Abstract
Die Candidose ist eine Infektionskrankheit durch Pilze der Gattung Candida. Die meisten Candida-Infektionen werden durch Candida albicans hervorgerufen, der bei etwa 30% aller gesunden Menschen Haut und Schleimhäute besiedelt. Bei Immunkompetenten entwickelt der opportunistische Keim seine Pathogenität erst bei Veränderung der physiologischen Gleichgewichte (pH-Wert-Änderung in der Vagina, übermäßige Feuchte auf der Haut etc.) und kann dadurch unter anderem Hautmykosen, Mundsoor, eine Soor-Vaginitis oder eine Soor-Balanitis auslösen. Bei Immunsuppression kommt es hingegen häufig auch zum Befall innerer Organe, wobei am häufigsten der Ösophagus betroffen ist. Eine schwerwiegende Komplikation mit schlechter Prognose ist die Candida-Sepsis, die mit Amphotericin B i.v. behandelt werden muss. Bei lokalem Befall ist die topische Anwendung von antimykotischen Externa i.d.R. ausreichend, systemisch kann Fluconazol oder Caspofungin verwendet werden.
Ätiologie
Erreger
Risikofaktoren
- Immunsuppression infolge
- Z.n. Organtransplantation
- Medikamente (Glucocorticoide, Zytostatika)
- Diabetes mellitus
- HIV
- Malignes Grundleiden
- pH-Wert-Änderung in der Vagina
- Übermäßige Feuchte der Haut
- Systemische Antibiotikatherapie
Eine asymptomatische Besiedelung von Haut und Schleimhäuten mit Candida ssp. findet sich bei bis zu 70% der Gesamtbevölkerung. Erst eine Veränderung der bakteriellen Flora oder eine Immunsuppression führt zur Ausbildung einer symptomatischen Candidose.
Diagnostik
- Mikroskopie/Kultur: Direktnachweis aus Blut, Bronchialsekret, Urin oder Gewebe (fadenförmige Pseudomyzelen, die sich in der Gramfärbung anfärben lassen)
- Klinische Chemie: Antigennachweis aus Blut, Bronchialsekret oder Urin
- Endoskopie (bei Soorösophagitis): Typischerweise gelblich-graue, schwer abstreifbare Beläge
Symptome/Klinik
Einfache Candidose
- Soor-Stomatitis (Mundsoor)
- Hautcandidose: Erythematöse Makulä mit Satellitenherden
- Interdigitale Candidamykose (Erosio interdigitalis candidomycetica)
- Intertriginöse Candidose
- Nagelcandidose
- Candida-Vulvovaginitis
- Candida-Balanitis
- Windelsoor (Komplikation einer Windeldermatitis)
Invasive (systemische) Candidose
- Häufigste Lokalisation: Ösophagus (Soorösophagitis)
- Häufig asymptomatisch
- Manchmal Dysphagie oder Odynophagie
- Infiltration aller Organe möglich: Lunge , Herz, Leber, ZNS, Endophtalmitis
Kodierung nach ICD-10-GM Version 2023
- B37.-: Kandidose
- Inklusive: Kandidamykose, Moniliasis
- Exklusive: Kandidose beim Neugeborenen (P37.5)
- B37.0: Candida-Stomatitis
- Mundsoor
- B37.1: Kandidose der Lunge
- B37.2: Kandidose der Haut und der Nägel
- Onychomykose, Paronychie durch Candida
- Exklusive: Windeldermatitis (L22)
- B37.3†: Kandidose der Vulva und der Vagina (N77.1*)
- B37.4: Kandidose an sonstigen Lokalisationen des Urogenitalsystems
- B37.5†: Candida-Meningitis (G02.1*)
- B37.6†: Candida-Endokarditis (I39.8*)
- B37.7: Candida-Sepsis
- B37.8-: Kandidose an sonstigen Lokalisationen
- B37.81: Candida-Ösophagitis
- B37.88: Kandidose an sonstigen Lokalisationen
- B37.9: Kandidose, nicht näher bezeichnet
- Soor o.n.A.
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2023, DIMDI.
Therapie
- Lokale Therapie
- Topische Antimykotika: Ciclopirox-, Nystatin- oder Clotrimazol-haltige Salben
- Ggf. in Kombination mit Zäpfchen (z.B. bei einer Vaginalmykose)
- Systemische Therapie
- Indikation: Vor allem bei Immunsuppression/Organbefall
- Erste Wahl: Orale antimykotische Therapie mit Fluconazol (seltener Itraconazol)
- Bei Fluconazolresistenz (z.B. bei Infektion mit primär Fluconazol-resistenten Spezies wie Candida krusei): Caspofungin
- Bei schweren Verläufen: Amphotericin B