AMBOSS-Informationsübersicht zu COVID-19
- Definition: Akute infektiöse Lungenerkrankung bzw. akutes respiratorisches Syndrom, ausgelöst durch Infektion mit dem erstmalig im Dezember 2019 in Wuhan/China nachgewiesenen Coronavirus SARS-CoV-2 [1][2]
- Siehe auch: Falldefinition des RKI [3]
- Inkubationszeit: Max. 14 Tage, im Median 5 Tage [4][5]
- Beginn und Dauer der Ansteckungsfähigkeit: Infektiosität beginnt schätzungsweise bis zu 2,5 Tage vor Symptombeginn, endet ca. 9 Tage nach Symptombeginn , höchste Infektiosität unmittelbar um den Symptombeginn herum [6][7][8]
Eine Übertragung von SARS-CoV-2 durch asymptomatische oder minimal symptomatische infizierte Personen ist beschrieben und findet auch in der Inkubationszeit von max. 14 Tagen statt! [8][9][10]
Neu im Februar
- Kurzfristige Updates zu Impfungen
- COVID-19-Impfstoffe: Detaillierte Informationen zu den zugelassenen Impfstoffen (EU/Deutschland) siehe: COVID-19-Impfstoffe
- COVID-19-Impfstoff-Prinzipien: Gegenüberstellung der angewendeten Impfstoff-Prinzipien
- COVID-19 - STIKO-Impfempfehlungen
- COVID-19 - Impfpriorisierung
- Aus dem Studientelegramm
- Studientelegramm 156-2021-1/3: Phase-III-Studie zum COVID-19-Impfstoff Gam-COVID-Vac
- Studientelegramm 156-2021-2/3: COVID-19-Impfung bei Kinderwunsch/in der Schwangerschaft
- Aus aktuellem Anlass:
Für Behandelnde: AMBOSS-Ressourcen zu COVID-19 – freier Vollzugriff
Neben diesem Kapitel bietet die AMBOSS-Redaktion weitere Kapitel in der Bibliothek an, die bei schweren COVID-19-Verläufen relevant sind. Der Zugriff auf die folgenden Kapitel ist bis auf Weiteres auch ohne zahlungspflichtiges AMBOSS-Abonnement möglich.
- Fähigkeiten und Prozeduren
- Erkrankungen
Hinweise der AMBOSS-Redaktion [11][12][13]
Redaktionelle Prinzipien zu COVID-19: Die hier aufgeführten Informationen werden regelmäßig nach Prüfung durch die ärztliche AMBOSS-Redaktion aktualisiert und erweitert. Hierbei gehen wir nach bewährten Prinzipien der wissenschaftlichen Recherche und nach bestem Wissen und Gewissen vor. Die Vermittlung zwischen einerseits der Forderung nach Evidenz, andererseits den unübersichtlichen, sich überschlagenden Publikationen von Stellungnahmen und „Preprints“ in Zeiten einer Pandemie ist eine höchst anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe, der wir uns nicht allein stellen werden und können – doch wir wollen sinnvolle Anstöße bieten, aktiv vor Fehlinformationen schützen und valide Informationsquellen heraussuchen. Wo immer möglich, referenzieren wir daher auch Empfehlungen von Fachgesellschaften und Behörden. Bevorzugt versuchen wir, wo vorhanden, uns auf Peer-reviewed-Artikel zu beziehen. Bitte unterstützt uns durch Feedback zu allen Inhalten!
Links in diese zusätzlichen Kapitel finden sich auch vermehrt in diesem Kapitel und können entsprechend aufgerufen werden! Beachte bitte zudem die zahlreichen Verweise zu Quellen (hochgestellte eckige Klammern mit Zahl (Web) bzw. „REF“ (Mobile Apps)!
Klinikinterne bzw. vom öffentlichen Gesundheitsdienst vorgegebene Standards sind, wenn vorhanden, immer zusätzlich zu beachten!
Übertragung
Transmissionswege [14][15][16]
- Horizontale Transmission [17][18][19]
- Tröpfcheninfektion: Hauptübertragungsweg[14]
- Übertragung durch infektiöse Sekrete des Respirationstraktes einer Person auf die eigene Schleimhaut oder die einer anderen Person
- Infektiöse Sekrete entstehen beim Niesen, Husten, Sprechen, im medizinischen Kontext bspw. auch bei endotrachealer Intubation, nicht-invasiver Beatmung, Absaugen aus den Atemwegen
- Übertragung erfolgt i.d.R. nur über kurze Distanzen (ca. 1–2 m)
- Aerogene Übertragung: Übertragung durch infektiöse Aerosole aus dem Respirationstrakt einer Person [20][21][22][23][24]
- Direkte Kontaktübertragung und indirekte Kontaktübertragung [25][26][27][28]
- Respiratorische Sekrete: Übertragung bspw. durch Berühren kürzlich kontaminierter Körperteile oder Gegenstände mit den Händen und Einbringen des Erregers auf die eigene Schleimhaut oder die einer anderen Person (durch Berührungen im Gesicht)
- Fäkal-orale Übertragung : Höchst unwahrscheinlich, bisher nicht dokumentiert [29][30][31]
- Tröpfcheninfektion: Hauptübertragungsweg[14]
- Vertikale Transmission: Siehe: COVID-19 - Schwangerschaft
- Nosokomiale COVID-19-Übertragung: Möglich und beschrieben, insb. in Ausbruchssituationen und Überlastungssituationen der Krankenhäuser [32]
Bislang werden hauptsächlich 3 Übertragungswege von SARS-CoV-2 angenommen: Tröpfcheninfektion, aerogene Übertragung und Kontaktinfektion!
Überträger
- Mensch-zu-Mensch-Übertragung
- Übertragung durch Tiere [33][34][35]: Ursprung des Erregers nicht bekannt; angenommen wird eine Übertragung von infizierten Tieren auf Menschen auf einem Markt in Wuhan [36]
- Zwischenwirt: Am ehesten wird der initiale Übergang Fledermaus → Pangolin [37] → Mensch wahrscheinlich erachtet
- Tier-zu-Mensch-Übertragung: Nachgewiesen bei Nerzen in den Niederlanden, Tötung von Millionen Zuchttieren in Dänemark im November 2020 (Pelzindustrie)
- Haustiere: Katzen , Hunde und Goldhamster können sich infizieren und sind für Artgenossen und ggf. andere Tiere ansteckend, für eine epidemiologisch relevante Übertragung von diesen Tieren zu Menschen besteht keine Evidenz!
- Nutztiere: Schweine und Geflügel sind nicht empfänglich für COVID-19
- Wildtiere: Zahlreiche Wildtiere, hierunter Primatenarten, Frettchen, Hasen und Fledermäuse sind empfänglich für COVID-19, die Eigenschaften von COVID-19 als potentielle Zoonose müssen weiter untersucht werden
Immunität
- Grundimmunität: In der menschlichen Population nicht (ausreichend) vorhanden, da das Virus neuartig ist
- Immunität nach durchgemachter Infektion: Nach Untersuchungen an Primaten [38] und Menschen [39] ist bei den meisten Patient:innen nach Erstinfektion eine Immunität anzunehmen, die ca. 6 Monate anhält [40][41] [42]
- Antikörperantwort: Ergebnisse zu Effektivität und labordiagnostischen Profilen der humoralen Immunantwort gegen SARS-CoV-2 liegen vor [39][43][44]
- Zelluläre Immunität: Neben der Antikörperantwort ist eine mindestens für Monate messbare spezifische zelluläre Immunantworten für B-Gedächtniszellen, CD4+ T-Helferzellen und CD8+-Effektorzellen feststellbar [41][45]
- Reinfektionen und Rückfälle: Möglich, jedoch selten [46][47][48][49], sowohl klinisch mildere, als auch schwerere Reinfektionen sind beschrieben [50][51][52][53][54]
Epidemiologie
- Inzidenz und Prävalenz: Dynamisch, exponentielle Zunahme der Fallzahlen [55][56][57][58] bei einer Basisreproduktionszahl R0 von ca. 2–3,3 [14][59] bei Ausbleiben infektionspräventiver Maßnahmen
- Saisonale Anstiege der Infektionszahlen: Sog. „1. Welle“ von Februar bis April 2020, ab Ende September Wiederanstieg der Infektionszahlen, als sog. „2. Welle“
- Schätzungen der Entwicklung der Ausbreitungsdynamik: Durch das RKI wird die Schätzung der Entwicklung von R anhand der Meldezahlen im sog. „Nowcasting“-Ansatz [60][61] entwickelt; zudem weltweit Ansätze zur Modellierung von Ausbruchsverläufen und Belastung von Krankenhauskapazitäten [62][63][64]
- Entwicklung der globalen Verbreitung: Erster Nachweis in Wuhan, Volksrepublik China (12/19); Einstufung als Pandemie durch die WHO am 11.03.2020 [65], die ersten Infektionen könnten im Oktober 2019 aufgetreten sein [66]
- Aktuell meiste gemeldete Todesfälle in den USA (in absoluten Zahlen, Stand 15.11.2020) [57][67]
- Hohe Dunkelziffer [68][69][70] infolge asymptomatischer Verläufe
- Einfluss von Umweltfaktoren: Nach Erfahrungen im Sommer 2020 ist eine Abnahme der effektiven Reproduktionszahl durch höhere Temperaturen und höhere Luftfeuchtigkeit anzunehmen, dies allein ist nicht ausreichend eindämmend [71][72][73]
- Einflussfaktoren auf das Infektionsrisiko
- Armut, niedriger Bildungsstand, Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit [74][75] [76] sowie fehlender fester Wohnsitz [77] werden als Risikofaktor beschrieben
- Lokale Ausbrüche in Altenpflegeeinrichtungen, Krankenhäusern, Wohneinrichtungen für Geflüchtete und in Zusammenhang mit räumlich beengter Unterbringung von Personal in fleischverarbeitenden Betrieben und Landwirtschaft
- Hohe Infektionsraten auf Kreuzfahrtschiffen [78], über den ÖPNV und Bahnreisen liegen in Deutschland keine ausreichenden Daten vor
- Erkrankungsalter und Schwere des Verlaufs: Ab dem Alter von 65 Jahren steigt das Risiko für einen schweren Verlauf steil an
- Erkrankungsalter: Bis Juni 2020 in Deutschland 50 Jahre im Median und 49 Jahre im Durchschnitt, höchste Inzidenz im Alter >90 Jahre (Datenstand bis 02.06.2020) [14]
- Über den Sommer bishin in den späten September 2020 COVID-19-Nachweise bei vergleichsweise jüngeren Menschen ,
- Ab Oktober 2020 wieder ansteigende, über den November 2020 rasant ansteigende Infektionszahlen in allen und insb. auch in höheren Altersgruppen >70 Jahre
- Erneut viele Ausbrüche in Altenpflegeeinrichtungen
- Schwere der Verläufe: Im Zeitraum Februar bis Juni 2020 Entwicklung einer Pneumonie bei 3%, Hospitalisierung bei 15% der an das RKI übermittelten Fälle
- Über den Sommer 2020 Nachweis vieler Infektionen bei jüngeren Personen und niedriger Hospitalisierungsrate um 5 %
- Ab Oktober/November 2020 Zunahme der Anzahl der intensivmedizinisch zu Behandelnden
- Hohe Übertragungs- und Fallsterblichkeitsrate bei Ausbrüchen in Altenpflegeeinrichtungen [79][80][81]
- Leitfaden für den Öffentlichen Gesundheitsdienst zum Vorgehen bei Häufungen von COVID-19 des RKI [82] publiziert
- Konsequente Testung in Gemeinschaftswohneinrichtungen kann lokale Ausbrüche eindämmen! [83]
- Im Vergleich zu Influenza höherer Anteil beatmungspflichtiger Patient:innen und längere Beatmungszeiträume [84][85], ebenso höherer Anteil von extrapulmonalen Komplikationen! [86]
- Erkrankungsalter: Bis Juni 2020 in Deutschland 50 Jahre im Median und 49 Jahre im Durchschnitt, höchste Inzidenz im Alter >90 Jahre (Datenstand bis 02.06.2020) [14]
- Alter der Verstorbenen: In Deutschland 87% der Verstorbenen >70 Jahre alt (Datenstand 8. Dezember 2020)
- ∼4% der Verstorbenen in Deutschland jünger als 60 Jahre
- Fallsterblichkeit (CFR, „Case fatality rate“): Maßzahl für die Sterblichkeit unter positiv getesteten Personen, steigt an mit >60 Jahren, bei den >80-Jährigen ∼15% [67][87][88]
- Infektionssterblichkeit (IFR, „Infection fatality rate“): Maßzahl für die Sterblichkeit aller Infizierten
- Heinsberg-Studie: Infektionssterblichkeit im untersuchten Kollektiv 0,36% [70]
- Metaanalysen:
- Ioannidis et al. berechnen im Median 0,27% bei methodischen Limitationen, weitere Studien müssen fortlaufend ausgewertet werden [90]
- Wesentlichster Einflussfaktor auf die Infektionssterblichkeit ist die Alterszusammensetzung des untersuchten Kollektivs [91]
- Meyerowitz-Katz und Merone berechnen 0,68% bei ebenfalls hoher Heterogenität der Studienpopulationen [92]
- Ioannidis et al. berechnen im Median 0,27% bei methodischen Limitationen, weitere Studien müssen fortlaufend ausgewertet werden [90]
Aktuell sollten alle epidemiologischen Daten zu COVID-19 als vorläufig angesehen werden (u.a. aufgrund der dynamischen Entwicklung und der vermutlich hohen Dunkelziffer an infizierten Personen)!
Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich die epidemiologischen Daten auf Deutschland.
Pathophysiologie
Merkmale von SARS-CoV-2 [93][94]
- Gattung: Betacoronavirus
- Initial 2 Hauptgruppen identifiziert: S- und L-Typ [95]
- Mittlerweile geht man von drei Stämmen aus (A, B und C) [96]
- Behülltes RNA-Virus, enthält genetische Information als einzelsträngige Nukleinsäure („single stranded“ = ss)
- Nukleinsäure ist positiv strangorientiert (positiv-strängig)
SARS-CoV-2 ist wie alle Coronaviren ein behülltes, einsträngiges (+)ssRNA-Virus!
SARS-CoV-2-Varianten [97][98]
- Definition: Im Rahmen der pandemischen Ausbreitung entstehende Mutationen bzw. Kombinationen von Mutationen mit stammbaumähnlicher Ausbildung von sog. Viruslinien
- Ausbreitungstendenz von Varianten: Gegenstand intensiver Forschung ist, welche Varianten von SARS-CoV-2 sich im Infektionsgeschehen epidemiologisch relevant als dominante Varianten ausbreiten
- Varianten erhöhter Bedenklichkeit: Unter den weltweit tausenden Varianten wurden im Rahmen fortlaufender Genomsequenzierungsanalysen im Dezember 2020 Varianten mit dem Verdacht auf höhere Übertragungsraten identifiziert
- B.1.1.7 (501Y.V1, Vereinigtes Königreich) [99][100][101]: Erhöhte Übertragungswahrscheinlichkeit, bei Untersuchung kleiner Stichproben Hinweise für erhöhte Fallsterblichkeit bzw. Hospitalisierungsrate
- B.1.351 (501Y.V2, Südafrika) [102]: Vermehrtes Auftreten im Rahmen ansteigender Fallzahlen in Südafrika als dominante Variante, daher Verdacht auf erhöhte Übertragungswahrscheinlichkeit
- B.1.1.28 P.1 (501Y.V.3, Brasilien) [103][104]: Verdacht einer erhöhten Übertragungs- und Reinfektionsrate, Nachweis bei Ausbruchgeschehen in Ostbrasilien (Manaus)
- Ausbreitung in Deutschland
- Für B.1.1.7 nach Auswertungen des RKI zum 19. Februar 2021 bei ca. 22% der untersuchten Proben [105][106]
- Für andere Varianten weitgehend unklar; alle Varianten sind zumindest in geringer Zahl reiseassoziiert in Deutschland nachgewiesen worden [107]
- Systematische Erfassung von SARS-CoV-2-Varianten in Etablierung [108], bspw. durch Screening auf Zielmutationen wie bspw. N501Y [109]
- Einreisebeschränkungen für Staaten mit bekanntem Vorkommen in Corona-Schutzverordnung erlassen [110]
- Potentielle Risiken von SARS-CoV-2-Varianten
- Erhöhte Übertragungsrate: Würde bei unkontrollierter Übertragung schneller zu kritischen Fallzahlen mit Relevanz für eine Überlastung des Gesundheitssystems führen
- Erhöhte Fallsterblichkeit: Könnten die Bedrohlichkeit der Pandemie insgesamt steigern, weitere Untersuchungen größerer Fallzahlen müssen jedoch folgen, insb. bei kleinen Fallzahlen wird die Fallsterblichkeit eher überschätzt
- Verminderte Wirksamkeit von Impfstoffen: Möglich [111], bei bisher zugelassenen Impfstoffen nicht konklusive Daten [112][113]
- Verminderter Schutz durch AZD1222 gegenüber milden bis moderaten Verläufen durch B1.351 beschrieben [114]
- Verminderte Wirksamkeit monoklonaler Antikörper: Für einzelne Antikörper bereits beschrieben, Modelle für mutationsabhängige Wirksamkeitsanalysen [115] müssen weiter entwickelt werden
Viraler Lebenszyklus von SARS-CoV-2 [93][94][116][117]
- Invasion der Wirtszelle durch Endozytose oder Membranfusion, geschieht mithilfe von ACE2 und TMPRSS2
- Adsorption
- ACE2 dient als Rezeptor für das Andocken von SARS-CoV-2 (bei Menschen und Tieren) [81][118][119][120]
- SARS-CoV-2 bindet an ACE2 mithilfe seines Spike-Proteins
- Penetration (Eindringen in die Wirtszelle)
- Bei der Membranfusion: TMPRSS2 vermittelt sog. S-Protein-Priming → Verschmelzen der viralen Membran mit der Zellmembran des Wirts mithilfe des Spike-Proteins → Aufnahme des Virus in die Zelle
- Bei der rezeptorvermittelten Endozytose: Clathrin-abhängige oder -unabhängige Aufnahme des Virus in die Zelle → Verschmelzen der Membranen (u.a. mithilfe von Cathepsin L)
- Adsorption
- Vermehrungszyklus
- Uncoating: Freisetzung der Nukleinsäure aus dem Endosom ins Zytoplasma
- Translation (virale Genexpression)
- Genomische mRNA wird an freien Ribosomen in virale Proteine übersetzt
- U.a. entsteht eine RNA-abhängige RNA-Polymerase
- Replikation und Transkription: Replikase-Transkriptase-Komplex vermehrt Nukleinsäure/Virusproteine und bildet mRNA → Entstehung von Virusbestandteilen
- Assembly: Zusammenbau der einzelnen Viruskomponenten
- Exozytose: Freisetzung neu gebildeter Viren, die anschließend weitere Zellen infizieren
Exkurs: Mögliche Angriffspunkte [121]
- Remdesivir: Hemmt die virale RNA-Polymerase (Replikationsenzym)
- Camostat: Serinprotease-Inhibitor, hemmt TMPRSS2 [116]
- Impfstoff: Gegen S1-Untereinheit des S-Proteins gerichtete Antikörper aus dem Serum geheilter SARS-Patient:innen konnten in Zellkulturen eine SARS-CoV-2-Infektion verhindern [116][119]
Die zugrunde liegenden Schritte bei der Invasion und Replikation könnten potentiell Angriffspunkte zukünftiger Therapien sein und werden derzeit z.T. in Studien erprobt!
Pathogenese von COVID-19 [122]
- Bisherige Erkenntnisse
- Direkte und indirekte Effekte der Infektion: Mehrere Phasen des Krankheitsverlaufs unterscheidbar
- Initial Replikation in den Atemwegen: Direkte zytopathische Effekte, Schädigung des Alveolarepithels durch Virusinvasion [123][124]
- Weitere Organbeteiligungen: Beschrieben insb. an Niere, Leber, Dünndarm [125], Herz [126][127], Gefäßsystem [128] (insb. pulmonale und plazentare Mikrothromben [129]), Nervensystems [130] und Spermatogonien [131][132][133]
- Dysregulierte Immunantwort: Ähnlich wie bei der Sepsis erfolgt eine Reaktion des Immunsystems mit der Freisetzung von Cytokinen (IL-6) und der Auslösung einer fulminanten Entzündungsreaktion und Veränderungen im Gerinnungssystem [134][135][136][137]
- Rolle der Lymphozyten wird kontrovers diskutiert [138], bisherige Beobachtungen ergaben:
- Lymphozytopenie bei schweren Verläufen [137][139][140]
- Deaktivierung von NK-Zellen und antiviralen T-Lymphozyten (CD8+-T-Zellen) [141][142]
- Andererseits überschießende Immunantwort von CD8+-T-Zellen und TH17-Zellen [123]
- Direkte und indirekte Effekte der Infektion: Mehrere Phasen des Krankheitsverlaufs unterscheidbar
- Hypothesen zur Pathogenese
- Theorie zur indirekten Schädigung der Lunge bei SARS: ACE2-Downregulation führt zur Akkumulation von Angiotensin II [143]
- Weitere Organschädigung bei SARS: Direkter zytopathischer Effekt infolge von Virusreplikation oder indirekt durch überschießende Immunantwort bzw. systemische Folgen der respiratorischen Insuffizienz [144]
Viele aktuelle Hypothesen zur Pathogenese knüpfen an die Forschung anderer Ausbrüche von Coronaviren (MERS, SARS) an – die Übertragbarkeit auf das aktuelle Geschehen ist zu prüfen! [143][145]
Symptome/Klinik
Klinische Präsentation [14][87][146][147][148]
- Husten und Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen
- Luftnot als Hinweis auf beginnenden schweren Verlauf mit ausgeprägter interstitieller Pneumonie, Pulsoxymetrie als Screening zu empfehlen!
- Anosmie und/oder Ageusie [149][150][151]
„Ungewöhnliche“ klinische COVID-19-Präsentationen
- Gastrointestinale Begleitsymptome (Übelkeit/Erbrechen, Diarrhö, unkomplizierte Bauchschmerzen)
- Konjunktivitis [152][153][154]
- „Stille Hypoxie“ insb. bei älteren Betroffenen [155] , Pulsoxymetrie als Screening zu empfehlen! [156]
- Fallberichte
- Hauteffloreszenzen [157]
- Petechiales Exanthem [158]
- Frostbeulenartige Läsionen an den Akren [159][160]
- Ausschlag ähnlich einer Pityriasis rosea bei schwerem Verlauf [161]
- Varizellenartiges Exanthem [162]
- Verschiedene Effloreszenzen [163][164][165]
- Brustschmerz
- Hämoptysen
- Hodenschmerzen
- Hauteffloreszenzen [157]
COVID-19 - Differentialdiagnostik bei Erstvorstellung | ||||
---|---|---|---|---|
COVID-19 | Grippaler Infekt/Erkältungsinfekt | Influenza | Allergische Rhinosinusitis | |
Fieber | +++ | / | +++ | / |
Husten | +++ | ++ | +++ | + |
Dyspnoe | + | / | / | / |
Nasenlaufen/Schnupfen | + | +++ | + | +++ |
Niesen | / | +++ | / | +++ |
Halsschmerzen | + | +++ | + | / |
Myalgien | + | +++ | +++ | / |
Kopfschmerzen | + | + | +++ | / |
Fatigue | ++ | + | +++ | / |
Diarrhö | + | / | + | / |
Juckende Augen | / | / | / | + |
+++ = häufiger, ++ = weniger häufig, + = manchmal, / = (sehr) selten |
Schwere Verläufe [148][166][167][168]
- Zeitlicher Verlauf: Ab dem Symptombeginn ist ein schwerer Verlauf durch eine zeitliche Abfolge der Progression gekennzeichnet
- Nach 2–7 Tagen: Entwicklung der Pneumonie
- Nach 4–8 Tagen: Hospitalisierung, Sauerstoffbedarf, ggf. Vigilanzstörungen und Verwirrtheit, siehe auch: CURB-65-Score (Rechner)
- Nach 8–10 Tagen: Kritischer Verlauf mit Notwendigkeit einer Intubation und maschinellen Beatmung, Bild eines ARDS bzw. Komplikation einer Sepsis
Die klinische Präsentation ist unspezifisch und variabel. Je nach Schwere und Fortschritt der Erkrankung reicht das Spektrum von asymptomatisch bis stark ausgeprägt!
Auch Erkrankte mit initial mildem Verlauf können im Krankheitsverlauf nach ca. einer Woche eine Verschlechterung erleiden!
Prognose [87][169][170]
- Milde Verläufe als Regelfall: Der überwiegende Teil (>80%) aller bisherigen Infektionen verlief mild oder asymptomatisch
- Schwere Verläufe: Hospitalisierung bei 7% der an das RKI übermittelten Fälle in Deutschland (Datenstand 8. Dezember 2020)
- Fallsterblichkeit: Beträgt nach vorläufigen Zahlen ca. 1,6 % bei Betrachtung labordiagnostisch bestätigter und dem RKI gemeldeter Erkrankungen (Datenstand 8. Dezember 2020)
- Hohe Sterblichkeit bei Eintreten einer intensivmedizinischen Behandlungspflichtigkeit
Diagnostik zum Nachweis von COVID-19
PCR-Diagnostik (Nukleinsäurenachweis) [171][172][173]
- Prinzip: RNA-Nachweis aus respiratorischen Sekreten (oder Stuhlproben) mittels Real-Time Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (Real-Time RT-PCR, RT-qPCR)
- Probenmaterial: Abhängig von Krankheitsverlauf und -phase auszuwählen [173]
- Oberer Respirationstrakt
- Nasopharynx-Abstrich oder -Spülung [174]
- Oropharynx-Abstrich
- Unterer Respirationstrakt [173]
- Sputum [175]
- Bronchial- und Trachealsekret [175]
- Bronchoalveoläre Lavage [175]
- Oberer Respirationstrakt
- Einsatzgebiet: Goldstandard zur Detektion von SARS-CoV-2 in der Akutdiagnostik [176], v.a. in der Frühphase (1. Woche) sehr zuverlässig [177][178][179]
- Befundung: Positiv bzw. Negativ je nach RNA-Nachweis
- Ct-Wert: Maß für die SARS-CoV-2-RNA-Konzentration in der Probe, Ct-Werte >30 gelten als Hinweis auf eine niedrige Viruskonzentration bzw. fehlende Übertragung intakter Viren
- Verfügbarkeit: Erstes Verfahren wurde Mitte Januar 2020 entwickelt und vorläufig validiert [180], zwischenzeitlich sind eine Vielzahl validierter Testsysteme verfügbar
- Durchführung in Fachlaboren mit geeigneten Testsystemen
- Point-of-Care-Testing (Ergebnis binnen 15-45 Minuten verfügbar) mit kommerziell erhältlichen Testsystemen [171][181]
- Limitationen
- Erlaubt kein großflächiges Screening für epidemiologische Datenerhebung bezüglich einer stattgehabten Infektion
- Falsch-negative Ergebnisse möglich bei [173]
- Unzureichender Probenqualität
- Fehler bei Transport/Lagerung
- Später Krankheitsphase
Im späteren Verlauf der Erkrankung (Pneumonie, ARDS) kann der Rachenabstrich bereits wieder virenfrei sein, während noch infektiöse Viruslast in den unteren Atemwegen besteht! [182]
Die PCR kann initial negativ sein. Wiederholungen sollten daher alle 2–3 Tage bei begründetem Verdacht, Zweifeln an der Abstrichentnahmequalität und/oder Bild eines schweren Verlaufes erfolgen – dann ggf. auch mit zusätzlicher Analyse geeigneter Sekrete der unteren Atemwege!
Probengewinnung für PCR-Diagnostik [80][173][175][176][183][184][185]
- Beachte Aerosolbildung → Schutzkleidung anlegen!
- Abstrich: Aus geeignetem respiratorischem Material gewonnene Abstriche mit „Virustupfern“
- Ggf. zusätzlicher Abstrich (Koinfektionen): Je nach Klinikstandard wird ggf. ein zusätzlicher Abstrich für eine Virus-Multiplex-PCR mit Testung auf Influenza und RSV-Infektion durchgeführt
- Koinfektion mit anderen Erregern: Beschrieben, insb. bei Kindern, neben Influenza und RSV insb. auch Mycoplasma pneumoniae und CMV [186][187][188]
COVID-19 - Video Rachenabstrich
COVID-19 - Video Selbstabstrich
Antigen-Tests [171]
- Prinzip: Nachweis von Virusproteinen von SARS-CoV-2 in respiratorischen Sekreten
- Probenmaterial: Abstrich oder Spülung aus dem oberen Respirationstrakt [189]
- Einsatzgebiet: In der Akutdiagnostik als Point-of-Care-Testing mit Ergebnissen nach 15-30 Minuten
- Verfügbarkeit: Mehrere Hersteller bieten seit September/Oktober 2020 Antigen-Schnelltests an [190], angekündigt ist eine hohe Produktionskapazität, fortlaufend aktualisierte Liste zugelassener Testkits durch das BfArM [191]
- Aussagekraft: Sensitivität und Spezifität werden etwas niedriger angegeben als für die PCR, mit zunehmender Verfügbarkeit ist ein zunehmender Einsatz als Alternative zur PCR zu erwarten
Antikörper-Tests [43][192][193]
- Antikörpernachweis mittels Labor- oder Schnelltests möglich
- Limitationen
- In der Akutdiagnostik unbedeutend
- Kreuzreaktivität mit anderen Coronaviren möglich (falsch-positive Ergebnisse)
- Treffen eine qualitative bzw. semiquantitative Aussage (ELISA)
- Bei positivem Testergebnis weitere Abklärung erwägen, bspw. mittels Neutralisationstest
- Die hier genannten Antikörper-Tests weisen nur eine Immunantwort nach, keine Immunität
Serologische Tests werden für den Nachweis einer Immunisierung durch durchgemachte Infektion und ggf. auch für die Bestimmung von Impftitern eine hohe praktische Relevanz im Verlauf der Pandemie entwickeln!
Testmethoden zum Antikörpernachweis
Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA)
- Prinzip: Nachweis von gegen SARS-CoV-2 gerichteten (IgM- oder IgA- und) IgG-Antikörpern
- Probenmaterial: Serum
- Einsatzgebiet
- Erhebung epidemiologischer Daten (großflächiges Screening)
- Forschung: Entwicklung von Impfstoffen bzw. Medikamenten
- Therapie: Neutralisierende Antikörper als Immuntherapie für schwer Erkrankte extrahieren (Serumspende) [194]
- Verfügbarkeit: Labormethodisch sind zuverlässige Methoden etabliert und gemäß Indikationen im Einsatz, bspw. in der epidemiologischen Forschung
Elektrochemilumineszenz-Immunoassay (ECLIA, ECL-Verfahren)
- Prinzip: Nachweis von gegen SARS-CoV-2 gerichteten (IgG‑)Antikörpern durch Elektrochemilumineszenz [195]
- Probenmaterial: Serum
- Einsatzgebiet: Analog zur ELISA-Testung
- Verfügbarkeit: Als Antikörper-Schnelltests von diversen Herstellern verfügbar
Immunfluoreszenztest (IFT)
- Prinzip: Nachweis von gegen SARS-CoV-2 gerichteten IgM- und IgG-Antikörpern durch direkte Immunfluoreszenz
- Probenmaterial: Serum
- Verfügbarkeit: In spezialisierten Fachlaboren (hoher personeller und zeitlicher Aufwand)
Schnelltests zum Antikörpernachweis (Lateral-Flow-Immunoassays)
- Prinzip: Nachweis von gegen SARS-CoV-2 gerichteten IgM- und IgG-Antikörpern
- Probenmaterial: Kapillarblut, Speichel oder Abstrichmaterial [192]
- Einsatzgebiet: Zeitnahes Point-of-Care-Testing
- Anwendung durch medizinisches Personal
- Selbsttest
- Verfügbarkeit
- In Deutschland aktuell bereits Vielzahl an kommerziellen Testsystemen erhältlich
Klinisches Management milder Verläufe
Testkriterien und Meldepflicht [196]
- Indikation zur Testung: Akute respiratorische Symptome und/oder Verlust von Geruchs-/Geschmackssinn
- In ganz Deutschland und vielen Ländern weltweit gilt ein hohes Infektionsrisiko [197][198], eine zeitnahe COVID-19-Diagnostik ist daher bei typischer Symptomatik empfohlen
- Meldung erfolgt nach positiver Testung im Labor
- COVID-19-Diagnostik bei jeder (geplanten) stationären Aufnahme [182]
- Tests in der Praxis: Für GKV-Patienten bei Symptomen immer abrechenbar [199]
- Testung auch asymptomatischer Patienten und Beratung: Bei
- Hochrisikokontakt in Corona-Warn-App
- Zuweisung durch öffentlichen Gesundheitsdienst oder zur Klärung von Ausbruchssituationen
- Keine Kostenübernahme für Einreisende aus dem Risiko-Ausland [197] ab dem 16. Dezember 2020
- Testung von Praxispersonal: 10 Antigen-Schnelltests pro Woche erstattungsfähig [190][191]
- Testung auch asymptomatischer Patienten und Beratung: Bei
- Meldepflichtige Verdachtsfälle: Umgehende Meldepflicht und Indikation zur Testung bei
- Klinischem bzw. radiologischem Bild einer viralen Pneumonie UND Häufung von Pneumonien in stationärer Behandlung/Pflege
- Jeglichen COVID-19-verdächtigen Symptomen UND Kontakt zu labordiagnostisch bestätigtem Krankheitsfall bis max. 14 Tage vor Symptombeginn
- Siehe auch: COVID-19 - Meldepflicht
- Nationale Teststrategie [200]: Legt für Deutschland die Dringlichkeit von Tests fest, bspw. sollen Gemeinschaftseinrichtungen und medizinische Einrichtungen insb. zur Ausbruchseindämmung priorisiert getestet werden
- S1-Leitlinie zur Testung und Strategien bez. SARS-CoV-2 Infektionen im Gesundheitswesen [201]
- RKI-Hilfestellung zur Interpretation von Testergebnissen in Abhängigkeit von den Fallzahlen [202]
Kontaktpersonenmanagement [203][204]
- Allgemeinbevölkerung: Nach Erfassung bzw. Meldung durch das Gesundheitsamt, ggf. Einleitung einer COVID-19-Diagnostik, Ziele sind
- Unterbrechung von Infektionsketten
- Identifikation von Infektionsherden und Ausbrüchen [205]
- Risikomonitoring für Fälle im Kontext von vulnerablen Personen
- Medizinisches Personal: Besondere Sensitivität und schnelle Testung geboten ,
- Gesonderte Empfehlungen des RKI bestehen für das Kontaktpersonenmanagement in Altenpflegeeinrichtungen [206] und für den Fall des relevanten Personalmangels in Arztpraxen und Krankenhäusern [207]
- Siehe auch COVID-19 - Strategien zum Infektionsschutz
Eine konsequente Testung in Gemeinschaftswohneinrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen ist entscheidend zur Kontrolle und Nachverfolgung lokaler Ausbrüche! [83]
Ambulante Versorgung von Verdachtsfällen und Kontaktpersonen
- Erstberatung durch den hausärztlichen Notdienst: Triage zentral über Rufnummer 116117, wenn keine spezifische andere lokale Vorgehensweise etabliert ist
- Prüfen der Verdachtsfalldefinition und Beratung zu Abstrichmöglichkeiten und Indikationen zur COVID-19-Diagnostik, ggf. auch telemedizinisch
- Für die Praxis: I.d.R. vom Gesundheitsamt benannte zentralisierte Test-Anlaufstellen, ausgestattet mit entsprechender Schutzausrüstung für med. Personal und logistischen Abläufen, alternativ entsprechende Hygiene-Infrastruktur in der Praxis und getrennte Patientenversorgung zu etablieren
- Regelmäßig aktualisierte Informationen für hausärztliche Praxen von der DEGAM etabliert [208]
- Triage-Algorithmus und -Fragebogen für MFA von der DEGAM [209][210][211]
- Optionen zur getrennten Versorgung vom RKI zusammengefasst [212]
- Beachte unbedingt: COVID-19 - Hygiene und Prävention
- Milde Verläufe ohne Risikofaktoren: Ambulante Behandlung mit symptomatischen Maßnahmen, häusliche Quarantäne für 14 Tage nach Maßgabe der Gesundheitsämter und des RKI [213]
- Symptomatische Therapie: Kann bei hohem Leidensdruck analog zu dem symptomatischen Vorgehen bei Husten erfolgen, eine medikamentöse Fiebersenkung (z.B. mit Paracetamol) sollte in aller Regel nicht erforderlich sein
- Verhalten nach Einleitung einer Diagnostik: Anordnung einer häuslichen Isolation mindestens bis zum Testergebnis! Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit!
- Verhalten bei nicht zeitnaher Testmöglichkeit: Häusliche Isolation für mindestens 5 Tage UND Symptomfreiheit seit mind. 48 Stunden für jedwede Atemwegsinfektsymptomatik zu empfehlen! Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit!
- Verhalten in der häuslichen Quarantäne: Versorgung mit Merkblättern und Tipps zur häuslichen Quarantäne (DEGAM auch mit mehrsprachigen Patienteninformationsblättern [208], RKI [214], CDC [215])
- Entlassung aus der häuslichen Quarantäne: Bei nachweislich positiv Getesteten frühestens 10 Tage nach Symptombeginn UND Symptomfreiheit seit mind. 48 Stunden [216]
- In Altenpflege- und Gemeinschaftseinrichtungen: Für Aufhebung der Isolation zusätzlich negativer PCR-Abstrich ab Tag 10 zu fordern
- Stationäre Einweisung: Bei klinischer Verschlechterung, ggf. häusliche Überwachung der SpO2 2 × täglich mit Pulsoxymetrie bei risikoträchtigen Verlaufsmöglichkeiten
- Impfberatung
- Pneumokokkenimpfung: Kann saisonunabhängig gemäß Indikation erfolgen
- Influenza-Impfung: Weiterhin gemäß bestehender Indikationen für Risikogruppen empfohlen
- Siehe auch: COVID-19 - Impfstoffentwicklung
Ambulant in häuslicher Quarantäne behandelte Patient:innen sollten angewiesen werden, sich bei Auftreten von Dyspnoe oder zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustandes telefonisch zu melden, um gemeinsam über weitere Maßnahmen zu entscheiden!
Risikogruppen für schwere COVID-19-Verläufe [167][217][218][219]
- Entsprechen im Wesentlichen den allgemeinen Risikogruppen für schwere Verläufe bei Viruspneumonien
- Höchstes Risiko: Alte, pflegebedürftige, gebrechliche Patient:innen (Einschätzung bspw. anhand der Clinical Frailty Scale [220]) mit (multiplen) chronischen Erkrankungen [79][221]
- Vorerkrankungen: Neben der Art steigert auch die Anzahl der Vorerkrankungen das Risiko schwerer Verläufe enorm
- Chronische kardiovaskuläre Erkrankungen und Herzinsuffizienz
- Rauchen und chronische Lungenerkrankungen, bspw. schwere COPD [222]
- Krebserkrankungen [223][224][225]
- Zustände mit Immunsuppression
- Chronische Niereninsuffizienz
- Schlechter Ernährungszustand (z.B. auch Patient:innen mit gastroenterologischen Erkrankungen)
- Chronische bzw. chronisch-progrediente neurologische Erkrankungen
- Adipositas, insb. (BMI >30) [226]
- Genetische Erkrankungen: Trisomie 21, Sichelzellanämie
- Demenz und/oder psychiatrische Erkrankungen, insb. im Kollektiv der Älteren [227]
- ♂ > ♀
- Blutgruppe A häufiger mit schweren Verläufen assoziiert als andere Blutgruppen [228]
- Intensivierte Infektionsschutzmaßnahmen erforderlich: Empfehlungen des RKI insb. auch bzgl. Altenpflegeeinrichtungen etabliert [229][230][231], konsequente Testung von Bewohner:innen und Personal vorteilhaft! [83]
Patient:innen mit eingeschränkter Lebenserwartung
- Festlegung klarer Therapieziele: Ambulante patientenzentrierte Vorausplanung für den Notfall gemäß aktueller interdisziplinärer Empfehlungen der Fachgesellschaften [232] (DGP [233]/DIVI [234] etabliert)
- Aktive Klärung des Wunsches nach lebenserhaltenden Maßnahmen: Bzgl. invasiver und intensivmedizinischer Behandlungen für den Fall des Eintritts einer klinischen Verschlechterung
- Reanimation ja/nein?
- Intubation ja/nein?
- NIV ja/nein?
- High-Flow ja/nein
- Dokumentation und Vertretung des Patientenwillens: Bestehen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht bzw. gesetzliche Betreuung?
- Bei nicht einwilligungsfähigen Patient:innen: Erarbeiten einer ärztlichen Anordnung für den Notfall (ÄNo) [232]
- Aktive Klärung des Wunsches nach lebenserhaltenden Maßnahmen: Bzgl. invasiver und intensivmedizinischer Behandlungen für den Fall des Eintritts einer klinischen Verschlechterung
Eine Aktivierung palliativer Betreuungskonzepte an den Kliniken und in der ambulanten Versorgung ist erforderlich!
Klinisches Management schwerer Verläufe
Erstmaßnahmen bei schweren Verläufen [182][235][236][237][238][239]
- Vitalzeichen: Körpertemperatur, Blutdruck, Atemfrequenz, Herzfrequenz, SpO2
- Stationäre Aufnahme: Bei schlechtem klinischen Zustand und Vorliegen von
- Möglicherweise ambulante Versorgung: Bei lediglich leichtem Fieber bzw. beherrschbar erscheinender Luftnot, fehlender Hypoxämie und negativem qSOFA-Score
- Scores: Zur Abschätzung der Wahrscheinlichkeit schwerer Verläufe in der Aufnahmesituation
- ISARIC 4C Mortality Score [240]: Erlaubt eine Prognoseabschätzung anhand 8 Parameter der Erstdiagnostik und Patienteneigenschaften
- Siehe auch AMBOSS-Blog: Der ISARIC-4C-Mortality-Score [241]
- COVID-GRAM [242]: Erlaubt eine Prognoseabschätzung anhand von 11 Parametern, benötigt neben Labor auch ein Röntgen-Thorax
- ISARIC 4C Mortality Score [240]: Erlaubt eine Prognoseabschätzung anhand 8 Parameter der Erstdiagnostik und Patienteneigenschaften
- Intensivstationäre Aufnahme: Bei Vorliegen von
Fokussierte Durchführung der Erstdiagnostik [146][243]
- Mikrobiologie
- COVID-19-Diagnostik
- 2 Paar Blutkulturen
- Urinbecher für Urinstatus, Urinkultur, Antigentest für Legionellenpneumonie
- Anlage eines peripheren Venenverweilkatheters: Mind. rosa, besser grün!
- Anschluss von 250–500 mL Vollelektrolytlösung über 3-Wege-Hahn und Heidelberger Verlängerung, niedrige Laufrate (offenhalten!)
- Blutentnahme und Labor: Mind. 2 Serum-Monovetten, 1 EDTA, 1 Citrat
- Differentialblutbild: Absolute Leukopenie in 30% der Fälle , Lymphopenie in 40% der Fälle, Thrombopenie in 10% der Fälle
- Entzündungszeichen: CRP↑, zusätzlich CK↑ und LDH↑↑ bei schweren Verläufen beschrieben
- Erhöhung der Akute-Phase-Proteine: Ferritin↑
- PCT i.d.R. normwertig außer bei bakterieller Koinfektion mit Sepsis
- Beachte Diagnostik bei Sepsis
- Nierenbeteiligung: Kreatinin, Harnstoff, bei Aufnahme und wiederholt Urindiagnostik mit Bestimmung von Albuminurie, Hämaturie und Leukozyturie
- Leberwerte: AST/ALT↑ , GGT, AP, Bilirubin
- Gerinnung: INR, PTT, Fibrinogen, D-Dimere
- Lactat
- Initial prüfen: Je nach etabliertem Klinikstandard
- Troponin: Erhöhung gilt als Hinweis auf schweren Verlauf
- Echokardiographie zur Differentialdiagnose
- Siehe auch: Akutes Koronarsyndrom - Diagnostik, STE-ACS bzw. NSTE-ACS [244]
- D-Dimer: Erhöhung bei schweren Verläufen häufig [245][246]
- Troponin: Erhöhung gilt als Hinweis auf schweren Verlauf
- Arterielle Blutgasanalyse: Zur Erfassung von Oxygenierung, Gasstatus und Säure-Basen-Haushalt
Bildgebung [239][247][248][249]
- Röntgen-Thorax: Befunde wie bei interstitieller Pneumonie, aber auch bds. Infiltrate je nach Stadium einer Pneumonie, bei intensivmedizinischer Behandlungspflichtigkeit sind in aller Regel pathologische Veränderungen nachweisbar [250][251][252]
- Sonographie der Lunge: Früher aussagekräftig als die Röntgenuntersuchung, wiederkehrende Verlaufsbeurteilung sinnvoll [253]
- Sonographische Zeichen einer frühen Pneumonie: Zunehmender Nachweis von B-Linien (Sonographie) im frühen pulmonalen Verlauf → B-Linien-Nachweis spricht für Intensivierung der Versorgung
- Sonographische Zeichen bei Progression der Pneumonie: Ggf. pleurale Verbreiterungen und Konsolidierung von Lungenfeldern (Echogenität↑)
- DGINA-Empfehlungen [254]: Enthalten Beispielbefunde und Zusammenfassung der Einsatzmöglichkeiten
- CT-Thorax: Durchführung nur bei therapeutischer Konsequenz zu empfehlen, bspw. bei V.a. Lungenembolie [247][248][255][256][257] , Infektionsrisiken für med. Personal beachten
- Typische Befunde im Frühstadium: Bilaterale und multilobäre Milchglastrübungen unter Betonung der peripheren und/oder dorsalen Lungenabschnitte, insb. in den Unterlappen; am wenigsten betroffen ist der Mittellappen (rechts) → Sog. L-Typ nach Gattinoni [258]
- Befunde in späteren Stadien: Zunehmende und ausgeprägte Konsolidierungen, inter- und intralobuläre septale Verdickungen, bezeichnet als sog. „Crazy-Paving-Muster“ → Sog. H-Typ nach Gattinoni [258]
- Befundbeispiele [255]: Datenbank der SIRM [259] und Fleischner Society [260] stehen zur Verfügung
- Befundklassifikation: Es bestehen bereits 2 Klassifikationsschemata, CO-RADS (Niederlande) [261] und COV-RADS (USA) [262]
- CT als Screening: Native Niedrigdosis-CT des Thorax wird auch zum diagnostischen Screening evaluiert [263]
- Notfall-CT oder MRT-Bildgebung des Kopfes: Bei Verdacht auf zerebrale Beteiligung [264] bzw. einen Schlaganfall
Stationäre und intensivmedizinische Therapie
Therapie schwerer COVID-19-Verläufe [182][236][239][265][266][267][268][269]
- Minimierung der Virusexposition für Personal: Konsequente Nutzung persönlicher Schutzmaßnahmen und Strategien zur Verminderung virushaltiger Aerosole [270][271] [272]
Atmung und Beatmung
- Sauerstoffgabe: Zielwerte sind SpO2 ≥90%, ≥88% bei hochgradiger COPD bzw. pO2 >55 mmHg
- Nasenbrille: 1–6 L O2/min, sofern SpO2 ≤93%
- Intermittierende Bauchlagerung wacher Patient:innen erwägen [273][274][275]
- Verneblertherapie: Vernebelung bei Nutzung persönlicher Schutzmaßnahmen unbedenklich [270][271] [272]
- Optionen bei fortbestehender Hypoxämie: High-Flow-Sauerstofftherapie bei Verfügbarkeit und/oder
- Nicht-invasive Ventilation: Therapieversuch unter fortlaufend engmaschiger Reevaluation (Monitoring und Zuwendung!) im frühen Verlauf einer COVID-19-Pneumonie möglich, insb. bei Patient:innen mit schwerer COPD, Obesitas-Hypoventilation, neuromuskulären Erkrankungen [239][276] und bei Ablehnung einer Intubation
- Hohe Rate eines Therapieversagens, wenn kurzfristig keine Besserung eintritt: Wechsel auf invasive Ventilation, wenn nach einer Stunde Therapieversuch folgende Indikatoren bestehen (Intubationsentscheidung NICHT in den Notfall verschleppen!)
- Schlechte oder verschlechterte Oxygenierung (Horovitz-Quotient <175 mmHg)
- Atemfrequenzen >25–30/min oder Erforderlichkeit hoher Tidalvolumina (>9 mL/kgKG)
- Siehe auch: NIV, Grundsätze zur NIV bei COPD
- Hohe Rate eines Therapieversagens, wenn kurzfristig keine Besserung eintritt: Wechsel auf invasive Ventilation, wenn nach einer Stunde Therapieversuch folgende Indikatoren bestehen (Intubationsentscheidung NICHT in den Notfall verschleppen!)
- Nicht-invasive Ventilation: Therapieversuch unter fortlaufend engmaschiger Reevaluation (Monitoring und Zuwendung!) im frühen Verlauf einer COVID-19-Pneumonie möglich, insb. bei Patient:innen mit schwerer COPD, Obesitas-Hypoventilation, neuromuskulären Erkrankungen [239][276] und bei Ablehnung einer Intubation
- Nasenbrille: 1–6 L O2/min, sofern SpO2 ≤93%
- Invasive Beatmung: Intubation (sog. COVID-RSI [277][278][279]) bei respiratorischer Insuffizienz , konsequente Nutzung von Atemsystemfiltern (z.B. sog. HME-Ventil)
- Geriatrische Patient:innen: Bei hohem Risiko für einen Kreislaufstillstand unter RSI fiberoptische Intubation erwägen [280]
- Siehe auch
- Tracheotomie: Im Verlauf der Beatmung, hierzu etablierte DGHNO-Empfehlungen [281]
- Maximen der maschinellen Beatmung: Lungenprotektive Beatmung wie bei ARDS inkl. moderater Tidalvolumen (max. 6 mL/kgKG), Spitzendrücken von ≤30 cm H2O und permissiver Hyperkapnie
- Kontroverse um Beatmungseinstellungen: Die maschinelle Beatmung bei schwerem ARDS wird i.d.R. mit einem hohen PEEP und niedrigen Tidalvolumina durchgeführt. Im frühen Stadium eines ARDS (insb. beim sog. L-Typ nach Gattinoni) sind nach Ansicht einiger Autoren jedoch auch die Anwendung eines moderaten PEEP sowie Tidalvolumina von bis zu 9 mL/kgKG vertretbar [129][239][282]
- Siehe auch in Sektion ARDS - Therapie
- Koordination von Betreuungskapazitäten: DIVI-Intensivregister [283] mit Erfassung von Betten-, Beatmungs- und ECMO-Kapazitäten [284][285]
- ECMO: Indikationsstellung bei respiratorischem Versagen in Zusammenarbeit mit ECMO-Zentrum, Ergebnisse erster Auswertungen mit 90-Tage-Sterblichkeit von ca. 40% bei mit ECMO behandelten Patient:innen [286]
Medikamentöse Behandlung
- Glucocorticoide bei COVID-19: Gabe bei schwerer Erkrankung empfohlen [182]
- Größter Vorteil für beatmungspflichtige Patient:innen (29 vs 41% Letalität [287])
- Vorteilhaft bei Patient:innen mit Sauerstoffbedarf (21 vs. 25% Letalität [287])
- Eher nachteilige Effekte bei milden Verläufen - keine Gabe
- Therapieempfehlung der deutschsprachigen S2k-Leitlinie [182]: Dexamethason für beatmungspflichtige Patient:innen einsetzen (RECOVERY-Studie [287]), alternativ Hydrocortison möglich
- Siehe auch DGP-Positionspapier: Therapie mit Dexamethason bei Patienten mit COVID-19 (in AMBOSS)
- Antivirale Therapie mit Remdesivir [166][288][289][290]
- Indikation: Zugelassen für Patient:innen >12 Jahre und >40 kgKG mit COVID-19 Pneumonie und Indikation zur Sauerstoffgabe [291]
- Studiendaten: Kein Effekt auf harte Endpunkte wie 4-Wochen-Krankenhaussterblichkeit und Häufigkeit einer Beatmungspflichtigkeit in WHO-Zwischenauswertung der SOLIDARITY-Daten [292], keine Therapieempfehlung in WHO-Leitlinie [166]
- In ACTT-1-Studie [290] Verringerung der Zeit bis keine medizinische Versorgung mehr notwendig ist von im Median 15 auf 10 Tage
- Studiendaten: Kein Effekt auf harte Endpunkte wie 4-Wochen-Krankenhaussterblichkeit und Häufigkeit einer Beatmungspflichtigkeit in WHO-Zwischenauswertung der SOLIDARITY-Daten [292], keine Therapieempfehlung in WHO-Leitlinie [166]
- Therapiedauer: Gabe über mind. 5 Tage, max. 10 Tage
- Ziel: Verkürzung der Krankheitsdauer und Abwendung schwerer Verläufe
- Therapiemonitoring: Kontrolle der Transaminasen und des Kreatinin-Wertes während der Therapie
- Es sind allergische Reaktionen und Überempfindlichkeitsreaktionen beschrieben, Infusion nur unter Überwachung
- Alternativen: Andere antivirale Wirkstoffe erst bei schwerem Verlauf in Einzelfällen erwägen (vorzugsweise im Rahmen von Studien, andernfalls als individueller Heilversuch bzw. Off-Label-Use)
- Indikation: Zugelassen für Patient:innen >12 Jahre und >40 kgKG mit COVID-19 Pneumonie und Indikation zur Sauerstoffgabe [291]
Supportiv-intensivmedizinische Aspekte
- Medikamentöse Thromboseprophylaxe: Indiziert [293][294], auch einer DIC [295] entgegenwirkend, i.d.R. mit NMH durchzuführen , siehe
- Antibiotikagabe: Bei Nachweis einer Sepsis, beachte Diagnostik bei Sepsis
- Antimykotische Therapie: Pulmonale Aspergillosen als Komplikation beschrieben [298]
- Flüssigkeitsmanagement: Eher restriktive Volumentherapie empfohlen wie bei der Therapie des ARDS
- Ernährung: Enterale Ernährung bevorzugt, Ernährungssonde
- Siehe auch: DGEM Leitlinie Ernährung in der Intensivmedizin (in AMBOSS), Künstliche Ernährung
- Sedierung: Nach lokalen Protokollen!
- Delir-Screening [226][299]
- Tägliches Kontroll-Labor auf Intensivstation
- Differentialblutbild
- Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium, Phosphat
- Kreatinin, Harnstoff
- AST, ALT, GGT, Bilirubin
- Albumin, LDH
- CRP, PCT
- Gerinnung: PTT, INR, Fibrinogen, D-Dimer, Antithrombin III
- Lactat, ggf. häufiger bei Sepsis-Verdacht
- Bei V.a. kardiale Beteiligung [300]: Troponin , NT-proBNP
- Triglyceride (bei Einsatz von Propofol alle 3 Tage)
Management der Organkomplikationen
- Thromboembolische Komplikationen: Bei schweren Verläufen als Komplikation [301][302][303][304], auch Nachweise von Antikörpern im Sinne eines Antiphospholipid-Syndroms beschrieben [305], bei weiteren Risikofaktoren auch das Erwägen therapeutischer Dosierungen zur Antikoagulation [293][302][303]
- Lungenembolie
- Tiefe Beinvenenthrombose bzw Thrombosen atypischer Lokalisation [306]
- Therapeutische Antikoagulation – klinische Anwendung [307]
- Akutes Nierenversagen: Bei schweren Verläufen häufig und Warnsignal für die Entwicklung eines progredienten Multiorganversagens [308][309]
- Engmaschige Überwachung der Ausscheidung per Stundenurometrie, kontinuierliches Nierenersatzverfahren (CVVH) bei Eintreten von Stadium 3 nach KDIGO-Klassifikation des ANV
- Kardiale Beteiligung: Beschrieben ist das Auftreten von kardialen Komplikationen bei schweren Verläufen
- Herzrhythmusstörungen [310]
- Akute Linksherzinsuffizienz bzw. eines kardiogenen Schocks im späten Therapieverlauf [127][297][311][312]
- Myokarditis [300][313]
- Endotheliitis der pulmonalen und kardialen Gefäße [128][129], siehe auch
- Neurologische Beteiligung: Insb. als neurologische Komplikation schwerer Verläufe [314][315][316] [317][318], möglicherweise als erhöhtes Schlaganfallrisiko [319], möglicherweise auch als direkte Folge einer infektiösen Schädigung von Strukturen des Nervensystems [264][320][321], ein Zusammenhang zum Guillain-Barré-Syndrom ist nicht nachgewiesen [322][323]
- S1-Leitlinie DGN/DGNI: Neurologische Manifestationen bei COVID-19 [324]
Entlassungskriterien bzgl. Isolation bei stationärer Behandlung [216]
- Entlassung ohne Auflagen: Frühestens 10 Tage nach Symptombeginn und bei Symptomfreiheit seit mind. 48 Stunden
- Sauerstoffpflichtige Patient:innen und Bewohner von Gemeinschaftseinrichtungen: Zusätzlich negative SARS-CoV-2-PCR-Untersuchung
- Rehabilitation: Frühmobilisation und Frührehabilitationen bei schweren Verläufen immer anstreben [325]
- Verlegungskriterien
- Mindestens 2 Tage fehlende Akutsymptomatik
- Keine direkten Verlegungen von Intensivstation in Rehaklinik
- Kardiopulmonal stabile Verhältnisse, die eine Rückverlegung in die Akutversorgung nicht wahrscheinlich erscheinen lassen
- DGP-Empfehlungen zur pneumologischen Rehabilitation [326]
- Verlegungskriterien
- Symptompersistenz: Zur Prüfung auf Langzeitfolgen wird eine Untersuchung nach 8-12 Wochen empfohlen.
- Entlassung in die häusliche Isolierung: Wenn klinische Besserung dies erlaubt und ein Kontaktpersonenmanagement und eine ambulante Betreuung möglich sind
Palliative Therapiekonzepte zur Symptomkontrolle
Symptomkontrolle bei Verschlechterung und nicht gewünschter Intubation/Beatmung [233]
- Indikation: In Fällen mit nicht gewünschter bzw. nicht zielführender intensivmedizinischer Behandlung, bei Eintreten einer klinischen Verschlechterung und des Sterbeprozesses
- Bei Dyspnoe: Gabe von Opioiden
- Bei starker Angst oder Agitation: Gabe eines kurzwirksamen, anxiolytischen Benzodiazepins erwägen
- Psychosoziale Notfallversorgung: Aktivierung aller verfügbaren ambulanten und stationären palliativmedizinischen Ressourcen
- Handlungsempfehlungen der DIVI [327] zu COVID-19
Medikamentöse Therapieformen
- Bisher ist keine nachweislich wirksame Therapieform etabliert, daher stets experimentell; ein Einsatz kann unter Nutzen-Risiko-Abwägung in Einzelfällen erwogen werden [155][235][328]
- Einzige Ausnahme mit bedingtem vorläufigem Nachweis einer Wirksamkeit ist Remdesivir, siehe Antivirale Therapie mit Remdesivir
- Klinische Studien laufend, es werden auch verschiedene Kombinationsregime getestet! [329]
Übersicht aktuell erprobter Wirkstoffe [121][292][330][331][332][333]
- Hervorgehoben erscheinen die am intensivsten untersuchten Wirkstoffe
- Interaktionen der genannten Medikamente: Zahlreich, bei erwogenem Einsatz zu beachten (Fachinfo!) bzw. gemäß Übersicht der University of Liverpool! [334]
Für die Wirksamkeit der Medikamente ist wahrscheinlich der Zeitpunkt des Einsatzes im Krankheitsverlauf entscheidend – während in die Virusinvasion und -replikation eingreifende Medikamente (z.B. Remdesivir) so früh wie möglich appliziert werden müssten, könnten andere Ansätze, die auf die Kontrolle der dysregulierten Immunantwort bei schweren Verläufen abzielen (z.B. Tocilizumab), auch in späteren Phasen des Krankheitsverlaufes sinnvoll eingesetzt werden!
Wirkstoff(-gruppen), Substanzen und mögliche therapeutische Zielstrukturen [288][335]
- Inhibition der Adhäsion und Invasion
- Camostat [116]
- Inhibition der Fusion
-
Chloroquin/Hydroxychloroquin
- Ein Einsatz ist grundsätzlich nicht mehr zu empfehlen, WHO stoppt den Einschluss der Substanzen in der SOLIDARITY-Studie [336][337][338]
- Erprobt wurde die Kombination mit Azithromycin [339][340], auch in der Kombination zeigte sich keine Wirksamkeit [341]
- Ebenfalls keine Wirksamkeit als Postexpositionsprophylaxe [342]
- Umifenovir [343][343][344][344][345]
-
Chloroquin/Hydroxychloroquin
- Interferon β-1b: Einsatz außerhalb von klinischen Studien nicht zu empfehlen! [182]
- Protease-Inhibition: Ein Einsatz ist grundsätzlich nicht mehr zu empfehlen, WHO stoppt den Einschluss der Substanzen in der SOLIDARITY-Studie [336]
- Lopinavir/Ritonavir [72][346][347][348]
- Kombination mit Interferon β-1b und Ribavirin [349]
- Darunavir/Ritonavir (ggf. in Kombination mit Umifenovir)
- Lopinavir/Ritonavir [72][346][347][348]
- RNA-Polymerase-Inhibitoren bzw. Nukleosidanaloga
- Remdesivir [290][291][292][350][351][351][352]
- Bedingte Zulassung durch EMA in Europa seit 3. Juli 2020, siehe Remdesivir - Antivirale Therapie
- Molnupiravir: In Phase-3-Studie bei Menschen [353], in Tierstudien beim Frettchen wirksam zur Reduktion der Viruslast in den Atemwegen und zur Verhinderung von Ansteckungen [354]
- Remdesivir [290][291][292][350][351][351][352]
- Immunologische Therapieansätze
- Antikörpertherapie und Biologicals [355]
- IL-6-Blocker: Erstmalig randomisiert kontrollierte Studie mit Nachweis einer verminderten Sterblichkeit bei schweren Verläufen als Preprint veröffentlicht [356], zuvor in diversen Studien insgesamt kein schlüssiger Nachweis einer Wirksamkeit
- Tocilizumab [357][358][359][360][361][362], Gabe nur innerhalb klinischer Studien zu empfehlen
- Siltuximab [363]
- Sarilumab
- Spezifische monoklonale Antikörper
- Bamlanivimab: Gegen ACE2-Rezeptoren auf dem Spike-Protein des Virus gerichtet, Notfallzulassung [364] durch FDA im November 2020 für nicht-hospitalisierte Patient:innen nach Ergebnissen einer Phase-2-Studie [365], Einsatz nur in Studien [366] zu erwägen!
- Fehlende Wirksamkeit bei hospitalisierten Patient:innen! [367]
- REGN-COV2: Kombination aus 2 Antikörpern gegen Strukturen des viralen Spike-Proteins [368]
- Bamlanivimab: Gegen ACE2-Rezeptoren auf dem Spike-Protein des Virus gerichtet, Notfallzulassung [364] durch FDA im November 2020 für nicht-hospitalisierte Patient:innen nach Ergebnissen einer Phase-2-Studie [365], Einsatz nur in Studien [366] zu erwägen!
- JAK-Inhibitoren: Baricitinib, in Kombination mit Remdesivir Notfallzulassung durch FDA in den USA [369] für schwere Erkrankungen, publizierte Studienergebnisse der ACTT-2-Studie [370]
- IL-1-Blocker: Anakinra [371]
- GM-CSF-Blockade: Mavrilimumab [372]
- Rekombinantes ACE2 (rhACE2, APN01) [119][373]
- IL-6-Blocker: Erstmalig randomisiert kontrollierte Studie mit Nachweis einer verminderten Sterblichkeit bei schweren Verläufen als Preprint veröffentlicht [356], zuvor in diversen Studien insgesamt kein schlüssiger Nachweis einer Wirksamkeit
- Rekonvaleszentenplasma: Klinischer Vorteil bisher nicht erwiesen, Einsatz nur in klinischen Studien [194][374][375][376][377]
- Mesenchymale Stammzellen aus Nabelschnur
- Antikörpertherapie und Biologicals [355]
Hygiene und persönliche Schutzmaßnahmen
Ambulantes Management [378][379]
- Isolation bei Praxiskontakt/Notfallambulanz: Begründete Verdachtsfälle sollten umgehend mit einem Mund-Nasen-Schutz versorgt und in einen separaten Raum gebracht werden, anschließend sollte med. Personal die Behandlung in Infektionsschutzkleidung durchführen (FFP2-Maske, Schutzkittel, Handschuhe, Schutzbrille bzw. -visier )
- In Fällen mit Ausschlussdiagnostik ohne hohes epidemiologisches Risiko: Patient:innen mit Mund-Nasen-Schutz versorgen, medizinische Betreuung in Schutzkittel wie oben
- Siehe auch für die Beratung: COVID-19 - Aufklärungsmaßnahmen zu Infektionsschutz und Prävention
- Hygienische Händedesinfektion
- Aktuelle Hinweise des RKI zu Desinfektionsmitteln [380]
Persönliche Schutzausrüstung anlegen
Persönliche Schutzausrüstung ablegen
Stationäre Hygienemaßnahmen [26][267][378][379][381]
- Unterbringung: In einem Isolierzimmer, möglichst mit Vorraum
- Transport: Mund-Nasen-Schutz für Patient:innen
- Versorgung: Nur mit Schutzbrille, Schutzkittel, Handschuhen, Haube und mind. FFP2-Maske
- Reinigung: Tägliche Wischdesinfektion mit begrenzt viruzidem Flächendesinfektionsmittel [14][23]
- WHO-Empfehlungen zur Flächendesinfektion im COVID-Kontext [382]
- Abfallentsorgung: Vergleichbares Handling wie bei anderen infektiösen Krankenhausabfällen (LAGA-Vollzugshilfe 18 [383])
- Organisatorische Maßnahmen
- Schaffung klinikumfassender koordinierter Kohortenisolationskonzepte!
- Eröffnung separierter Bereiche, ggf. Vorbauten und Zelte zur Pufferung und Isolation von Verdachtsfällen
- Kommunikation von Hygieneregeln für den Transport von Patient:innen
- Personalschutz insb. durch Schutzkleidung und -ausrüstung
- Etablierung von Prozeduren zum Aerosolmanagement bei Beatmungsprozeduren
- COVID-19-Ausbrüche im Gesundheitswesen: Spezifische Management-Empfehlungen des RKI etabliert [384]
Atemschutzmasken [379][385][386]
- In Gesundheitseinrichtungen: Risikoadaptierte Nutzung für das med. Personal empfohlen, ein regulärer Mund-Nasen-Schutz ist i.d.R. ungeeignet für das med. Personal mit intensiveren Patientenkontakten
- FFP3-Masken bei invasiver Diagnostik und Therapie [387]
- FFP2-Masken bei nicht-invasivem Kontakt mit Patient:innen
- Erweiterte Hygienemaßnahmen laut RKI mit generellem Einsatz von Mund-Nasen-Schutz für [388]
- Jegliches Personal mit Kontaktmöglichkeit zu Patient:innen
- Jegliche Patient:innen, die im Rahmen ihres Aufenthaltes in Kontakt mit anderen Menschen kommen
- Einrichtungsgebunden ressourcenschonender Einsatz von Masken bei Lieferengpässen [378]
- Zu Beginn der Pandemie weltweit Erwägungen zur Desinfektion und Aufbereitung von Masken bei manifester Mangelsituation [389][390][391][392][393]
Sonderfall: Reanimation [394][395]
- Anpassung der Empfehlungen für Basic- und Advanced-Life-Support nach entsprechenden Stellungnahmen nationaler und internationaler Fachgesellschaften
- Ziel: Erhöhung der Sicherheit von Laien und Fachpersonal bei der Reanimation durch Limitierung der Aerosolbildung
- Wesentliche Änderungen
- Basic-Life-Support (BLS)
- Advanced-Life-Support (ALS)
- Persönliche Schutzausrüstung wie bei direktem invasiven Kontakt mit Patient:innen immer vorgesehen
- Reduktion des Einsatzpersonals direkt an den Patient:innen
- Kein Hören und Fühlen von Atemtätigkeit bei unklarem Infektionsstatus
- Maskenbeatmung mit Schwebstofffilter (HEPA-Filter) oder direkte Sauerstoffgabe mit Inhalationsmaske
- Stopp der Thoraxkompression bei Intubation
- Mechanische CPR in Bauchlagerung am Modell getestet und prinzipiell möglich [396]
- Studien
Hauterkrankungen durch persönliche Schutzausrüstung
Mund-Nasen-Bedeckungen, medizinische Gesichtsmasken und partikelfiltrierende Halbmasken sowie Handschuhe bei medizinischem Personal sind ein wichtiger Beitrag zur Eindämmung der Virusverbreitung und, je nach Maskentyp, zum Selbstschutz. Seit der COVID-19-Pandemie ist ein Anstieg von Hauterkrankungen zu beobachten, die durch das Tragen der Schutzausrüstung hervorgerufen oder verschlimmert werden können. Eine effektive Prävention bzw. Therapie ist wichtig, um die Compliance gegenüber der persönlichen Schutzausrüstung zu gewährleisten und somit Infektionen zu verringern und medizinisches Personal zu schützen. [398][399][400][401][402][403][404][405]
Vorkommen
- Insb. medizinisches Personal betroffen
- Ausfall von medizinischem Personal durch Hauterkrankung
- Sinkende Compliance gegenüber der Schutzausrüstung und somit höheres Infektionsrisiko
- Vermehrt bei Personen mit bestehenden Vorerkrankungen der Haut oder Allergien
Ätiologie
- Feucht-warmes Klima: Okklusion durch Handschuhe und Maske, Schwitzen und Feuchtigkeit in der Ausatemluft führen zu
- Physikalische Irritantien: Reibung und Druck
- Chemische Irritantien: Kontaktallergene in Masken und Handschuhen
Symptome/Klinik
Diagnostik
- Klinisches Erscheinungsbild
- Anamnese: Tragedauer und Art der persönlichen Schutzausrüstung, bestehende Hauterkrankungen, bestehende Allergien, Berufsanamnese, Familienanamnese
- Epikutantest bei V.a. allergische Kontaktdermatitis: Standardserie, Desinfektionsmittel, Gummireihe, kleine Stücke der verwendeten Masken und Handschuhe, ggf. weitere Reihen
Resultierende Krankheitsbilder
- Toxische Kontaktdermatitis
- Allergische Kontaktdermatitis [406][407]
- Provoziert durch Allergene in der Schutzausrüstung
- Verstärkung durch Okklusion
- Urticaria factitia, Kontakturtikaria oder Druckurtikaria
- Erregerbedingte Hauterkrankungen: Tinea faciei [408], Impetigo [409]
- Verstärkung oder Reaktivierung von bereits bestehenden Hauterkrankungen
- Acne vulgaris
- Ruptur und Entzündung der Komedonen durch Reibung und Druck
- Okklusion der Talgausführungsgänge
- Störung der Mikrozirkulation bei langanhaltendem Druck
- Vermehrte bakterielle Besiedelung durch feucht-warmes Klima
- Atopische Dermatitis
- Rosazea [410]
- Seborrhoisches Ekzem
- Periorale Dermatitis
- Psoriasisläsionen: Druck/Reibung kann Köbner-Phänomen auslösen [411]
- Acne vulgaris
Therapie
- Basismaßnahmen
- Pflege mit parfümfreien Pflegecremes
- Kühlende Kompressen zur Minderung von Rötung und Schwellung
- Medikamentöse Therapie
- Topische Antiseptika bei Erosionen zur Vermeidung einer Sekundärinfektion, z.B. Octenidin
- Topische Glucocorticoide der Klasse I und II bei Kontaktdermatitis (siehe: Topische Glucocorticoide)
- Antihistaminika bei allergischer Kontaktdermatitis und/oder Juckreiz, z.B. Cetirizin
- Leitliniengerechte Therapie der Grunderkrankung: Beginn, Wiederaufnahme bzw. Fortführung
Prävention
- Aufklärung über korrekte Benutzung der Masken
- Auf reibungsfreien Sitz achten
- Tragezeit so kurz wie möglich und Pausen einlegen
- Waschen von Alltagsmasken bei mind. 60 °C
- Regelmäßiges Wechseln der Maske
- Möglichst zertifizierte Masken verwenden
- Pflege
- Gesicht
- Gesichtspflege zum Erhalt/Stärkung der Hautbarriere mit parfümfreien Feuchtigkeitscremes
- Emollientien (z.B. Vaseline) zur Minderung von Reibung der Maske an prädisponierten Stellen auftragen
- Hände
- Gesicht
- Meidung von Allergenen: Kontaktallergenfreie Maske und Handschuhe verwenden, Baumwollhandschuhe unterziehen, Gaze-Inlay in der Maske verwenden
- Bei V.a. Berufsdermatose: Verfahren zur Anerkennung einleiten
Vorbereitung von Gesundheitseinrichtungen
Triage- und Pufferzonen zur Erstversorgung [26][267]
- Triage-, Puffer- und Isolationszonen bei Einlass: Erfassung der Symptome, ggf. Aushändigung einer Leitkarte für Patient:innen, Zuweisung in einen isolierten Diagnostikbereich [412], Empfehlungen des RKI zur getrennten Versorgung etabliert [413]
- Bereitstellung von Sauerstoffanschlüssen bzw. Versorgung mit Flaschen
- Ausrüstung für Nasenbrillen
- Monitoring von SpO2 und Herzfrequenz
- Bereiche mit High-Flow, CPAP
- Überleitungs- und Aufnahmeprotokolle für COVID-Bereiche mit entsprechenden Vorkehrungen etablieren
- Kontrolle von Ausbrüchen: Leitfaden für den Öffentlichen Gesundheitsdienst zum Vorgehen bei Häufungen von COVID-19 des RKI [82] publiziert
- Notfallkapazitäten: Sicherstellung, dass OP- und Notfallinterventionskapazitäten für nicht-pandemiebedingte lebensbedrohliche Erkrankungen funktional bleiben (z.B. Corona-OP-Trakt vs. Normal-OP-Trakt) [414][415][416][417][418]
- Bettenkapazitätssteuerung [419]
- Vorausschauende Planung zur Verschiebung nicht dringlicher Eingriffe und Interventionen, ggf. Priorisierung onkologischer Interventionen [420]
- Vorausschauende Indikationsstellung für jegliche „Kann-Eingriffe“, wenn diese für die Nachbehandlung intensivmedizinische Kapazitäten benötigen
- Modifizierte Kontaktpersonennachverfolgung für medizinisches Personal nach RKI [207] und Schulung bzw. Fortbildung von medizinischem Personal [421]
- In Überlastungssituationen [422][423][424][425][426][427]
- Konsequente notfallmedizinische Triage: S1-Leitlinie [428] zu Entscheidungen über die Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen im Kontext der COVID-19-Pandemie
- Empfehlungen und Bekanntmachungen der DGAI/BDA [429] inkl.
- Schulungen freiwillig medizinischer Helfender bei Einsatz während der COVID-19-Pandemie [421][430]
- Entscheidungen über die Zuteilung von Ressourcen in der Notfall- und der Intensivmedizin im Kontext der COVID-19-Pandemie [431]
- Bereitstellung flexibel niedrigschwellig einberufbarer Ethikkommissionen
- Entscheidungsfindung bei nicht ausreichenden Intensiv-Ressourcen [432]
- Dokumentationshilfen zur Priorisierung bei Ressourcenknappheit [433]
- Empfehlungen und Leitplanken für die notärztliche Versorgung vom BAND [434]
- Empfehlungen und Bekanntmachungen der DGAI/BDA [429] inkl.
- Palliative Betreuungskonzepte für nicht intensivmedizinisch behandelbare Patient:innen
- Psychosoziale Betreuungsangebote für höchst belastetes med. Personal [435]
- Empfehlungen der DIVI für Krankenhäuser [327]
- CH: Empfehlungen zur Triage bzgl. Intensivmedizin bei Engpässen [436] der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften etabliert
- UK: NICE COVID-19 rapid clinical guideline: critical care [437]
- Konsequente notfallmedizinische Triage: S1-Leitlinie [428] zu Entscheidungen über die Zuteilung intensivmedizinischer Ressourcen im Kontext der COVID-19-Pandemie
Erhöhung der Beatmungskapazität [26]
- Koordination von Betreuungskapazitäten: DIVI-Intensivregister [283]
- Räumen von Intensiv-/Beatmungsplätzen
- Rekrutierung aller geeigneten Räumlichkeiten
- Bedingungen an die räumlichen Gegebenheiten zur Schaffung von Beatmungsplätzen: Zwei-Sauerstoff-Anschlüsse, ein Luft-Anschluss, ein Absaugventil, 12 Steckdosen
- Rekrutierung intensivmedizinischen Equipments
- Ultima Ratio bei absoluter Überlastung: Diskussionen kreativer Lösungen (sog. „McGyver-Aktionen“) [427][440]
- Sauerstoffzufuhr per Nasenbrille oder Maske von 1 Anschluss auf 2 Patient:innen ausweiten [441]
- Teilen von Beatmungsmaschinen für mehrere Patient:innen [442][443][444]
- Extremsituationen: Atembeutel mit Sauerstoffreservoir manuell bedienen, Bau eigener Beatmungsmaschinen aus vorhandenen medizinischen Ressourcen
- Schulung von ärztlichem und pflegerischem Fachpersonal und Pflegekräften in der Versorgung beatmeter Patient:innen
Es wird in manifesten Überlastungssituationen notwendig werden, vermehrt und überbrückend auf aerosolbildende Beatmungsformen wie NIV zurückzugreifen! Um einer Ansteckungsgefahr des med. Personals vorzubeugen, sind standardisierte Hygieneregelungen sowie bestmögliche Schutzkleidung inkl. Atemschutzmaske essentiell!
Aktuelle Beratungsanlässe zu COVID-19
ACE-Hemmer und NSAR als Risikofaktoren für einen schweren Verlauf
Durch unbestätigte und in Journals vorpublizierte Hypothesen zur Pathophysiologie der COVID-19-Infektion sind Medikamente aus der Gruppe der RAAS-Antagonisten (insb. ACE-Hemmer und Sartane), NSAR und Glitazone im März 2020 in Verdacht geraten, schwere Verläufe und Infektionen zu begünstigen.
Faktencheck
- Das Membranprotein ACE2 wurde bei Menschen und Tieren als Rezeptor für die Aufnahme von SARS-CoV-2 identifiziert [118]
- Eine im Journal The Lancet als Studienkorrespondenz publizierte Schrift stellte den Zusammenhang her, dass genannte Medikamente durch verschiedene Mechanismen die Expression von ACE2 bzw. dessen Rezeptorendichte steigern; somit sei bei Einnehmenden eine erhöhte Empfänglichkeit für schwere Erkrankungen möglich [445]
- ACE-Hemmer und Sartane: Von einem unreflektierten Absetzen bei gegebener Indikation ist abzuraten! Mögliche negative Folgen (z.B. hypertensive Krise) könnten einen Nutzen überwiegen [446][447][448][449][450], zwischenzeitlich Studien mit Daten aus Italien [451] und Spanien [452] publiziert, keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko
- Für den Fall einer erforderlichen Therapieumstellung bei arterieller Hypertonie beachte: Antihypertensiva
- Ibuprofen und andere NSAR: Strenge Indikationsstellung – sollten unabhängig von COVID-19 und insb. bei älteren und kardiovaskulär sowie renal vorerkrankten Patient:innen zurückhaltend zur Antipyrese eingesetzt werden!
- Paracetamol ist zur Fiebersenkung und Symptomkontrolle als Selbstmedikation bei milden Verläufen Mittel der Wahl! [453]
- Insg. wird eine fiebersenkende medikamentöse Therapie wahrscheinlich zu häufig angewendet und ist bei leichten Verläufen i.d.R. nicht erforderlich
- Patient:innen, die wegen chronischer Erkrankungen oder Schmerzen (z.B. rheumatoider Arthritis) indikationsgerecht Ibuprofen oder andere NSAR einnehmen, müssen diese nicht „vorsorglich absetzen“!
- Glitazone: Werden in Deutschland sehr selten eingesetzt und weisen i.d.R. ohnehin ein relativ ungünstiges Risiko-Nutzen-Profil auf
- ACE-Hemmer und Sartane: Von einem unreflektierten Absetzen bei gegebener Indikation ist abzuraten! Mögliche negative Folgen (z.B. hypertensive Krise) könnten einen Nutzen überwiegen [446][447][448][449][450], zwischenzeitlich Studien mit Daten aus Italien [451] und Spanien [452] publiziert, keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko
NSAR sind unabhängig von COVID-19 für die kardiale und renale Funktion entsprechend Vorerkrankter toxisch – ihr Einsatz steigert das Risiko für Organkomplikationen!
Asthma bronchiale [167] [454]
- Kein unabhängiger Risikofaktor: Bei guter therapeutischer Kontrolle der Krankheitsaktivität stellt ein Asthma bronchiale kein besonderes Risiko für einen schweren Verlauf dar
- ICS-Therapie: Bei guter Einstellung und Regeldosierung nicht absetzen!
- Biologika-Therapie: I.d.R. bei guter Einstellung auch nicht abzusetzen
- Infektionsschutz
- Wenn möglich keine Anwendung von Feuchtverneblern, stattdessen Nutzung von Dosier-Aerosolen mit Spacer und ggf. gut abschließender Maske (insb. im Kliniksetting)
- Nicht notwendige Spirometrien vermeiden, z.B. bei COVID-19-Verdachtsfällen bzw. bei regional hoher COVID-19-Inzidenz
Psychosoziale Aspekte
- Häusliche Gewalt: Zunehmende Fallzahlen weltweit [455][456]
- Bundesweite Kinderschutz-Hotline: 0800 19 210 00 [457], Pocketcard [458]
- Siehe auch AMBOSS-Blog: Häusliche Gewalt ist nicht privat [459]
- Einsamkeit und soziale Isolation: Infolge der Pandemiebekämpfungsmaßnahmen aktuell zunehmend und langfristig gesundheitsschädlich [460]
- Verminderte körperliche Betätigung: Erhebliche Einschränkungen der sportlichen Aktivitäten beschrieben [461]
- Vermehrter pathologischer Alkoholkonsum: Allgemein, jedoch auch als Exazerbation einer vorbestehenden Alkoholerkrankung [462]
Besondere Patient:innengruppen und Beratungsanlässe
- Siehe auch
- Geriatrie: Übersichtsarbeiten zu Auswirkungen auf die geriatrische Versorgung [79][463]
- Versorgung von Patient:innen mit Demenzerkrankungen in Pandemiezeiten erschwert, erhöhte Sterblichkeit bei Patient:innen mit psychiatrischen Komorbiditäten [464]
- Empfehlungen der DGP zur pulmologischen Aspekten von COVID-19 bei geriatrischen Patient:innen [280]
- Diabetologie: Empfehlungen der DDG etabliert, insb. strenge Beachtung der Kontraindikationen von Metformin (Hypoxie!) und SGLT2-Inhibitoren, Pausierung dieser Therapieprinzipien bei hohem Fieber und instabiler Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme empfohlen [465]
- Siehe auch: Insulintherapie, stationäres Blutzuckermanagement, Antidiabetika
- Pneumologie: DGP empfiehlt Fortführung von ICS-Inhalatoren [466] bei gut darauf eingestellten Patient:innen, zudem Hinweise zur Durchführung von Bronchoskopien in Pandemiezeit [467]
- Stellungnahmen zur Risikoeinschätzung bei chronischen Lungenerkrankungen [167][468]
- Gastroenterologie: Informationen gebündelt über die DGVS [414]
- DGVS Addendum zu den S3-Leitlinien Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Betreuung in der COVID-19 Pandemie
- Übersichtsarbeiten zu gastroenterologischen Implikationen von COVID-19 [469][470]
- Hepatologie: EASL/ESCMID-Positionspapier zur Versorgung von Patient:innen mit chronischen Lebererkrankungen [471] und Update im Dezember 2020 [472]
- Einschluss von Patient:innen mit CED in von der ECCO etabliertes Register! [473]
- Onkologie bzw. Hämatoonkologie
- Empfehlungen der DGHO etabliert [225][474]
- Häufig Abwägung zwischen akutem Infektionsrisiko mit schwerer Erkrankung und Einleitung bzw. Fortführung von Chemotherapien erforderlich [420][475]
- Aufschieben onkologischer Therapien verkürzt Überlebenszeit! [476]
- Schwere Verläufe bei onkologischen Patient:innen häufiger, insb. bei Chemotherapie [223]
- Nephrologie: Europäische Empfehlungen der ERA-EDTA zum Management in Dialysezentren [477] etabliert
- Rheumatologie: Informationsangebote der DGRh [478] und Übersichtsartikel [479][480] bzw. Fallserien [481]
- HNO: Empfehlungen und fachbezogener Newsticker der HNO [485], Indikationseinschränkung für die Rhinoscopia anterior, Absage aller elektiven Eingriffe an Nase und Nebenhöhlen [486]
- Evidenzübersicht zum Patientenmanagement in der HNO [487]
- Anästhesiologie: Regionalanästhesie in der Pandemiesituation – Ad-hoc-Empfehlung eines Expertengremiums 2020 [488]
- Ophthalmologie: Berufsverband der Augenärzte [152]
- Neurologie: S1-Leitlinie DGN/DGNI [324] zu neurologischen Manifestationen bei COVID-19 inkl. einer Übersicht von Management immunsuppressiver Therapien
- Psychosomatik: Bekanntmachung der DGPM [489]
COVID-19 - Kindesalter
Epidemiologie
- Häufigkeit: Infektionshäufigkeit geringer als bei Erwachsenen [490][491]
- Geschlecht: ♀ = ♂ [492][493]
- Letalität: Sehr gering [492][494][495]
Die DGPI hat ein Register für stationär behandelte Kinder und Jugendliche mit COVID-19 etabliert! [496]
Weiterverbreitung
- Weiterverbreitung auch durch asymptomatische Kinder möglich [493][497] [498]
- Kinder sind keine Super-Spreader [493][497][499][500]
- Flächendeckende Schul- und Kitaschließungen haben im Vergleich zu allgemeinen Abstands- und Hygieneregelungen einen untergeordneten Stellenwert [497][499][500][501][502][503][504]
- Schädliche Auswirkungen der sozialen Distanzierung im Rahmen der eindämmenden Maßnahmen beschrieben [505]
Klinik [493][495][506][507][508][509]
- Asymptomatische Infektionen bei etwa 20% der Fälle
- Symptomatische Infektionen: Variable Klinik, im Allgemeinen deutlich milder als bei Erwachsenen
- Schwere Verläufe: Selten
- Kritische Verläufe a.e. im Säuglingsalter (Ausnahme: MIS-C)
- Erhöhtes Risiko bei vorerkrankten Kindern [490][510][511]
COVID-19-Schweregrade im Kindes- und Jugendalter | |
---|---|
Schweregrad | Symptome/Kriterien |
Milde Erkrankung | |
Moderate Erkrankung | |
Schwere Erkrankung |
|
Kritische Erkrankung |
|
Hyperinflammatorischer Verlauf |
COVID-19 verläuft bei Kindern im Allgemeinen milder, asymptomatische Verläufe sind häufig. Insb. Säuglinge und Kinder mit Vorerkrankungen können jedoch auch schwer betroffen sein!
Diagnostik bei COVID-19 im Kindes- und Jugendalter [493]
- Labor
- Großes Blutbild
- Bei Hämolyse oder Thrombozytopenie (<100.000/μl): Blutausstrich
- Elektrolyte, BGA, Laktat, LDH
- CRP, Procalcitonin, Ferritin [493]
- Leber- und Nierenwerte, Harnstoff
- CK, CK-MB, Troponin I/ Troponin T, NT-proBNP
- IL-6, löslicher IL-2-Rezeptor, Triglyzeride, Haptoglobin
- Immunglobuline: IgG, IgA, IgM
- Gerinnung mit D-Dimeren, Fibrinogen, AT III, ggf. Faktor VIII, vWF, Antiphospholipid-AK
- Großes Blutbild
- Typische Laborbefunde abhängig vom Schweregrad
- Bei mildem (ambulantem) Verlauf: Nur 30% Leukopenie <5.500/μl und/oder Lymphopenie <1200/μl, ca. 20% erhöhte CK; CRP, LDH und D-Dimere i.d.R. normal
- Bei schwerem und/oder hyperinflammatorischem Verlauf: Lymphopenie 100 pg/ml, CRP ≥50 mg/l, Ferritin >700 μg/l, schnell steigende LDH, erhöhte Werte für Transaminasen, Laktat, D-Dimere und Troponin, erniedrigtes Albumin
- Bei Makrophagenaktivierungssyndrom oder sekundärer hämophagozytischer Lymphohistiozytose zusätzlich: Erhöhter löslicher IL-2-Rezeptor, erhöhte Triglyceride, erniedrigtes Fibrinogen oder Panzytopenie
- Urindiagnostik: Streifentest, wenn auffällig: Analyse von Elektrolyten, Eiweiß, Myoglobin und Sediment sowie Erregersuche
- Erregerdiagnostik
- Serum asservieren für SARS-CoV-2 Serologie
- Virologische Diagnostik
- Tiefer Nasenrachenabstrich auf SARS-CoV-2
- In der Saison zusätzlich auf Influenza, RSV und ggf. Multiplex-PCR
- Bei beatmeten Patienten (wenn stabil) außerdem BAL
- Tiefer Nasenrachenabstrich auf SARS-CoV-2
- Bakteriologische Diagnostik
- Blutkultur
- Bei beatmeten Patient:innen: Trachealsekret oder BAL
- Apparative Diagnostik
- SpO2-Messung
- EKG, ggf. Echokardiographie
- Bildgebende Verfahren
- Röntgen-Thorax
- 36% uni-lateraler Fokus (DD bakterielle Pneumonie)
- 64% bi-lateraler Befund (milchglasartig)
- Je nach Klinik und therapeutischer Relevanz: CT-Thorax
- Röntgen-Thorax
Bei erhöhten Entzündungswerten ist an bakterielle Koinfektionen zu denken, obwohl diese bei Kindern nur in etwa 5% der Fälle beschrieben sind!
Vorgehen bei Hospitalisierung von Kindern mit akuten Atemwegsinfektionen im Herbst/Winter 2020/21 [512]
Status vor Aufnahme | 7-Tage-Inzidenz im Kreis | Abstrichentnahme | Aufnahmebedingungen |
---|---|---|---|
COVID-19 verdächtige Symptome oder COVID-19-Exposition | Kein Einfluss | Unter Sicherheitsvorkehrungen | Isolierung, bis Abstrichergebnis vorliegt |
(Unspezifische) Symptome einer akuten Infektionskrankheit Fieber und/oder respiratorische oder gastrointestinale Symptome ohne eindeutige Diagnose einer bakteriellen Infektion | ≤50/100.000 | Unter Standardbedingungen | Aufnahme mit syndromaler Kohortierung |
>50/100.000 | Unter Sicherheitsvorkehrungen | Isolierung, bis Abstrichergebnis vorliegt | |
Bereits hospitalisierte Personen mit neuen Symptomen einer Atemwegsinfektion | ≤50/100.000 | Unter Standardbedingungen | Isolierung oder syndromale Kohortierung, bis Abstrichergebnis vorliegt |
>50/100.000 | Unter Sicherheitsvorkehrungen | Isolierung oder Kohortierung, bis Abstrichergebnis vorliegt |
- Begleitpersonen von Kindern müssen befragt und ggf. getestet werden; es gelten die gleichen Hygiene- und Isolierungsmaßnahmen wie für ihre Kinder
Indikationen zur SARS-CoV-2-Testung im ambulanten Bereich bei Kindern und Jugendlichen
- Kinder/Jugendliche ≥10 Jahre: Testkriterien entspr. den allgemeinen RKI-Empfehlungen
- Siehe auch: COVID-19 - Klinisches Management milder Verläufe
- Kinder <10 Jahre: Testung indiziert bei (unabhängig von der Anordnung durch zuständige Gesundheitsämter)
- Infekt mit Husten ≥3 Tage, gastrointestinalen Symptomen und/oder Fieber
- UND reduziertem Allgemeinzustand
- OHNE wahrscheinlichere andere Diagnose
Eine frühzeitige Detektion von asymptomatischen Kindern und solchen mit milden Symptomen ist zur Verhinderung der Weiterverbreitung und zur rechtzeitigen Therapie von schweren Verläufen essentiell! [506]
Therapie [490][493][495][513]
Schweregrad der Erkrankung | Symptomatische Therapie | Antivirale Therapie | Antiinflammatorische Therapie |
---|---|---|---|
Mild | Ggf. Antipyrese | — | — |
Moderat | Siehe Leitlinie pCAP [514] | (—) | — |
Schwer | Siehe Leitlinie pCAP [514] | (✓) | ✓ |
Kritisch | Siehe Leitlinie pCAP [514] | (✓) | ✓ |
MIS-C | Siehe Leitlinie Sepsis [515] | — | ✓ |
- Antipyrese: Nach entsprechender Indikation Paracetamol und Ibuprofen einzusetzen, siehe auch Fiebersenkung in der Pädiatrie
- Inhalationstherapien: Bevorzugt über Dosieraerosol mit Spacer oder als Pulverinhalation (Aerosolvermeidung)
- Behandlung der Pneumonie nach bisherigen AWMF-Leitlinien empfohlen [514]
- Bei Pneumonie mit Sauerstoffbedarf und/oder Vorliegen von Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf
- Frühzeitiger Therapieversuch mit Remdesivir möglich
- Möglichst im Rahmen von kontrollierten Studien
- Remdesivir ist seit August 2020 für Kinder ab 12 Jahren zugelassen, bei jüngeren Kindern ist die Gabe off-label [516] [517]
- Anwendungsbeschränkungen
- Bei eingeschränkter Nierenfunktion mit GFR <30 ml/min kontraindiziert
- Bei eingeschränkter Leberfunktion Einsatz nur nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung
- Bei Frauen im gebärfähigen Alter Einsatz nur unter effektiver Kontrazeption
- Frühzeitiger Therapieversuch mit Remdesivir möglich
- Bei kritischem Verlauf ggf. zusätzlich
- Dexamethason
- Prophylaktische Antikoagulation mit niedermolekularem Heparin
- Acetylsalicylsäure in niedriger Dosierung
- Immunmodulatoren
- Notfallzulassung für Bamlanivimab ab dem Alter von 12 Jahren seit November 2020 in den USA: Für milde bis moderate COVID-19-Erkrankungen mit erhöhtem Risiko eines schweren Verlaufs
Medikament | Applikationsform | Dosierung | Dauer | Besonderheiten | |
---|---|---|---|---|---|
Körpergewicht | Dosis | ||||
Remdesivir | i.v. | 3,5–40 kg | 5 mg/kgKG Aufsättigungsdosis i.v. an Tag 1, danach 2,5 mg/kgKG 1× tgl. i.v. über weitere 4 Tage | 5 Tage | Infusion über 30–120 min |
>40 kg | 200 mg Aufsättigungsdosis i.v. an Tag 1, danach 100 mg 1× tgl. über weitere 4 Tage | ||||
Dexamethason | i.v., p.o. | — | 0,2–0,4 mg/kgKG 1× tgl. i.v./p.o., Tagesmaximaldosis 6 mg | 7–10 Tage | — |
Systemische Steroide sollten nicht routinemäßig bei asymptomatischen, milden und moderaten COVID-19 Verläufen eingesetzt werden, da sie insb. in der Frühphase von COVID-19 die Virusausscheidung begünstigen und so den Krankheitsverlauf prolongieren könnten! [490]
- Für weitere Information siehe auch
- Medikamentöse Behandlung von Kindern mit COVID-19
- Stellungnahme der DGKJ [513]
- Stellungnahme der DGPI [493]
- Leitlinie Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19 [495]
- Medikamentöse Behandlung von Kindern mit COVID-19
Komplikation: Multisystem inflammatory syndrome in children (MIS‐C)
- Vermehrtes Auftreten systemisch-entzündlicher Syndrome (PIMS-TS [518]) im Verlauf der Pandemie beschrieben [506][519][520][521][522]
- Klinik: Typische Symptome des Kawasaki Syndroms plus Durchfall/Erbrechen, Schock und/oder linksventrikuläre Dysfunktion etwa 2–4 Wochen nach COVID-19-Infektion
- Für weitere Informationen siehe auch
- Multisystem inflammatory syndrome in children (MIS‐C)
- Hyperinflammationssyndrom im Zusammenhang mit COVID-19 (Stellungnahme der DGPI) [523]
Die DGPI hat ein Register für Kinder und Jugendliche mit MIS-C etabliert! [524]
Prävention
Maskenpflicht bei Kindern [525]
- Ab dem Alter von 10 Jahren soll analog zu Erwachsenen eine Mund-Nasen-Maske getragen werden
- Kinder im Alter von 6–9 Jahren können optional eine Maske tragen, aber nicht gegen den Willen des Kindes
- Bei Kindern mit Behinderung oder chronischer Erkrankung muss eine individuelle Entscheidung getroffen werden
Kinder unter 2 Jahren sowie schlafende oder bewusstlose Kinder dürfen keine Maske tragen!
Prävention von SARS-CoV-2-Ausbrüchen in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung oder Schulen [526][527]
- Grundlegende Präventionsmaßnahmen für das Personal
- Möglichst konsequente Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen (AHA-Regeln + Lüften ) im beruflichen und privaten Umfeld
- Aufmerksamkeit für Symptome möglicher (eigener oder die betreuten Kinder betreffender) SARS-CoV-2-Infektion
- Für individuelle Risikoeinschätzung ggf. betriebsärztliche Vorstellung
- Grundlegende Präventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche
- Altersabhängige Einhaltung allgemeiner Hygieneregeln
- Kein Kita-/Schulbesuch durch erkrankte/bzw. infektsymptomatische Kinder und Jugendliche
- Wiederzulassung nach SARS-CoV-2-Infektion oder Hochrisikokontakt nur mit ärztlichem Attest
- Impfschutz gemäß STIKO-Empfehlungen anstreben
- Grundlegende Anforderungen an Gemeinschaftseinrichtungen
- Hygienekonzept inkl. Planung des Vorgehens bei einzelnen SARS-CoV-2-Infektionen oder Ausbruchsgeschehen
- Eskalation der Präventivmaßnahmen bei erhöhter Inzidenz/Ausbruchsgeschehen
- Kohortierung und Kontaktminimierung
- Ausweitung der Maskenpflicht auf 6- bis 9-Jährige in Risikogebieten
- Quarantänemaßnahmen für betroffene Gruppen; ggf. Clusterisolierung
- Schließungen von Gemeinschaftseinrichtungen nur als letztes Mittel
Gemeinschaftseinrichtungen dürfen keinen SARS-CoV-2-Test einfordern! Die Indikation zur SARS-CoV-2-Testung wird individuell ärztlich gestellt!
S3-Leitlinie Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen [527]
Präventionsmaßnahmen für die ambulante Pädiatrie in der SARS-CoV-2-Pandemie [528]
- Organisatorische Maßnahmen
- Abstandsregelung und Schutzscheiben im Anmeldebereich
- Potentiell infektiöse Patent:innen möglichst separat einbestellen
- „Saubere“ von „unsauberen“ Arealen trennen und Patient:innen je nach Symptomatik und Vorstellungsgrund entsprechend aufteilen
- Abschirmung besonders vulnerabler Patient:innen, bspw. durch eigene Sprechstunden und Wartebereiche, Hausbesuche und Videokonsile
- Distanzierung und Desinfektion
- Patient:innen und Begleitpersonen
- Bei Betreten der Praxis wenn möglich Händedesinfektion, ansonsten Händewaschen mit Seife über min. 20 Sekunden
- 1,5 m Abstand zwischen Patient:innen/Begleitpersonen und Personal (außer bei Untersuchungen)
- Evtl. Warten der Patient:innen im Auto oder vor der Praxis
- Personal
- Hände- und Flächendesinfektion mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln der Kategorie „begrenzt viruzid“
- Flächendesinfektion nach Ende der Sprechstunde ggf. mit Haushaltsbleiche (Natriumhypochlorit 0,05% NaHCl = 0,05 g/100 ml = 50 mg/100 ml = 0,5 g/L)
- Bei Kontakt zu potentiell infektiösen Patient:innen: FFP2-Maske und Schutzbrille
- Körperliche Untersuchung auf das Nötige beschränken
- Bei Auskultation oder Otoskopie bspw. seitlich oder hinter den Patient:innen stehen
- Unnötige Rachenabstriche vermeiden
- Patient:innen und Begleitpersonen
Aufgrund von asymptomatischen Überträgern ist die Trennung von infektiösen und nicht-infektiösen Personen erschwert!
Stellungnahmen pädiatrischer Fachgesellschaften
- Neonatologie (Stellungnahmen der DGPI u.a. Fachgesellschaften)
- Vorgehen bei SARS-CoV-2/COVID-19 und Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett [529]
- Vorgehen in der postpartalen Periode [530]
- Siehe auch: COVID-19 - Schwangerschaft
- Neonatologische und pädiatrische Intensivmedizin (Stellungnahme der GNPI): Management von SARS-CoV-2-infizierten Neugeborenen und kranken Kindern [531]
- Pädiatrische Onkologie (Stellungnahme der GPOH und DGPI) [532][533]
- Kinder und Jugendliche mit hämatologischen bzw. onkologischen Erkrankungen aktuell nicht häufiger betroffen
- Pädiatrische Immunologie (Stellungnahme der API): Einschätzung der Situation für Patienten mit angeborenen Immundefekten [534]
- Dauertherapie fortführen (inkl. Immunglobuline, antiinflammatorische oder immunsuppressive Therapie)
- Bei (symptomatischer) SARS-CoV-2-Infektion Rücksprache mit behandelnden Immunolog:innen
- Individuelle Präventionsmaßnahmen entsprechend dem Risiko eines schweren COVID-Verlaufs
- Immundefiziente Personen mit stabiler Therapiesituation ohne zusätzliche Risikofaktoren : Befolgung allgemeiner Präventionsvorgaben
- Immundefiziente Personen mit erhöhtem Risiko einer schweren Erkrankung : Vorgehen gemäß Empfehlungen für Risikogruppen
- Dauertherapie fortführen (inkl. Immunglobuline, antiinflammatorische oder immunsuppressive Therapie)
- Pädiatrische Kardiologie (Stellungnahme der DGPK) [535]
- Pädiatrische Allergologie und Pneumologie (Stellungnahme der DGP, GPP und GPA) [466][536][537]
- Kinder mit allergischen Erkrankungen und/oder Asthma bronchiale
- Lungenfunktionsuntersuchungen nur nach strenger Indikationsstellung [538]
- Neuropädiatrie (Stellungnahme der GNP): Besuch von Kindergärten, Schulen und anderen Tageseinrichtungen für Kinder und Jugendliche mit neurologischen Erkrankungen [539]
- Pädiatrische Gastroenterologie (Stellungnahme der GPGE): Empfehlungen bei Immunsuppression im Rahmen von Magen-Darm-Erkrankungen und Lebererkrankungen im Kindes- und Jugendalter [540]
- Kinder- und Jugendrheumatologie (Stellungnahme der DKJR): Handlungsempfehlungen bzgl. SARS-CoV-2 bei Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen oder autoinflammatorischen Erkrankungen [541]
- Pädiatrische Nephrologie (Mitteilung der DGN): GPN-Register für kindernephrologische Patienten mit COVID19/SARS-COV2-Infektionen etabliert [542]
- Kinder und Jugendliche mit nephrotischem Syndrom und Immunsuppression aktuell nicht schwerer betroffen [543]
- Kinderschutz (Stellungnahme der DGKIM) [544]
- Risiko für Kindesmisshandlung aufgrund von Belastungssituationen im Rahmen der Pandemie erhöht
- Ergebnisse der COPSY-Studie zur psychischen Gesundheit von Kindern während der Pandemie [545]
- Ambulante Kinder- und Jugendmedizin (Stellungnahme der DGPI): Präventionsmaßnahmen für die ambulante Pädiatrie in der SARS-CoV-2-Pandemie [528]
Die Dauertherapie chronisch kranker Kinder und Jugendlicher ist in den meisten Fällen trotz (oder gerade wegen) der Corona-Pandemie fortzuführen und sollte auf keinen Fall ohne ärztliche Rücksprache beendet werden! [513]
COVID-19 - Schwangerschaft
Allgemein
- Empfehlungen der Fachgesellschaften: Zuletzt aktualisiert am 12.10.2020 durch Stellungnahme von DGPM, DGGG, DGPGM, DGPI, GNPI und NSK [529]
- Übertragung: Kein generell erhöhtes Ansteckungsrisiko von schwangeren gegenüber nicht schwangeren Frauen
- Vertikale Transmission: Möglich, jedoch von unklarer Relevanz [546][547]
Klinik, Diagnostik und Verlauf
Der Verlauf bei Schwangeren unterscheidet sich grundsätzlich nicht von dem Verlauf nicht schwangerer Frauen, die Mehrheit der Verläufe einer COVID-19-Erkrankung bei Schwangeren ist mild. [529][548] Schwere Verläufe sind jedoch möglich und beschrieben.
- Risikofaktoren für schweren Verlauf
- Alter >35 Jahre
- Hoher BMI
- Arterielle Hypertonie
- Vorbestehender Diabetes mellitus
- Wahrscheinlich sozioökonomische Faktoren
- Diagnostik bei maternaler COVID-19-Erkrankung: Einzelne Röntgen-Thorax-Untersuchungen werden als unbedenklich bewertet, im Falle schwerer Symptomatik und therapeutischer Konsequenz soll aufgrund der hohen Sensitivität auch ein CT erwogen werden [549]
Management [529]
- Management bei maternaler COVID-19-Erkrankung
- Diagnostik: Grundsätzliches Vorgehen siehe COVID-19 - Diagnostik
- Bildgebung: Einzelne Röntgen-Thorax-Aufnahmen werden als unbedenklich bewertet, im Falle schwerer Symptomatik und therapeutischer Konsequenz soll aufgrund der hohen Sensitivität auch ein CT erwogen werden [549], die Lungensonographie sollte als Methode ohne Strahlenbelastung ergänzend immer mitbedacht werden
- Medikamentöse Therapie: Der Einsatz von Prednisolon kann bei schweren Verläufen aus maternaler Indikation analog zu anderen Patient:innengruppen erwogen werden
- Remdesivir kann als Einzelfallentscheidung erwogen werden
- Diagnostik: Grundsätzliches Vorgehen siehe COVID-19 - Diagnostik
- Präpartales Management
- Zwei- bis vierwöchentliche sonographische Überwachung des Fötus bei SARS-CoV-2-positiven Schwangeren aufgrund möglicher Komplikationen (IUGR, Plazentainsuffizienz) [550][551]
- Bei positivem Test oder nach Kontakt mit positiv getesteten/symptomatischen Personen telefonische Information des Frauenarztes/der Frauenärztin
- Im Falle häuslicher Quarantäne: Notwendigkeit von Vorsorgeterminen telefonisch mit der gynäkologischen Praxis klären [552]
- Management im Kreißsaal und Geburtsablauf: Empfehlungen der DGGG und GBCOG etabliert [553]
- Die Anwesenheit einer gesunden Begleitperson wird als sinnvoll und möglich erachtet!
- Geburt bei positiv getesteten Müttern oder bei hochgradigem Verdacht in einer Geburtsklinik [552]
- Bei maternaler COVID-19-Erkrankung/positivem Test/hochgradigem Verdacht
- Geburt in einer Geburtsklinik [552]
- Keine alleinige Indikation für eine Geburtseinleitung/Entbindung
- Ggf. indikationsgerechte Verabreichung einer Tokolyse
- Keine Kontraindikation für eine vaginale Entbindung
- Möglichst nur medizinisch indizierte Sectiones durchführen [554][555], eine mütterliche respiratorische Beeinträchtigung sollte kontinuierlich überwacht werden und kann eine Sectio caesarea erforderlich machen
- Eine Periduralanästhesie (PDA) ist möglich
- Thromboseprophylaxe bei stationären Patientinnen unter Beachten der peripartalen Kontraindikationen
- Thromboembolische Komplikationen: Bei Schwangeren mit COVID-19 ist besonderes Augenmerk auf thromboembolische Komplikationen zu richten, siehe auch:
- Postpartal
Komplikationen
Schwere Pneumonien bedingen generell ein erhöhtes Risiko für Frühgeburtlichkeit und IUGR [549], die COVID-spezifische Erhöhung des Komplikationsrisikos während der Schwangerschaft muss fortlaufend untersucht und ausgewertet werden.
- Generell aufgrund der kurzen Zeitspanne begrenzte Daten! [529]
- Bisher kein Nachweis einer erhöhten Fehlgeburtenrate durch COVID-19, siehe auch: Abort, drohende Frühgeburtlichkeit und intrauteriner Fruchttod
- Erhöhte Rate von Frühgeburtlichkeit, am ehesten in der späten Frühgeburtsperiode >34. SSW
- Siehe auch: Drohende Frühgeburtlichkeit, Lungenreifeinduktion
- Plazentainsuffizienz und fetale Wachstumsrestriktion können nicht ausgeschlossen werden
Prävention
Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen [557]
- Anforderungsprofil für einen Impfstoff [558]: Nachweis der Wirksamkeit und Verträglichkeit nach vorgeschriebenen Verfahren und idealerweise
- Auslösung einer schützenden und stabilen Immunantwort auf zellulärer und humoraler Ebene
- Vermeidung fehlgeleiteter, überschießender Immunantworten bei (Re‑)Exposition mit dem Erreger [559]
- Auch für ältere Menschen und Risikogruppen eine ausreichende Schutzwirkung aufweisend
- Beschleunigte Prüf- und Zulassungsverfahren: Regulär verstreichen von Entwicklung bis Marktzulassung 8–10 Jahre, in der pandemischen Situation wird eine Zulassung binnen 10–18 Monaten angestrebt
- Überlappende Zulassungsstudien: Die Phase-1- Phase-3-Studien werden nach Zwischenauswertungen der Vorphasen zeitlich überlappend gestartet und nicht hintereinander
- Vorproduktion: I.d.R. finanziert durch öffentliche Mittel werden aussichtsreiche Impfstoffkandidaten industriell vorproduziert, sodass eine effektive Verfügbarkeit schneller resultieren könnte
- Vorläufige Bewertungen: Daten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit in Phase-3-Studien werden nicht nach Abschluss der Studien, sondern fortlaufend eingereicht, die Bewertungen erfolgen stets vorläufig nach Datenstand (sog. Rolling Review)
- Fehlende Daten bei (vorläufigen) Zulassungen [560]: I.d.R. aufwendige Methodik der Impfkommissionen begrenzt durchführbar, es werden vorübergehend keine ausreichenden Daten vorliegen zu
- Effektivität in allen Altersgruppen bzw. COVID-19-Risikogruppen
- Effektivität für die „Normalbevölkerung“ inkl. Kindern und Schwangeren
- Effektivität bzgl. der Unterbrechung von Infektionsketten (sog. „sterile Immunität“)
- Dauer und Qualität einer schützenden Impfantwort
- Nebenwirkungen, die seltener oder verzögert auftreten
- Effektivitätsangaben von Impfstoffen: Erfolgen i.d.R. als relative Risikoreduktion für Neuinfektionen in der Verumgruppe gegenüber Placebo
- Beispiel BNT162b2 Phase-III-Studie [561]: Effektivität von 95% ist eine Angabe für das Verhältnis 8 Infektionen in der Verumgruppe ⇔ 162 Fällen in der Placebogruppe, es resultiert: RR = (1- {8/162}) × 100 = 95%
Weitere Daten zu Entwicklungen
COVID-19-Impfstoff-Prinzipien
In der EU/Deutschland sind 2 mRNA-Impfstoffe und ein Vektorimpfstoff zugelassen, viele weitere Impfstoffe befinden sich noch in klinischen und präklinischen Studien. Hier sind die Prinzipien der verschiedenen Impfstoffarten dargestellt.
- Für eine Übersicht international zugelassener/erforschter Impfstoffe siehe: COVID-19 - Impfstoffübersicht
- Für detaillierte Informationen zu den zugelassenen Impfstoffen (EU/Deutschland) siehe: COVID-19-Impfstoffe
- Für Grundlagen der Impfstoffentwicklung gegen COVID-19 siehe: COVID-19 - Impfstoffentwicklung
- Für allgemeine Informationen zum Impfen siehe: Impfungen allgemein
Prinzipien der COVID-19-Impfstoffe [557][565][566][567][568] | |||||
---|---|---|---|---|---|
Impfstoffart | Beispiele | Bestandteile | Vorteile | Nachteile | |
Lebendimpfstoffe |
|
|
|
| |
Vektorimpfstoffe |
|
|
|
| |
Totimpfstoffe | |||||
Ganzpartikelimpfstoffe |
|
|
| ||
Untereinheiten-Impfstoffe |
|
|
| ||
Nukleinsäure-Impfstoffe | |||||
RNA-Impfstoffe |
|
|
|
| |
DNA-Impfstoffe |
|
|
|
|
COVID-19-Impfstoffübersicht
Hier dargestellt ist eine Übersicht der international zugelassenen bzw. aussichtsreichen Impfstoffe.
- Für detaillierte Informationen zu den zugelassenen Impfstoffen (EU/Deutschland) siehe: COVID-19-Impfstoffe
- Für eine Gegenüberstellung der angewendeten Impfstoff-Prinzipien siehe: COVID-19-Impfstoff-Prinzipien
- Für Grundlagen der Impfstoffentwicklung gegen COVID-19 siehe: COVID-19 - Impfstoffentwicklung
- Für die STIKO-Empfehlungen zur COVID-19-Impfung siehe: COVID-19 - STIKO-Impfempfehlungen
- Für die Impfpriorisierung des Gesundheitsministeriums und der STIKO siehe: COVID-19 - Impfpriorisierung
- Für eine allgemeine Übersicht zu Impfungen siehe: Impfungen allgemein
In der EU zugelassene Impfstoffe [571][572][573]
Überblick der in der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffe [574] | |||||
---|---|---|---|---|---|
Impfstoff | Impfstoffart | (Notfall‑)Zulassung [575] | Anwendung | Studienergebnisse | Wirksamkeit |
BioNTech/Pfizer: BNT162b2 (Comirnaty® / Tozinameran) [576][577][578] |
|
|
|
|
|
Moderna: mRNA-1273 (COVID-19 Vaccine Moderna) [584] |
|
|
|
|
|
AstraZeneca: AZD1222 (COVID-19 Vaccine AstraZeneca) |
|
|
|
| |
Stand: Februar 2021 |
Für die EU aussichtsreiche Impfstoffe [557][562]
Überblick der in der EU zugelassenen bzw. aussichtsreichen COVID-19-Impfstoffe | |||||
---|---|---|---|---|---|
Impfstoff | Plattform | (Notfall‑)Zulassung [575] | Anwendung | Studienergebnisse | Wirksamkeit |
Janssen: Ad26.COV2.S [594] |
|
|
|
|
|
Weitere Kandidaten |
| ||||
Stand: Februar 2021 |
- Siehe auch im AMBOSS-Podcast - COVID-19: Experteninterview mit Dr. Martin Terhardt (STIKO)
- Teil 1 (13.12.2020)
- Teil 2 (20.12.2020)
Weitere Impfstoffe
Überblick der außerhalb der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffe [575] | |||
---|---|---|---|
Impfstoff | Impfstoffart | Studienergebnisse | Zulassungsstatus [575] |
Gamaleya Institut: Gam-COVID-Vac (Sputnik V) |
|
|
|
„Vector“ Institut ": EpiVacCorona |
|
| |
Sinopharm: BBIBP-CorV |
|
| |
Sinopharm: WIBP vaccine |
|
| |
Sinovac: CoronaVac |
|
| |
CanSino: Ad5-nCoV (Convidecia) |
|
|
|
Bharat Biotech: Covaxin (BBV152) |
|
| |
Stand: Februar 2021 |
STIKO-Empfehlungen für die COVID-19-Impfung
Allgemeines [574]
- STIKO: Erstmalige Veröffentlichung der STIKO-Empfehlungen für die COVID-19-Impfung am 17.12.2020 [87] [612]
- Anpassung der STIKO-Empfehlungen erfolgt fortlaufend entsprechend aktueller Evidenz
- Aktuell: 2. Aktualisierung vom 29.01.2021 [574]
- Priorisierungsmaximen: Eine ausreichende Verfügbarkeit und Aufbau von Impfzentren und -teams vorausgesetzt sind Leitschienen für Impfempfehlungen
-
Impfung von COVID-19 - Risikogruppen [217] zur Verhinderung schwerer Verläufe und Todesfälle
- Schutz vulnerabler Gruppen z.B. in Altenpflegeeinrichtungen
- Impfung von Personen mit hohem Infektionsrisiko aus beruflicher Indikation
- Impfung von Personen in systemrelevanten Funktionen zur Aufrechterhaltung der staatlichen und öffentlichen Funktionen
- Für Details siehe: COVID-19 - Impfpriorisierung
-
Impfung von COVID-19 - Risikogruppen [217] zur Verhinderung schwerer Verläufe und Todesfälle
- Indikationen: Bei bis auf Weiteres limitierten Kapazitäten gemäß den fortlaufend angepassten Empfehlungen zur COVID-19-Impfpriorisierung
- Kontraindikationen
- Grundsätzliche Kontraindikationen für Impfungen
- Nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung: Schwangerschaft und Stillzeit
- Schwangerschaft: Ggf. Impfung von Risikopatientinnen Schwangere mit hohem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf
- Stillzeit: Datenlage unzureichend, laut STIKO jedoch keine Gefährdung des Kindes anzunehmen
- Sonderfall: Impfung Rekonvaleszenter
- Bei stattgehabter SARS-CoV-2-Infektion: Impfung etwa 6 Monate nach Genesung
- Bei nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion nach 1. Impfdosis: 2. Impfdosis etwa 6 Monate nach Genesung
- Screening von Impflingen auf zurückliegende SARS-CoV-2-Infektion jedoch nicht notwendig
Durchführung der COVID-19-Impfung
- Impfstellen
- Erste Phase: Zentrale Impfstellen (Impfzentren und mobile Impfteams)
- Im Verlauf: Ggf. reguläre vertrags- und betriebsärztliche Durchführung
- Aufklärung [614]
- Aufklärungsinhalte nach Coronavirus-Impfverordnung [615]
- Zu verhütende Erkrankung COVID-19
- COVID-19-Impfung: Nutzen, Eintritt und Dauer der Schutzwirkung, mögliche unerwünschte Wirkungen sowie notwendige Folgeimpfungen
- Empfohlenes Verhalten nach der Impfung
- Einhaltung allgemeiner Hygiene- und Abstandsregeln auch nach Impfung befolgen
- Siehe auch: COVID-19-Impfstoffe, Vorbereitung von Impfungen
- Aufklärungsmerkblätter des RKI am Seitenende unter „Tipps & Links“
- Handbuch unabhängiger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Umgang mit Impfmythen [616]
- Aufklärungsinhalte nach Coronavirus-Impfverordnung [615]
- Durchführung
- Vorbereitung: Anamnese , symptombezogene körperliche Untersuchung
- Applikation: i.m.
- Impfschema: 2 Impfdosen, empfohlener Abstand nach STIKO
- Nachbeobachtungszeit: Individuelle ärztliche Entscheidung, Mindestzeit 15 min (bei Risikopersonen 15–30 min)
- Besonderheiten
- Komplettierung begonnener Impfserien
- Anwendung des gleichen Impfstoffs für eine gesamte Impfserie (kein Impfstoff-Wechsel)
- Komplettierung einer begonnen Impfserie hat (weiterhin) Priorität gegenüber dem Beginn neuer Impfserien
- STIKO empfiehlt ausdrücklich die in klinischen Studien geprüften Abstände zwischen den Impfdosen einzuhalten [617][618]
- Abstand zu anderen Impfungen
- Mindestabstand von 14 Tagen vor und nach jeder Impfdosis
- Ausnahme: Kein Mindestabstand bei Notfall-Impfungen
- Komplettierung begonnener Impfserien
- Surveillance: Meldung unerwünschter Ereignisse entsprechend dem Vorgehen bei anderen Impfstoffen
- Namentliche Meldepflicht für über das übliche Maß hinausgehende Impfreaktionen an das Gesundheitsamt
- Berufsrechtliche Meldepflicht für Verdachtsfälle unerwünschter Ereignisse an die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (anonymisierte Meldung ) [619]
- App SafeVac 2.0 des Paul-Ehrlich-Instituts für Geimpfte zur Meldung unerwünschter Ereignisse [620]
- Siehe auch: Impfkomplikation, Impfschaden
Auch Geimpfte müssen weiterhin die allgemeinen Abstands- und Hygieneregeln befolgen!
COVID-19-Impfung - Videotutorial
COVID-19 - Impfpriorisierung
Solange die Kapazitäten zur COVID-19-Impfung begrenzt sind, erfolgt eine Priorisierung zum Schutz besonders gefährdeter Gruppen. Diese Impfpriorisierung ist in der Coronavirus-Impfverordnung des Gesundheitsministeriums (CoronaImpfV) festgelegt. Sie basiert – mit einigen Abweichungen – auf den Priorisierungsstufen der STIKO-Empfehlung.
- Grundlagen der Priorisierung: Gleichwertige Priorität innerhalb der Stufen
- Ausnahme: STIKO bewertet Priorität von Personen ≥80 Jahre und Bewohner:innen von Alten-/Pflegeheimen als übergeordnet
- Individuelle Zuordnung in besonderen Einzelfällen: Konkrete Personengruppen sind beispielhaft angegeben, individuelle Entscheidung durch jeweilige Verantwortliche
- Bei Vorliegen mehrerer Risikofaktoren: Jeweiliger höchster Risikofaktor einer Person bestimmt die Priorisierung
- Berufliches Expositionsrisiko: Beurteilung individuell durch Arbeitgeber:innen und Betriebsmediziner:innen
- Nachweis priorisierungsrelevanter Vorerkrankungen: Durch ärztliche Bescheinigung [621]
Priorisierung nach Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV)
Die Coronavirus-Impfverordnung regelt bis auf Weiteres die Priorisierung der COVID-19-Impfung in Deutschland.
Priorisierungsstufen der COVID-19-Impfung nach Coronavirus-Impfverordnung [622] | |||
---|---|---|---|
Stufe | Allgemeinbevölkerung | Berufliche Indikationen | |
Höchste Priorität |
|
| |
Hohe Priorität |
|
| |
Erhöhte Priorität |
|
| |
Reguläre Priorität |
| ||
Stand: Neufassung der CoronaImpfV vom 08.02.2021
|
Priorisierungsempfehlungen der STIKO
Die STIKO-Priorisierungsstufen zur COVID-19-Impfung bilden die Grundlage der gesetzlichen Regelung zur Impfpriorisierung (Coronavirus-Impfverordnung). Rechtlich bindend ist die oben dargestellte Priorisierung nach der Coronavirus-Impfverordnung.
Priorisierungsstufen gemäß STIKO-Empfehlungen [574] | ||
---|---|---|
Stufe | Allgemeinbevölkerung | Gesundheitspersonal |
I |
|
|
II |
|
|
III |
|
|
IV |
|
|
V |
| |
VI |
| |
Stand: Februar 2021 |
Aufklärung zu Infektionsschutz und Prävention
In Gesundheitseinrichtungen sollten die in Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt vorgesehenen Hygiene- und Isolationsmaßnahmen ergriffen werden: Siehe COVID-19 - Hygiene und Prävention
Für die ärztliche Beratung gelten folgende grundsätzliche Hinweise.
Allgemeine Infektionsschutzmaßnahmen
- Abstand: 1,5–2 m Abstand halten („mind. eine Armlänge Abstand“)
- Händehygiene: Nach jedem Kontakt mit kontaminierten Gegenständen und Personen
- Waschen der Hände mit Wasser und Seife und/oder
- Hygienische Händedesinfektion mit einem viruziden Händedesinfektionsmittel [380]
- Husten- und Nies-Etikette
- Exposition vermeiden: Bei Eskalation der Ausbreitung und Übertragung
- Öffentliche Menschenansammlungen meiden (ÖPNV, Bahnhöfe, Flughäfen, Massenveranstaltungen)
- Reisen in Gebiete mit reger Ausbruchs- und Verbreitungsdynamik vermeiden
- Aerosolreduktion in Innenräumen: Durch Maßnahmen wie Lüften, ggf. Einsatz geeigneter Lüftungs- und Luftfiltersysteme
Mund-Nasen-Schutz [625][626][627]
- Bei erkrankten Personen: Sinnvoll, um eine Weiterverbreitung respiratorischer Sekrete beim Atmen, Husten und Niesen zu vermeiden bzw. vermindern, bspw. bei Transporten und Verlegungen! [628][629]
- In Krankenhäusern bzw. ambulanter und stationärer Altenpflege: Für Personal mit Kontakt zu Patient:innen in Krankenhäusern bzw. in der Altenpflege [231] sinnvoll; auch und insb. in der Betreuung von Nicht-Infizierten, um eine Ansteckung durch Versorgende zu minimieren
- Für Hygienemaßnahmen bei medizinischem Personal gelten strengere Anforderungen, siehe auch: COVID-19 - Hygiene und Prävention
- In der Allgemeinbevölkerung: Ein Einsatz in der Allgemeinbevölkerung wird für Situationen empfohlen, in denen soziale Distanzierung nicht ausreichend möglich oder praktikabel ist [386][625][629][630][631]
- Ziel: Insb. die Verminderung von Tröpfchensekretion in die Umgebung durch infizierte Menschen, die möglicherweise noch in der Inkubationszeit sind bzw. eine ggf. leichte Symptomatik nicht als COVID-19-Erkrankung deuten
- Fallstricke bei der Maskennutzung: Bei der Beratung von Patient:innen ist auf Unzulänglichkeiten und ggf. Probleme im Rahmen der Verwendung von MNS einzugehen [632], es besteht kein Hinweis auf eine klinisch relevante Beeinträchtigung von Oxygenierung und Ventilation durch den Einsatz von MNS [633]
- Unsachgemäße Anlage und Abdichtung
- Durchfeuchtung und Verlust der Barrierefunktion durch Leckage an den Maskenrändern, Maskenwechsel bei längerer Tragedauer empfohlen
- Kontamination der Maskenränder durch kontaminierte Hände und wiederholtes Zurechtrücken der Masken
- Abstumpfung gegenüber der Anwendung der allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen (s.o.) durch „trügerische Sicherheit“
- Verständigungsprobleme mit Gehörlosen, die ansonsten lippenlesen
- Periorale Dermatitis
- Potentielle psychische Beeinträchtigung insb. bei Pat. mit posttraumatischen Belastungsstörungen nach Gewalterlebnissen, mögliche Verunsicherung einzelner Patient:innen durch fehlende nonverbale Kommunikation bei verschleierter Mimik
Gesellschaftliche Strategien zum Infektionsschutz
Die folgende Übersicht fasst allgemeine Konzepte und Strategien zusammen. Die Teilkonzepte „Eindämmung“, „Schutz“ und „Folgenminderung“ sind nicht als Stufenplan, sondern als situativ adaptiert anzuwendende Strategiebausteine zu denken. Maßnahmen müssen ständig der Dynamik einer Pandemie folgend angepasst und auf ihre Wirksamkeit geprüft werden.
- Übergeordnete Ziele aller Maßnahmen des Pandemieplans [634]
- Verringerung der Anzahl schwerer Verläufe und der Sterblichkeit
- Sicherstellung der medizinischen Versorgung
- Aufrechterhaltung systemrelevanter öffentlicher und privater Dienstleistungen
- Bedienung des Informationsbedarfs zum Pandemiegeschehen für politische Entscheidungsträger:innen
Je nach Dynamik eines Ausbreitungsgeschehens können gemäß Pandemieplan weitere Maßnahmen gesellschaftlicher Anstrengungen für den Infektionsschutz notwendig werden!
Eindämmung („Containment“)
- Allgemeine Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens [635]
- Erfassung von Infektionen und Infektionsherden (sog. „Cluster“) durch Testung von Verdachtsfällen
- Kontaktpersonenmanagement siehe COVID-19 - Klinisches Management milder Verläufe
- Beobachtung und Erfassung der Infektionsausbreitung
- ggf. unter Nutzung wirksamer Apps [28][636]
- Anordnung häuslicher Quarantänemaßnahmen
- Gebot bzw. Anordnung von allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen wie
- Abstand, Mund-Nasen-Bedeckung [627] und Händehygiene. siehe auch COVID-19 - Aufklärungsmaßnahmen zu Infektionsschutz und Prävention
- Hygienekonzepte für den öffentlichen Raum, Laden- und Gastronomiegeschäfte bzw. Veranstaltungen
- Kommunikation von Ausbrüchen in Medien [637]
- Erfassung von Infektionen und Infektionsherden (sog. „Cluster“) durch Testung von Verdachtsfällen
- Ziele: Gewinn von Zeit für bestmögliche Vorbereitung („Wellenbrecher-Analogie“), siehe auch COVID-19 - Vorbereitung von Gesundheitseinrichtungen
- Durchbrechung von Infektionsketten und Hinauszögerung einer Erkrankungswelle
- Gewinnung besserer Erkenntnisse bezüglich zu schützender Risikogruppen für schwere Verläufe
- Entwicklung spezifischer Präventions- und Therapieformen
- Siehe auch COVID-19 - Impfstoffentwicklung,