßnahmen
    • Hüftarthroskopie
      • Bspw. Refixation bei degeneriertem Labrum acetabulare
      • Therapie von Knorpelschäden: Bspw. Mikrofrakturierung
      • Rekonstruktion des Labrum acetabulare mittels Tractus-iliotibialis-Transplantat
    • Offene Verfahren
      • Arthrotomie und ggf. chirurgische Hüftgelenkluxation
      • Periazetabuläre oder intratrochantäre Umstellungsosteotomien

Die Therapie der Gon- und Koxarthrose wird in einen konservativen und einen operativen Therapiezweig unterteilt. Generell versucht man alle konservativen Therapieoptionen auszuschöpfen, bevor eine operative Therapie eingeleitet wird. Im Folgenden findet sich eine Übersicht der einzelnen Therapiemöglichkeiten, welche später detailliert erklärt werden.

Konservative Therapie

Operative Therapie

Gelenkerhalt

  • Arthroskopien: Bspw. arthroskopische (Teil‑)Meniskektomie oder Entfernung freier Gelenkkörper
  • Knorpelersatzverfahren: Insb. bei fokalen Defekten der Gonarthrose
  • Umstellungsosteotomien
    • Koxarthrose: Bspw. Pfannendachosteotomie
    • Gonarthrose: Tibiakopfosteotomien (meist valgisierend), distale femorale Umstellungsosteotomien (meist varisierend)

Gelenkersatz

  • Allgemeine Indikationen zum Gelenkersatz
    • Schmerz für mind. 3–6 Monate und Nachweis eines Strukturschadens (Arthrose, Osteonekrose)
    • Versagen konservativer Therapiemaßnahmen
    • Subjektiver Leidensdruck und Einschränkung der Lebensqualität
    • Starke traumatische Gelenkdestruktion und gelenknahe Fraktur
  • Hemiprothesen
    • Koxarthrose: Duokopfprothese
      • Beschreibung: Prothetischer Ersatz des Femurkopfes durch eine bipolare Schaftprothese mit kleinem Gelenkkopf, auf die ein größerer, beweglicher Prothesenkopf aufgesetzt wird
      • Indikation: Isolierte Schädigung des proximalen Femurs bei alten Patienten
    • Gonarthrose: Unikondyläre Schlittenprothese
      • Beschreibung: Ersatz von einer Femurkondyle (unikondylär) und der korrespondierenden Tibiagelenkfläche mit Einlage einer Kunststoffgleitfläche zwischen den einzelnen Komponenten
      • Indikation: Isoliert mediale oder laterale Gonarthrose
  • Totalendoprothesen (TEP)
    • Koxarthrose: Hüft-TEP
    • Gonarthrose: Knie-TEP
      • Beschreibung: Ersatz beider Femurkondylen (bikondylär) und der korrespondierenden Tibiagelenkfläche mit Einlage einer Kunststoffgleitfläche zwischen den einzelnen Komponenten
      • Indikation: Gonarthrose in fortgeschrittenem Stadium, konservative Therapieresistenz
      • Varianten: Zementiert und zementfrei, ungekoppelt und gekoppelt
  • Arthrodese
    • Beschreibung: Operative Gelenkversteifung
    • Indikation: Sehr weit fortgeschrittene Gelenkdestruktion, bei der ein prothetischer Ersatz nicht mehr möglich ist (Ultima ratio)

Die konservative Therapie der Gon- und Koxarthrose ist eine rein symptomatische Therapie, d.h. die Beschwerden sollen gelindert werden. Im Rahmen begleitender sekundärprophylaktischer Maßnahmen kann eine Progression der Arthrose reduziert bzw. verlangsamt werden.

Nicht-medikamentös

Medikamentös

Die medikamentöse Therapie richtet sich nach dem WHO-Stufenschema. Unterschieden werden zusätzlich noch SYRADOA , also Medikamente wie NSAR und Opioide, die eine schnelle Schmerzlinderung bewirken, und SYSADOA , Medikamente, die nur langsam ihre Wirkung entfalten, dafür aber über mehrere Monate wirken.

SYRADOA: Symptomatic Rapid Acting Drugs for Osteoarthritis

  1. Topisch applizierte NSAR: Bspw. Diclofenac-Salbe (insb. bei Patienten ≥75 Jahren indiziert)
  2. Orale NSAR : Kurzzeitig in der niedrigsten wirksamen Dosierung
  3. Orale Opioide : Kurzzeitig in der niedrigsten wirksamen Dosis

SYSADOA: Symptomatic Slow Acting Drugs for Osteoarthritis

  • Glukosamin oral: Regeneration der Knorpelstruktur und des Knorpelstoffwechsels [3]
  • Hyaluronsäure intraartikulär: Einsatz zur Schmerzlinderung bei Kontraindikation oder unzureichendem Effekt von NSAR

Gelenkerhalt [18][19]

  • Indikation: Frühstadien der Koxarthrose
  • Verfahren
    • Hüftarthroskopie: Entfernung freier Gelenkkörper
    • Offene gelenkerhaltende Verfahren
    • Umstellungsosteotomien : Verbesserung der Gelenkflächenkongruenz

Hüftarthroskopie [19]

  • Indikation
  • Therapieziel
    • Schmerzreduktion
    • Gelenkerhalt
    • Verbesserung der Gelenkfunktion
  • Vorbereitung
    • Bildwandler und Arthroskopieturm
    • Lagerung auf einem Extensionstisch in Seiten- oder Rückenlage
  • Verfahren
    • Dreidimensionale CAM-Osteotomie bei femoroacetabulärem Impingement
    • Dreidimensionale Pincer-Osteotomie bei femoroacetabulärem Impingement
    • Labrumnaht/ -refixation/ -resektion/ -rekonstruktion
    • Synovektomie
    • Entfernung freier Gelenkkörper
    • (Osteo‑)chondrale Therapie: Bspw. Defektauffüllung, osteochondraler Transfer
    • Kapselrelease/ -raffung/ -rekonstruktion

Gelenkersatz

Ziel

  • Erhalt des natürlichen Drehzentrums
  • Freie Beweglichkeit ohne Anschlag (Impingement)
  • Keine Luxation im physiologischen Bewegungssektor

Indikation

Kontraindikation

  • Absolut
  • Relativ
    • Sehr hoher BMI (>40)
    • Deutlich verkürzte Lebenserwartung durch Komorbiditäten
    • Suchtmittelabhängigkeit
    • Psychiatrische Begleiterkrankungen

Vorbereitung

  • Messung des Bewegungsumfangs und der Beinlängen
  • Röntgen: Tief eingestellte Beckenübersichtsaufnahme (a.p.) und axiale Aufnahme der Hüfte
  • Entnahme von Kreuzblut und Bereitstellung von Erythrozytenkonzentraten
  • Ggf. Anlage eines Schmerzkatheters zur frühzeitigen postoperativen, schmerzfreien Mobilisierung

Verfahren: Hüftgelenkprothesen

  • Hemiprothese: Prothetischer Ersatz des Femurkopfes unter Belassen der Hüftpfanne
  • Totalendoprothese (Hüft-TEP): Prothetischer Ersatz von Femurkopf und Hüftpfanne
    • Zementfreie TEP: Bei jüngeren Patienten, bei denen ein Prothesenwechsel wahrscheinlich ist
    • Hybrid-TEP
    • Zementierte TEP: Bei älteren Patienten zur schnellen Mobilisierung oder bei fortgeschrittener Osteoporose

Für detailliertere Informationen siehe auch: Endoprothetik des Hüftgelenks

Nachsorge

Gelenkerhalt [3]

  • Indikation
    • Frühstadien der Arthrose bei fokalen Knorpeldefekten
    • Einseitig ausgeprägte Arthrose bei jungen (<50 J.), aktiven Patienten bei erhaltener Kniebeweglichkeit
  • Verfahren
    • Knorpelersatzverfahren bei fokalen Defekten , insb. Mosaikplastik
    • Osteotomien bei Achsdeformitäten : Rezentrierung der Traglinie
      • Medial aufklappende oder lateral zuklappende Tibiakopf-Osteotomien: Meist valgisierend
      • Distale femorale Umstellungsosteotomie: Meist varisierend
    • Radiosynoviorthese : Entzündungshemmung bei rezidivierenden Synovialitiden

Gelenkersatz

Indikation

  • Absolut
    • Knieschmerz für mind. 3–6 Monate
    • Nachweis eines Strukturschadens (Arthrose, Osteonekrose)
    • Versagen konservativer Therapiemaßnahmen
    • Subjektiver Leidensdruck und Einschränkung der Lebensqualität
  • Relativ
    • Reduzierte Gehstrecke, Schmerzen bei langem Stehen oder Treppensteigen: Eingeschränkte Alltagsfähigkeit
    • Fehlstellung der Beinachse
    • Instabilität des Kniegelenks
    • Funktionseinschränkungen des Kniegelenks/Beins (Kraft, Beweglichkeit)

Kontraindikation

  • Absolut
  • Relativ
    • Sehr hoher BMI (>40)
    • Deutlich verkürzte Lebenserwartung durch Komorbiditäten
    • Suchtmittelabhängigkeit
    • Psychiatrische Begleiterkrankungen

Vorbereitung

Verfahren (Kniegelenkprothesen)

  • Unikondyläre Endoprothese (Schlittenprothese)
    • Indikation: Isolierte mediale/laterale, tibiofemorale Gonarthrose bei intaktem Kapsel-Band-Apparat
    • Kontraindikation: Symptomatische Retropatellararthrose, ausgeprägte Beugekontraktur, Varus- oder Valgusfehlstellung
    • Prozedere: Ersatz von einer Femurkondyle (unikondylär) und der korrespondierenden Tibiagelenkfläche mit Einlage einer Kunststoffgleitfläche zwischen den einzelnen Komponenten
  • Patellofemorale Endoprothese
    • Indikation: Isolierte patellofemorale (retropatellare) Gonarthrose
    • Prozedere: Prothetischer Ersatz der Trochlea femoris (= patellare Gleitfläche) und der Patellarückfläche
  • Totalendoprothese (Knie-TEP)
    • Prozedere: Ersatz beider Femurkondylen (bicondylär) und der korrespondierenden Tibiagelenkfläche mit Einlage einer Kunststoffgleitfläche zwischen den einzelnen Komponenten
      • Ungekoppelte TEP : Bei stabilem Bandapparat und nur geringgradiger Achsfehlstellung
      • Gekoppelte TEP : Insb. bei älteren Patienten mit insuffizienter Bandführung und Rheumatikern sowie bei femoro-tibialen Rotationsfehlstellungen
      • Ggf. zusätzlich Ersatz der Patellarückfläche (trikondyläre Prothese)
  • Arthrodese
    • Indikation: Ausgedehnter Knochen- und Weichteildefekt, massive Gelenkdestruktion und Insuffizienz des Streckapparates
    • Prozedere: Operative Versteifung des Kniegelenks

Nachsorge

Nachbehandlungsempfehlung bei Hüftendoprothese [20]

Zeit Behandlungsziel Maßnahmen
OP-Tag
  • Vermeidung von Komplikationen
≥1.Tag
  • Aktivierung des Patienten
  • Schwellungsreduktion
≤2. Tag
  • Verbandswechsel
  • Entfernung der Drainagesysteme
≤3. Tag
  • Kontrolle des OP-Ergebnisses
  • Röntgenkontrolle
≤2. Woche
  • Ausweitung der Aktivierung des Patienten
  • Vorbereitung der Entlassung
  • Aktives Bewegen der unteren Extremität
  • Ausweitung des täglichen Trainings
  • Antragstellung und Einleitung einer Rehabilitationsmaßnahme
  • Abklärung der „Activities of Daily Life“ mit entsprechender Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln

≤6. Woche

  • Erreichen eines physiologischen Bewegungsverhaltens
  • Gangschule unter Entwöhnung der Gehhilfen
  • Muskelaufbau- und Ausdauertraining
  • Koordinations- und Gleichgewichtstraining zur Sturzprävention
  • Training der „Activities of Daily Life“
≤12. Woche
  • Bewegung und Belastung unter Alltagsbedingungen
  • Erreichen der Arbeitsfähigkeit bei leichten Tätigkeiten
  • Erkennen von Störungen im Heilverlauf und Einleiten geeigneter Maßnahmen
  • Erweiterte Gangschule auf unebenem Gelände oder Gehparcours
  • Vollbelastung unter Alltagsbedingungen
  • Übergang zur Trainingsstabilität : Muskelaufbautraining unter Einsatz von Geräten
≤16. Woche
  • Teilhabe: Wiedereingliederung in Alltag, Gesellschaft und Beruf
  • Erreichen der Arbeitsfähigkeit bei mittelschweren bis schweren Tätigkeiten
  • Funktionstraining, Rehasport und -nachsorge
  • Ggf. Belastungserprobung oder Arbeitstherapie
≥4. Monat
  • Erreichen der Sportfähigkeit
≥7. Monat
  • Erreichen der Sportfähigkeit

Nachbehandlungsempfehlung bei Knieendoprothese [20]

Zeit Behandlungsziel Maßnahmen
OP-Tag
  • Vermeidung von Komplikationen
≥1.Tag
  • Aktivierung des Patienten
  • Schwellungsreduktion
≤2. Tag
  • Verbandswechsel
  • Entfernung der Drainagesysteme
≤3. Tag
  • Kontrolle des OP-Ergebnisses
  • Röntgenkontrolle
≤2. Woche
  • Ausweitung der Aktivierung des Patienten
  • Vorbereitung der Entlassung
  • Aktives Bewegen der unteren Extremität unter Fortführung des passiven Trainings (CPM-Schiene)
  • Ausweitung des täglichen Trainings
  • Antragstellung und Einleitung einer Rehabilitationsmaßnahme
  • Abklärung der „Activities of Daily Life“ mit entsprechender Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln

≤6. Woche

  • Erreichen eines physiologischen Bewegungsverhaltens
  • Gangschule
  • Muskelaufbau- und Ausdauertraining
  • Koordinations- und Gleichgewichtstraining zur Sturzprävention
  • Training der „Activities of Daily Life“
  • Bewegungsbad und EMS
≤12. Woche
  • Bewegung und Belastung unter Alltagsbedingungen
  • Erreichen der Arbeitsfähigkeit bei leichten Tätigkeiten
  • Erkennen von Störungen im Heilverlauf und Einleiten geeigneter Maßnahmen
  • Erweiterte Gangschule auf unebenem Gelände oder Gehparcours
  • Übergang zur Trainingsstabilität : Muskelaufbautraining unter Einsatz von Geräten
≤16. Woche
  • Teilhabe: Wiedereingliederung in Alltag, Gesellschaft und Beruf
  • Erreichen der Arbeitsfähigkeit bei mittelschweren bis schweren Tätigkeiten
  • Funktionstraining, Rehasport und -nachsorge
  • Ggf. Belastungserprobung oder Arbeitstherapie
≥4. Monat
  • Erreichen der Sportfähigkeit

Akutkomplikationen bei operativer Therapie der Gon- und Koxarthrose

Spätkomplikationen bei operativer Therapie der Gon- und Koxarthrose

Myositis ossificans

Es werden die wichtigsten Komplikationen genannt. Kein Anspruch auf Vollständigkeit.

  • Generell: Chronisch-progrediente Erkrankung ohne Heilungschancen
  • Umstellungsosteotomie: Bei ⅓ der Patienten nach 10 Jahren Revision notwendig
  • Gelenkersatz
  • Vermeidung unphysiologischer, kniebelastender Aktivitäten im Alltag: High-Impact-Sportarten
  • Gelenkschonender Sport: Radfahren, Schwimmen
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht (BMI <25)
  • Muskelaufbau

  • M16.-: Koxarthrose [Arthrose des Hüftgelenkes]
    • M16.0: Primäre Koxarthrose, beidseitig
    • M16.1: Sonstige primäre Koxarthrose
      • Primäre Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.2: Koxarthrose als Folge einer Dysplasie, beidseitig
    • M16.3: Sonstige dysplastische Koxarthrose
      • Dysplastische Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.4: Posttraumatische Koxarthrose, beidseitig
    • M16.5: Sonstige posttraumatische Koxarthrose
      • Posttraumatische Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.6: Sonstige sekundäre Koxarthrose, beidseitig
    • M16.7: Sonstige sekundäre Koxarthrose
      • Sekundäre Koxarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M16.9: Koxarthrose, nicht näher bezeichnet
  • M17.-: Gonarthrose [Arthrose des Kniegelenkes]
    • M17.0: Primäre Gonarthrose, beidseitig
    • M17.1: Sonstige primäre Gonarthrose
      • Primäre Gonarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M17.2: Posttraumatische Gonarthrose, beidseitig
    • M17.3: Sonstige posttraumatische Gonarthrose
      • Posttraumatische Gonarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M17.4: Sonstige sekundäre Gonarthrose, beidseitig
    • M17.5: Sonstige sekundäre Gonarthrose
      • Sekundäre Gonarthrose: einseitig, o.n.A.
    • M17.9: Gonarthrose, nicht näher bezeichnet

Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.

  1. Arsoy, Leunig: Femoroazetabuläres Impingement In: Arthroskopie. Band: 31, Nummer: 4, 2018, doi: 10.1007/s00142-018-0229-3 . | Open in Read by QxMD p. 294-298.
  2. Kusma et al.: Femoroazetabuläres Impingement In: Der Orthopäde. Band: 38, Nummer: 5, 2009, doi: 10.1007/s00132-008-1384-4 . | Open in Read by QxMD p. 402-411.
  3. Das femoroacetabuläre Impingement - eine häufige Ursache des Leistensschmerz beim Sportler. Stand: 1. Januar 2010. Abgerufen am: 24. September 2019.
  4. Henle et al.: Bildgebende Diagnostik der Hüftdysplasie In: Der Orthopäde. Band: 37, Nummer: 6, 2008, doi: 10.1007/s00132-008-1235-3 . | Open in Read by QxMD p. 525-531.
  5. Diagnostik des Hüftgelenkes .
  6. Petersson et al.: Radiographic osteoarthritis of the knee classified by the Ahlback and Kellgren & Lawrence systems for the tibiofemoral joint in people aged 35-54 years with chronic knee pain In: Annals of the Rheumatic Diseases. Band: 56, Nummer: 8, 1997, doi: 10.1136/ard.56.8.493 . | Open in Read by QxMD p. 493-496.
  7. Hyaline Cartilage Lesion Classification System. . Abgerufen am: 27. Juli 2018.
  8. Altman et al.: The American College of Rheumatology criteria for the classification and reporting of osteoarthritis of the hip In: Arthritis & Rheumatism. Band: 34, Nummer: 5, 1991, doi: 10.1002/art.1780340502 . | Open in Read by QxMD p. 505-514.
  9. Altman et al.: Development of criteria for the classification and reporting of osteoarthritis: Classification of osteoarthritis of the knee In: Arthritis & Rheumatism. Band: 29, Nummer: 8, 1986, doi: 10.1002/art.1780290816 . | Open in Read by QxMD p. 1039-1049.
  10. Nachbehandlungsempfehlungen - Arbeitskreis Traumarehabilitation. Stand: 1. Oktober 2017. Abgerufen am: 26. Juni 2018.
  11. Hanns-Peter Scharf: Orthopädie und Unfallchirurgie. Elsevier 2011, ISBN: 978-3-437-24401-8 .
  12. S2k-Leitlinie Gonarthrose. Stand: 30. November 2017. Abgerufen am: 27. Juni 2018.
  13. S1-Leitlinie Endoprothese bei Koxarthrose. Stand: 1. Mai 2008. Abgerufen am: 2. November 2017.
  14. S2k-Leitlinie Koxarthrose. Stand: 8. Juli 2019. Abgerufen am: 16. Oktober 2019.
  15. Rabenberg: Gesundheitsberichterstattung des Bundes - Heft 54: Arthrose. Robert-Koch-Institut (RKI) 2013, ISBN: 978-3-896-06219-2 .
  16. Michael et al.: The Epidemiology, Etiology, Diagnosis, and Treatment of Osteoarthritis of the Knee In: Deutsches Aerzteblatt Online. 2010, doi: 10.3238/arztebl.2010.0152 . | Open in Read by QxMD .
  17. Bretschneider, Günther: Hüftgelenk – Arthrose und Arthritis In: Orthopädie und Unfallchirurgie up2date. Band: 10, Nummer: 03, 2015, doi: 10.1055/s-0041-101944 . | Open in Read by QxMD p. 231-256.
  18. Aigner: Orthopädie und orthopädische Chirurgie. Georg Thieme Verlag 2004, ISBN: 978-3-131-26221-9 .
  19. Bleß, Kip: Weißbuch Gelenkersatz. Springer 2017, ISBN: 978-3-662-52904-1 .
  20. Rahm, Zingg: Indikationen zum Gelenkersatz In: Zeitschrift für Rheumatologie. Band: 77, Nummer: 1, 2017, doi: 10.1007/s00393-017-0408-z . | Open in Read by QxMD p. 55-65.
  21. Niethard et al.: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie. 7. Auflage Thieme 2014, ISBN: 978-3-131-30817-7 .
  22. Imhoff et al.: Checkliste Orthopädie. 3.. Auflage Thieme 2014, ISBN: 978-3-131-42283-5 .
  23. Katzer, Löhr: Frühlockerung von Hüftgelenkendoprothesen In: Deutsches Ärzteblatt. Band: 100, Nummer: 12, 2003, .
  24. Taruc-Uy, Lynch: Diagnosis and Treatment of Osteoarthritis In: Primary Care: Clinics in Office Practice. Band: 40, Nummer: 4, 2013, doi: 10.1016/j.pop.2013.08.003 . | Open in Read by QxMD p. 821-836.