Abstract
Unter künstlicher Ernährung versteht man die Zufuhr von Nährstoffen über iatrogen geschaffene Zugänge (bspw. Ernährungssonden, ZVK). Dabei wird der physiologische Verdauungsweg teilweise oder ganz umgangen. Sie kommt immer dann zum Einsatz, wenn aufgrund von Erkrankungen oder Operationen eine orale Ernährung nicht möglich oder nicht ausreichend ist.
Die Einschätzung des Ernährungszustandes bei stationärer Aufnahme ist essenziell, da ein schlechter Ernährungszustand mit erhöhter Morbidität und Mortalität verbunden ist. Bei der Ernährung auf Intensivstation ist zum Ausgleich eines Mangelzustandes insb. die Krankheitsphase (bei schwerwiegender Erkrankung oder nach operativem Eingriff bzw. Trauma) zu berücksichtigen, um eine Hypo-, aber auch Hyperalimentation zu vermeiden. In der Akutphase herrscht eine katabole Stoffwechsellage vor, gekennzeichnet durch Glykogenolyse, Lipolyse und Proteolyse. Sie kann entweder in eine Post-Akutphase mit anaboler Stoffwechsellage und Resolution der Erkrankung oder in eine chronische Phase mit persistierender Inflammation sowie kataboler Stoffwechsellage übergehen. Störungen der Resorption und der gastrointestinalen Toleranz sind häufige Begleiterscheinungen, die den Ausgleich der Mangelernährung erschweren.
Enterale Ernährung
- Prinzip: Nahrungszufuhr über Ernährungssonden in den Magen bzw. Dünndarm
- Vorteile: Physiologischer, kostengünstiger und einfacher durchzuführen als parenterale Ernährung [1][2]
- Seltener Elektrolytentgleisungen und Hyperglykämien
- Darmmotilität wird angeregt, Mukosaatrophie wird verhindert
- Reduktion von Infektionen umstritten
- Mögliche Nachteile: Gastrointestinale Komplikationen und Beschwerden wie Erbrechen, Durchfall [3]
- Höhere Rate an Darmischämien und Pseudoobstruktionen des Kolons
- Indikationsstellung: Ist im Rahmen jeder Ernährungstherapie als Zufuhrweg (ggf. kombiniert mit einer parenteralen Ernährung) mit in das Konzept einzubeziehen, um den Energiebedarf zu decken
- Isokalorische rein enterale Ernährung bei Intensivpatient:innen mit Schock ist einer parenteralen Ernährung in den ersten 28 Tagen nicht überlegen (NUTRIREA-2-Studie)
- Bei hohem Reflux durch die Ernährungssonde mit parenteraler Ernährung kombinieren, um den gewünschten Energie- und Nährstoffbedarf zu decken
- Kontraindikationen
- Intestinale Dysfunktion
- Hämodynamische Instabilität
- Ggf. Prokinetika bei Motilitätsstörungen : Zur Fortführung enteraler Ernährung [4]
- Gastrale Dysmotilität: Metoclopramid und/oder Erythromycin (Off-Label Use)
- Intestinale Dysmotilität
- Neostigmin, Distigmin oder Sincalid
- Paraffinöl (Rizinusöl)
- Macrogol oder Amidotrizoesäure (Off-Label Use )
- Pausierung: Bei schwerer therapierefraktärer Diarrhö [4]
- Weiterführende Diagnostik
- Abdominelle Untersuchung
- Stuhluntersuchung
- Mikrobiologische Analyse auf Clostridioides difficile
- Elektrolytstatus
- Ausschluss medikamentöser Ursache
- Unterscheidung infektiöser/sekretorischer oder osmotischer Diarrhö
- Weiterführende Diagnostik
- Energiedichte enteraler Ernährungslösungen
- Hypokalorisch: 0,75 kcal/mL
- Isokalorisch: 1 kcal/mL
- Hyperkalorisch: 1,2–2,0 kcal/mL
Oberste Maxime aller Ernährungstherapien ist die Verhinderung einer Mangelversorgung der zu behandelnden Person mit Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen – dabei können verschiedene Ansätze kombiniert werden!
Grundsätzlich gilt für die Ernährungstherapie, die Wege der enteralen Ernährung im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten zu nutzen!
Ernährungssonden
Nasogastrale Ernährungssonden
Diese Sonden können zur Ernährung über einen begrenzten Zeitraum genutzt werden (max. etwa 2 Wochen) .
- Magensonde (bevorzugt )
- Indikation/Anwendung
- Enterale Ernährung bei unmöglicher bzw. unzureichender oraler Nahrungsaufnahme
- Ableitung von Flüssigkeit aus dem Magen bei Magenentleerungsstörung mit rezidivierendem Erbrechen, z.B. bei Ileus
- Anlage
- Vorschub über Nase, Rachen und Speiseröhre in den Magen
- Lagekontrolle durch Auskultation des Abdomens bei Luftinsufflation in die eingelegte Sonde: Bei korrekter Lage ist ein „Blubbern“ der Luft im Magen deutlich hörbar
- Applikation von Nahrung
- Nasogastral
- Kontinuierlich oder als Bolus
- Unabhängig vom Tag-Nacht-Rhythmus
- Pausierung bei Gabe von Medikamenten, die sauren pH benötigen
- Ggf. Berücksichtigung des gastralen Residualvolumens (GRV): Surrogatmarker für Magenentleerungsstörungen
- Indikation/Anwendung
- Duodenalsonde/Jejunalsonde
- Indikation
- Erhöhtes Aspirationsrisiko
- Erbrechen bei Magenentleerungsstörung
- Gastraler Reflux
- Nach abdominalchirurgischen Eingriffen
- Anlage
- Applikation von Nahrung
- Nasoduodenal oder -jejunal
- Kontinuierlich über 24 h, möglichst über Pumpe
- Unabhängig vom Tag-Nacht-Rhythmus
- Pausierung bei Gabe von Medikamenten, die sauren pH benötigen
- Nachteile
- Jejunale Medikamentenabsorption fraglich
- Höheres Verstopfungsrisiko durch geringeren Sondendurchmesser
- Indikation
Perkutane Ernährungssonden
Diese Sonden werden endoskopisch assistiert nach Punktion der Bauchdecke in den Magen oder in das Jejunum eingelegt und sind längerfristig nutzbar (Ernährungstherapie für >4 Wochen geplant).
- Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG)
- Anlage (Fadendurchzugsmethode)
- Endoskopische Luftinsufflation in Magen
- Diaphanoskopie: Lokalisierung der Punktionsstelle an Bauchwand
- Endoskopisch assistierte Magenpunktion
- Einführung eines Fadens über Punktionstrokar in Magen
- Endoskopische Zange: Erfassung des Fadens und orale Ausleitung
- Zwei Fadenenden
- Sonde wird mit oralem Fadenende verknotet
- Zug am Fadenende über Bauchwand: Führung der Sonde zur Punktionsstelle
- Fixierung der Sonde durch innere Abschlussplatte
- Anlage (Fadendurchzugsmethode)
- Abgewandelte Formen
- PEJ-Sonde
- Indikationen: Fehlender Magen, Magenentleerungsstörung
- Anlage: Endoskopisch gesteuerte Punktion eines proximalen Jejunumabschnittes
- Jet-PEG („Jejunal-tube-through“-PEG)
- Direktpunktions-PEG
- Indikationen: Verengung von Rachen oder Ösophagus, Karzinome von Rachen oder Ösophagus
- Anlage: Endoskopische Gastropexie
- Diaphanoskopie: Lokalisierung der Punktionsstelle an Bauchwand
- Endoskopisch assistierte Magenpunktion mit speziellem Punktionsbesteck (z.B. PEXACT®): Fadendurchzug und Annähen des Magens an die Bauchdecke
- Endoskopisch assistierte Magenpunktion mit Trokar: Einführung einer Sonde mit magenseitiger Fixierung durch auffüllbaren Ballon
- PEJ-Sonde
Bei Patienten mit fortgeschrittener Demenz soll die Ernährung nicht durch eine Perkutane Endoskopische Gastrostomie (PEG) erfolgen. (DGIM - Klug entscheiden in der Geriatrie)
Parenterale Ernährung
- Prinzip: Intravenöse Verabreichung einer Ernährungslösung unter Umgehung des Gastrointestinaltrakts
- Indikationen
- Kontraindikationen für eine enterale Ernährung
- Enterale Ernährung nicht ausreichend
- Applikationswege: Bevorzugt zentralvenöse Gabe [5]
- Applikationsform: Bevorzugt als kombinierte Ernährungslösung im Dreikammerbeutel
- Vorteil: Geringere Rate an Bakteriämien und katheterassoziierten Infektionen beschrieben [4]
- Nachteil: Fixe kalorische Verhältnisse (Glucose zu Lipiden bzw. Aminosäuren)
- Risiken
- Hyperglykämien bis zum hyperglykämischen Koma
- Rebound-Hypoglykämie nach Beendigung parenteraler Ernährung
- Elektrolytveränderungen
- Hypertriglyceridämien, Steatosis hepatis, Cholestase
Vergleich von enteraler und parenteraler Ernährung
Vergleich enteraler und parenteraler Ernährung | ||
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Enterale Ernährung | Parenterale Ernährung | |
Bestandteile |
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Indikationen |
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Kontraindikationen |
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Komplikationen |
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Bei Intensivpatienten soll frühzeitig mit einer bevorzugt enteralen Ernährung begonnen werden. (DGIM - Klug entscheiden in der internistischen Intensivmedizin)
Ernährung auf Intensivstation
Allgemeines Vorgehen [4]
Die Empfehlungen basieren weitestgehend auf der DGEM S2k-Leitlinie Klinische Ernährung in der Intensivmedizin.
Vor Einleitung einer Ernährungstherapie
- Einschätzung des Ernährungszustandes
- DGEM-Kriterien für krankheitsspezifische Mangelernährung
- Subjective Global Assessment (SGA)
- Ggf. nicht-invasive serielle Sonografie/MRT/CT
- Bestimmung des Energieumsatzes (Kalorienziel)
- Applikationsform wählen
- Orale Ernährung (bevorzugt, wenn durchführbar)
- Enterale Ernährung
- Zusätzlich, wenn oral nicht ausreichend
- Ausschließlich, wenn oral kontraindiziert
- Parenterale Ernährung
- Zusätzlich, wenn enteral nicht ausreichend
- Ausschließlich bei intestinaler Dysfunktion oder hämodynamischer Instabilität
- Zugangsweg schaffen
- Bestimmung der individuellen Zufuhrrate
- Berücksichtigung der Krankheitsphase und der gastrointestinalen bzw. metabolischen Toleranz
Während der Ernährungstherapie
- Ernährungsprotokoll führen
- Ziele: Qualitätssicherung und Vermeidung einer Hyper- oder Hypoalimentation
- Regelmäßige Kontrollen durchführen [6]
- Atmung, Herz-Kreislauf, neurologischer Status
- Wasser- und Elektrolythaushalt
- Leber- und Nierenfunktion
- Metabolische Toleranz
- Gastrointestinale Toleranz und Motilität
- Ernährungstherapie anpassen
- Je nach Krankheitsphase und gastrointestinaler bzw. metabolischer Toleranz
Screening auf ein ernährungsbedingtes Risiko bei Klinikaufnahme und gegebenenfalls Einleitung einer Ernährungstherapie sollen obligatorisch sein und mit validierten Methoden erfolgen!
Eine adäquate, der jeweiligen Krankheitsphase angepasste orale, bei entsprechender Indikation auch enterale oder sogar parenterale Ernährung soll integraler Bestandteil jeder medizinischen Therapie sein!
Patienten, deren Ernährungsbedarf nicht vollständig oral oder enteral gedeckt werden kann, sollten eine supplementierende parenterale Ernährung inklusive Vitaminen und Spurenelementen erhalten!
Eine parenterale Ernährung soll nicht durchgeführt werden, wenn eine ausreichende enterale Ernährung möglich ist, und eine enterale Ernährung soll nicht durchgeführt werden, wenn eine ausreichende orale Ernährung – gegebenenfalls mit Ernährungsberatung und unter Einsatz von Supplementen – möglich ist!
Siehe auch: DGIM - Klug entscheiden in der Ernährungsmedizin
Einschätzung des Ernährungszustandes [4]
- DGEM-Kriterien für krankheitsspezifische Mangelernährung [4]
- BMI <18,5 kg/m2 oder
- Ungewollter Gewichtsverlust >10% innerhalb der letzten 6 Monate oder
- BMI <20 kg/m2 PLUS ungewollter Gewichtsverlust >5% innerhalb der letzten 6 Monate oder
- Nahrungskarenz >7 Tage oder
- Subklinische, milde bis mäßige chronische Entzündung plus
- Reduzierte Energieaufnahme ≤75% des geschätzten Energiebedarfs für ≥1 Monat oder
- Verminderte Muskelmasse: Armmuskelfläche <10. Perzentile (oder Kreatinin-Größen-Index <80%) in Verbindung mit den laborchemischen Zeichen einer Krankheitsaktivität
- Subjective Global Assessment (SGA): Auf Anamnese und körperlicher Untersuchung basierende subjektive Einschätzung des Ernährungszustandes
- Siehe [7] oder unter Tipps & Links: SGA-Bogen bzw. DGEM-Screening auf Mangelernährung - den Ernährungszustand richtig einschätzen
Bestimmung des Energieumsatzes (Kalorienziel) [4]
- Indirekte Kalorimetrie
- Alternativen
- Schätzformel nutzen: 24 kcal/kgKG/d
- Als Bezugsgröße soll bei Nicht-Adipösen das aktuelle Körpergewicht herangezogen werden
- Für Informationen zur Berechnung bei Adipositas siehe auch: Besondere Patientengruppen
- Ermittlung über VCO2-Methode
- Schätzformel nutzen: 24 kcal/kgKG/d
- Brennwerte der einzelnen Komponenten klinischer Ernährung
Bestimmung der individuellen Zufuhrrate [4]
Bei der Bestimmung der Zufuhrrate sind die Gesamtkalorien aller Makronährstoffe zu berücksichtigen (inkl. nicht-ernährungsbedingter Kalorien ). Die empfohlenen Zufuhrraten sind abhängig von der Krankheitsphase sowie der metabolischen bzw. gastrointestinalen Toleranz
- Akutphase (Tag 1–7)
- Beginn: Ausgleich von 75% des Energieumsatzes [6]
- Ziel: Zufuhr von 100% des Energieumsatzes zum Ende der Akutphase
- Steigerung: Entsprechend individueller metabolischer Toleranz bzw. deren Surrogatmarker
- Insulinbedarf zum Erhalt einer Blutzuckerkonzentration <180 mg/dL
- Plasmaphosphatkonzentration
- Bei metabolischer Intoleranz: Definiert bspw. durch Blutzuckerspiegel >180 mg/dL trotz einer Insulinzufuhr von >4 IE/h oder einer Plasmaphosphatkonzentration <0,65 mmol/L
- Reduktion der Zufuhr, bis keine Phosphatsupplementierung mehr notwendig ist
- Ggf. Beendigung der Kalorienzufuhr mit Steigerung der Insulinzufuhr
- Post-Akutphase (ca. ab Tag 7): Mind. 100% des Energieumsatzes
- Chronische Phase (ca. ab Tag 7) : 100% des Energieumsatzes
Eine Hyperalimentation, also eine Ernährungstherapie über den Energiebedarf hinaus, soll in der akuten Phase einer kritischen Erkrankung nicht durchgeführt werden!
Für detaillierte Informationen zu Krankheitsphasen einer kritischen Erkrankung siehe auch: DGEM-Intensivmedizin-Tabelle 3
Pathophysiologie der Mangelernährung bei kritischen Erkrankungen
Postaggressionsstoffwechsel (Stressstoffwechsel)
- Akutphase (Verletzungs- bzw. Aggressionsphase)
-
Katabole Stoffwechsellage: Bereitstellung und Verbrauch körpereigener Ressourcen zum Überleben
- Endogene Glucosefreisetzung
- Vermehrte Freisetzung von Lipiden aus Fettgewebe
- Vermehrte Freisetzung von Aminosäuren aus Muskeln
-
Katabole Mediatoren↑
- Proinflammatorische Zytokine: TNF-α, IL-1, IL-6
- Antiinsulinäre Stresshormone: Cortisol, Glucagon, Katecholamine
-
Katabole Stoffwechsellage: Bereitstellung und Verbrauch körpereigener Ressourcen zum Überleben
- Post-Akutphase (Rekonvaleszenz, Resolutions- bzw. Rehabilitationsphase)
- Anabole Stoffwechsellage: Wiederherstellung körpereigener Ressourcen
- Gestörte Resorption und gastrointestinale Toleranz
- Gestörte Glucosetoleranz
- Chronische Phase: Anhaltende katabole Stoffwechsellage mit Verbrauch körpereigener Ressourcen
Die Stoffwechsellage bei kritisch Kranken ist nicht konstant. Krankheitsschübe können die Stoffwechsellage und somit auch den Energiebedarf beeinflussen (metabolische Dynamik)!
Zusammensetzung der Ernährung
Kohlenhydrate
- Ziel-Blutzucker: <180 mg/dL [6]
- Bei parenteraler Ernährung
- Max. 4 g/kgKG/d Glucose
- Empfohlene kalorische Verhältnisse
- Kohlenhydrate/Fette: 70/30 bis zu 50/50
- Kohlenhydrate/Aminosäuren: <3:1 in der Akutphase
Proteine/Aminosäuren
- Mittlere Proteinzufuhrrate: 1 g/kgKG/d Protein bzw.
- Mittlere Aminosäurenzufuhrrate: 1,2 g/kgKG/d Aminosäuren
- Bei parenteraler Ernährung
- Max. 3 g/kgKG/d Aminosäuren
- Glutamin: Nur parenteral, wenn kein schweres Leber-, Nieren- oder Multiorganversagen vorliegt
Lipide
- Ziel-Triglyceride: <400 mg/dL
- Nach chirurgischen Eingriffen und hohem Risiko für eine akute Nierenschädigung: <200 mg/dL [6]
- Bei parenteraler Ernährung
- Max. 1,5 g/kgKG/d Fett
- Lipidemulsionen
- Oliven-, Kokos- und/oder Fischölbasis
- Langsame kontinuierliche Infusion über 12–24 h
- Beginn spätestens in der Post-Akutphase
- Essenzielle Fettsäuren (Linolsäure und α-Linolensäure) beachten!
- Kontraindikationen: Angeborene Lipidstoffwechselstörungen, schwere Hypoxie (saO2 <85%, Lactatazidose, DIC)
Besondere Patientengruppen
- Adipositas (BMI ≥30 kg/m2) [4]
- Kalorienziel: Messung anhand indirekter Kalorimetrie
- Hypokalorisch: 60% des Ernährungsumsatzes
- Alternative Schätzformeln
- BMI 30–50 kg/m2: 11–14 kcal/kgKG/d (aktuelles Körpergewicht)
- BMI >50 kg/m2: 22–25 kcal/kgKG/d (ideales Körpergewicht)
- Kohlenhydrate: Glucose entsprechend des hypokalorischen Ziels
- Proteine: Hohe Zufuhr (bezogen auf das ideale Körpergewicht)
- 1,5 g/kgKG/d Protein bzw.
- 1,8 g/kgKG/d Aminosäuren
- Lipide: Zufuhr entsprechend des hypokalorischen Ziels (essenzielle Fettsäuren beachten!)
- Bei enteraler Ernährung
- Kalorienziel: Messung anhand indirekter Kalorimetrie
- Bariatrische Operationen: Zusätzlich Thiamin, Vitamine und Spurenelemente [4]
- Bauchlage bzw. offenes Abdomen [4]
-
Enterale Ernährung bei funktionellem GI-Trakt möglich
- Bei hämodynamischer Stabilität: Oberkörperhochlage des gesamten Bettes
- Bei Magenentleerungsstörungen: PEJ bevorzugen
- Bei Insulinzufuhr: Engmaschige Blutzuckerkontrolle
- Auf klinische Hinweise einer Regurgitation achten!
- Ausgleich eines Proteinverlusts über Drainagen/Wunden beachten!
- Ausgleich eines Albuminverlustes nach Aszites-Drainage: 6–8 g Albumin i.v. pro abgelassenem Liter Aszites
-
Enterale Ernährung bei funktionellem GI-Trakt möglich
- Mechanische Beatmung (NIV) [4]
-
Enterale Ernährung bei funktionellem GI-Trakt und bestehenden Reflexen möglich
- Helm gegenüber Full-Face-Maske bevorzugt
- Oberkörperhochlagerung ≥30 Grad bevorzugt
- Kontraindikationen: Bewusstseinsveränderung und/oder Schluckstörungen
-
Enterale Ernährung bei funktionellem GI-Trakt und bestehenden Reflexen möglich
- ECMO/ECLS [4]
- Energieumsatz anhand Schätzformeln ermitteln
- Enterale Ernährung möglich, solang keine Kontraindikationen vorliegen
- Bei Indikation zur parenteralen Ernährung: Lipidemulsionen über zentralen, ECMO-kreislauffernen Venenzugang applizieren und engmaschige Kontrolle des Membranoxygenators
- Implantiertes ventrikuläres Herzunterstützungssystem (VAD) [4]
- Einschätzung des Ernährungszustandes bei Aufnahme sowie Prognoseabschätzung zusätzlich anhand von
- Prognostic Nutritional Index: [10 × Serum-Albumin [g/dL]] + [0,005 × Lymphozytenanzahl] [8]
- Mini Nutritional Assessment [9]
- Einschätzung des Ernährungszustandes bei Aufnahme sowie Prognoseabschätzung zusätzlich anhand von