- Klinik
Antiphospholipid-Syndrom
Abstract
Beim Antiphospholipid-Syndrom (APS) handelt es sich um eine Thrombophilie, deren Grundlage die Bildung von Autoantikörpern gegen an Phospholipide gebundene Proteine (z.B. Lupus-Antikoagulans, Anticardiolipin, Anti-β2-Glykoprotein-I) ist. Es kommt zu einer erhöhten Gerinnungsneigung und somit gehäuft zu Thrombosen mit etwaigen ischämischen Folgen. In etwa der Hälfte der Fälle tritt das APS sekundär neben einer anderen Grunderkrankung (z.B. systemischer Lupus erythematodes) auf. Behandlungsziele nach Diagnosestellung eines APS sind die erfolgreiche Akutbehandlung einer Thromboembolie, vor allem aber die Sekundärprophylaxe zur Verhinderung weiterer schwerer Ereignisse und die Senkung des Abortrisikos bei Frauen mit Kinderwunsch.
Ätiologie
- Primär
- Sekundär
Pathophysiologie
- Die genaue Pathophysiologie ist nicht eindeutig geklärt. Folgende Pathomechanismen werden angenommen:
- Die Antikörper bilden nach Bindung an Phospholipide Komplexe mit Inhibitoren der Gerinnung (z.B. Protein C und S), was zu einer Hyperkoagulabilität führt
- Verminderter Abbau des Xa-Va-Phospholipid-Komplexes nach Bindung der Antikörper an Phospholipiden → Hyperkoagulabilität
Symptome/Klinik
Das APS fällt durch rezidivierende Thrombosen und Thromboembolien auf (von denen jedes Organ betroffen sein kann):
- Komplikationen in der Schwangerschaft: Wiederholte Aborte
- Hautmanifestationen: Ulzera, Livedo
- Neurologische Manifestationen: Ischämischer Schlaganfall, Sinusvenenthrombose, Amaurosis fugax etc.
- Weitere Manifestationen (z.B. Herz → Kardiale Thromben, Nieren → Nierenarterienstenose, Nebennierenrinden → Morbus Addison)
Diagnostik
Diagnostische Kriterien eines APS
Die Diagnose APS ist zu stellen, wenn von den folgenden Kriterien je ein klinisches und ein serologisches erfüllt ist
- Klinische Kriterien
- Arterielle oder venöse Thrombosen (mind. 1)
-
Komplikationen in der Schwangerschaft
- ≥1 Abort nach der 10. Schwangerschaftswoche oder ≥3 Aborte vor der 10. Schwangerschaftswoche, die nicht durch andere Ursachen zu erklären sind
- Frühgeburt wegen Präeklampsie oder Plazentainsuffizienz
- Laborkriterien: Serologischer Nachweis von Anti-Phospholipid-Antikörpern
- Lupus-Antikoagulans: Das Lupus-Antikoagulans ist ein Anti-Phospholipid-Antikörper, der nicht direkt bestimmt werden kann. Durch Nachweis bestimmter Kriterien (z.B. Verlängerung eines phospholipidabhängigen Gerinnungstests) wird indirekt auf ein Vorhandensein geschlossen
- → Verlängerte aPTT trotz erhöhter Thromboseneigung
- Anti-Cardiolipin-Antikörper
- Anti-β2-Glykoprotein-I-Antikörper
- Weitere prokoagulatorische Antikörper
- Lupus-Antikoagulans: Das Lupus-Antikoagulans ist ein Anti-Phospholipid-Antikörper, der nicht direkt bestimmt werden kann. Durch Nachweis bestimmter Kriterien (z.B. Verlängerung eines phospholipidabhängigen Gerinnungstests) wird indirekt auf ein Vorhandensein geschlossen
Weitere mögliche Befunde
Therapie
- Therapieziele
- Akutbehandlung und Sekundärprophylaxe thromboembolischer Ereignisse und Schwangerschaftskomplikationen
- Bei sekundärem APS: Behandlung der Grunderkrankung
- Akutbehandlung
- Intravenöses unfraktioniertes Heparin oder subkutanes niedermolekulares Heparin
- Bei disseminierten lebensbedrohlichen Thromboembolien: Versuch der Eliminierung der Antikörper → Hochdosierte Glucocorticoide, Plasmapherese und/oder Immunglobuline
- Sekundärprophylaxe: Nach der Akutbehandlung wird die Wahl der Substanzen in Abhängigkeit vom Rezidivrisiko individuell getroffen
- Bei eher niedrigem thromboembolischen Risiko: ASS in niedriger Dosierung
- Bei eher erhöhtem Risiko ohne Schwangerschaftswunsch: Orale Langzeitantikoagulation mit Phenprocoumon erwägen (für weitere Hinweise und Empfehlungen zur Antikoagulation: siehe Therapeutische Antikoagulation - klinische Anwendung)
- Bei Schwangerschaftswunsch (zur Prophylaxe von Aborten): Niedermolekulare Heparine + ASS
Studientelegramme zum Thema
- Studientelegramm 47-2018-1/3: Rivaroxaban vs. Warfarin beim Antiphospholipidsyndrom
- Studientelegramm 27-2018-1/3: Antiphospholipid-Antikörper und Thromboserisiko
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Kodierung nach ICD-10-GM Version 2019
- D68.-: Sonstige Koagulopathien
- D68.6: Sonstige Thrombophilien
- Antikardiolipin-Syndrom
- Antiphospholipid-Syndrom
- Vorhandensein des Lupus-Antikoagulans
- D68.6: Sonstige Thrombophilien
Quelle: In Anlehnung an die ICD-10-GM Version 2019, DIMDI.